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Der (Live) - Musiksommer 2020 bei mir

in Konzertberichte 2020 und 2021 14.11.2020 16:48
von SN-Nittel | 329 Beiträge | 724 Punkte

Der Musiksommer 2020

Das Jahr 2020… Im März ging alles rasant, ganz schnell und Schwupps war plötzlich Mitte des Monats alles dicht.
Noch ein Konzert mit der quicklebendigen Rockröhre Stacie Collins und ein letztes Konzert mit Physical Graffiti. Da war bereits klar, dass die Led Zeppelin Songs erstmal die letzten sein werden. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber die Pause war erst sehr lang und ein Termin platzte dann nach jedem anderen. Auch Unverständnis für die Maßnahmen machte sich breit..., der Frühling kam und die Open Airs sind zu Träumen geworden.

Nachdem im Mai erste Kneipen mit so genannten „H.-Konzepten“ wieder öffnen durften, gab es Ende Juni die erste kleine Live-Mugge mit „Edgar und Marie“ in einer Freiberger Kneipe. Endlich wieder paar alte Coverdinger live beim Bierchen..., man ist ja bescheidener geworden. Na gut und die Hoffnung auf mehr kam auch.
Leider machten staatliche Verordnungen vieles zunichte und somit gingen die Ausfälle weiter. Keiner hatte Bock auf Konzerte mit angezogener Handbremse und so konnte auch wenig Stimmung aufkommen.
Trotzdem gab es am Horizont einige Hoffnungsschimmer. So auch der Palais Sommer in Dresden, wo auf großer Wiese locker Kulturbeiträge für bis zu 1000 Besuchern pro Veranstaltung angeboten und genutzt wurden. Auch Musikkonzerte waren dabei und bei diesen Events war nur die Teilnehmerzahl durch „kostenlose Platztickets“ begrenzt.

Ich habe diese Veranstaltung 3 mal besucht und wurde nicht enttäuscht. Bei allen Events strahlte die Sonne und es war sommerlich warm. Das passte schon mal. Los ging es am 26.07.2020 mit „108 Fahrenheit“ und Frontmann Kai Niemann. Volle Bude oder besser gesagt besetzte Wiese und ein Sound, der sich hören lassen konnte: Deutscher Pop und Rockmusik mit Anspruch wie auch toller eigener Stimme. Die Ostsachsen konnten mich mit ihrer Musik voll überzeugen, auch technisch astrein. Da verstand jeder sein Handwerk. Eine echte Empfehlung und sehr schade, dass sie so wenig bekannt sind.

Vier Tage später stand dort der norwegische Liedermacher „Moddi“ mit Partnerin auf der Bühne. Auch dieses Konzert hatte seine aufmerksamen Zuhörer gefunden. Der fast jungenhafte Skandinaver konnte durch gefühlvolle und kritische Folksongs überzeugen und hatte ein sehr breites Spektrum zu bieten. Auch wenn nicht alles „topp“ bei mir ankam, hatte er paar tolle Songs auf dem Schirm. Eine Scheibe dieses Neulings (für mich) musste also mit ins eigene Archiv. Ich höre einige seiner Songs sehr gern an. Es ist eine Musikrichtung, die mir sehr zusagt. Handmusik mit viel Zeitlosigkeit und einer Brise Dylan drin.

Der sommerliche August brachte dann noch zwei Open Airs an Samstagen in der Moosheide im Erzgebirge. Die „Waldkneipe“ lud endlich zum Blues u. Folk ein. Am 1.8. gaben die Rockurgesteine “Wind, Sand und Sterne“ aus dem Westerzgebirge um Stefan Gerlach ein Stelldichein. Da war natürlich der Biergarten voll und wie nicht anders bekannt, spielten die Mannen über 3 Stunden Blues, Rock, Cover und erzgebirgische Mundart. Bei der Band weiß man, was man kriegt und dass sie gerne spielen (auch in schweren Zeiten). Es war ein gelungener Sommerabend im Wald mit Musik von Gerlach bis Stones sowie von Dylan bis Erzgebirgsvolksmusik.

