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Laibach, Opus Dei, 1987

in CD-, DVD- und Buchveröffentlichungen 27.10.2019 19:18
von genitiv64 | 196 Beiträge | 450 Punkte

In letzter Zeit habe ich mir mal wieder ein paar Mal eine CD angehört, zu der ich mal eine Rezension schreiben möchte, auch wenn es etwas holprig sein sollte. Um das besser zu verstehen, stelle ich ans Ende mal ein paar Videos von Songs der LP, vom Kanal von Laibach.

Bevor ich starte, muss ich erzählen, wie ich zu dieser CD gekommen bin, und was der Hintergrund ist.

Es ist die LP/CD Opus Dei von Laibach. Irgendwann bin ich mal auf Laibach gestoßen, ich weiß nicht mehr wann und wo das war. Jedenfalls wusste ich, es ist eine slovenische, bzw. jugoslawische Band. Und irgendwann vor etwa 8 Jahren habe ich mir dann Videos der Band auf YT angesehen. Gegründet im Jahr 1980 in Trbovllje, gab man sich den Namen „Laibach“. Schon das ist eine Provokation an sich, ist das doch der Name der Hauptstadt von Slowenien, Ljubljana, in der deutschen Form, wie zu Zeiten der Habsburger Monarchie, als Slowenien Bestandteil dieses Kaiserreiches war. Das Logo, „das schwarze Kreuz“, oder später das schwarze Kreuz in einem Zahnrad oder auch interpretierbar als Sonnenkreuz, das erinnert schon an schlimme Zeiten. Die Uniformähnliche Kostümierung, auch das kann man fehlinterpretieren. Laut Wikipedia waren sie eine Zeitlang verboten, sowohl der Name als auch Konzert. Bei einem Konzert wurde ein Pornofilm über einen Film mit Josip Broz Tito projiziert, was zu einem Eklat führte.

Hört man sich und sieht man sich die Videos an, irgendwie erinnert das an Rammstein. Denn auch Rammstein verwendet ja das schwarze Kreuz in einer Form als Logo. Ob es da einen Zusammenhang gibt, das kann ich nicht beantworten, wie gesagt, gründete sich Laibach doch schon 1980. Ich möchte auch nicht das Wissen der Wikipedia wiedergeben, wer möchte kann sich selber einlesen.

2015 waren wir zum Urlaub in Slovenien. Ein Ausflug führte uns nach Ljubljana. Da wollte ich mir auch eine CD von Laibach kaufen. In der Altstadt von Ljubljana fanden wir einen CD Laden, der hatte aber wieder keine CD´s von Laibach. Stattdessen kaufte ich mir eine 3fach CD mit serbischen Blaskapellen. Das ist nicht der richtige Name, Brasband ist vielleicht besser. Ich sage nur Marko Markovic. Das ist aber schon wieder ein anderes Thema, zu dem ich irgendwann mal was schreiben muss. Das Orchester von Marko Markovic ist da auch mit drauf.

Ich habe noch ein anderes Hobby, das heißt Postcrossing. Als ich einmal eine Karte nach Slovenien gesendet habe, habe ich die Story geschrieben, ich war in Laibach, und bekam keine CD von Laibach. Da kam das Angebot zurück, ob sie mir nicht eine CD von Laibach schicken soll. Da habe ich sofort ja gesagt. Da wurde ich noch gefragt, was es denn sein soll, und da ich ein paar Videos von Opus Dei kannte, habe ich mir das gewünscht. Das Geld wurde überwiesen, 3 – 4 Wochen später war die CD da. Ich war fasziniert, äußert einen Gedanken, und es wird einem geholfen. Man bekommt einen Vertrauensvorschuß, oder man gibt Vertrauen, und bekommt etwas zurück. Das ist mir mit