Auch der zweite Gig am 15. August mit Jürgen Kerth und Band hatte seine Fans. Die Blueslegende aus Thüringen war nach Sachsen gekommen, spielte sein Programm und ist sich treu geblieben, so war auch sein Konzi: unaufgeregt und mit Leidenschaft zelebrierte er seine Klassiker. Kerth ist immer hörenswert und eine Legende für Blueser im Osten. Jürgen Kerth kann es einfach mit seiner Migma Gitarre und ich glaube, selbst im Schlaf spielt er so gut wie auf der Bühne. Die Fahrt nach Mossheide hat sich gelohnt, auch das Feeling dort stimmte.

Dazwischen ging es noch mal zum Palais Sommer nach Dresden. "Kliffs" aus Kanada hatten sich mit Popklängen und einem kleinen Hauch Folk angesagt. Besonders der Frontmann Mark Berube konnte musikalisch überzeugen. Das Trio war für mich etwas neues und nicht schlecht.

Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Endlich hatte auch die "Kulturbastion" Torgau etwas Feines im Programm. Engerling und Monokel gaben sich an der Elbe die Ehre und das konnte nur gelingen. Nach anfänglichem Unbehagen über gewisse Einschränkungen wurde es schnell lockerer und die Stimmung besser. Die Bluesszene war zu Gange und die Bands freuten sich, endlich wieder mal ihr Können zu zeigen wie auch die zeitlosen Ostbluesgranaten unters Volk zu bringen. Somit war es ein Abend, der etwas an alte Zeiten erinnerte. Engerling heizte ein und Monokel hielt die Temperatur hoch. So muss es sein und jeder Song war natürlich jedem bekannt. Der Ostblues lebt noch und die Szene auch!
Der Sommer verabschiedete sich langsam und mein letztes Open Air stand an. Der Frohburger Rockclub hatte sein „Around the Blues“ nach draußen verlegt wegen…, nun ja ihr wisst schon. Leider wurde es kühl und regnerisch. Dennoch kamen die Fans aus allen Bundesländern nach Priessnitz und hörten unter´m Dach den Bluesklängen von „Exile“ „Pistoleros“ und „Krissy Matthwes“ zu. Die Ostbands konnten mich voll überzeugen, Krissy nicht so ganz. Trotzdem hat uns die Musik und der Glühwein bei 5 Grad draußen auch innerlich gewärmt. Exile spielten feine Klassiker und die Pistoleros hatten neben leichten Countryklängen auch einen Monokelblock dabei. Das war gut.

Somit ging ein ganz anderer Open Air Sommer zu Ende mit vielen Entbehrungen, Hoffnungen und Befürchtungen, die leider bis heute nicht überwunden sind. Besonders die kleine Kulturszene musste massiv schlucken, Einbußen hinnehmen und bekam eine Art „Berufsverbot“ aufgezwängt. Was hat es geholfen? Diese Frage muss und möchte ich hier nicht beantworten.





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RE: Der (Live) - Musiksommer 2020 bei mir

in Konzertberichte 2020 und 2021 15.11.2020 13:58
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Herzlichen Dank für Deine persönliche Rückschau, lieber Steffen.

Es war und ist auf unsere Muggenpilgerei bezogen ein sehr schwieriges Jahr. Nach dem strengen Lockdown von März bis Ende Mai, konnten wir ab Pfingsten wenigstens wieder kleinere open air-Muggen besuchen. Das hat mir persönlich sehr geholfen, durch diese Monate zu kommen.

Momentan sind wir jetzt im nächsten (Teil-)Lockdown. Keiner weiß, ob das etwas nützt und wie lange es dauert. Mein Optimismus und meine Zuversicht halten sich derzeit in Grenzen. Ich denke, dass die Kulturszene nach dieser Pandemie anders aussehen wird.

Gruß Kundi


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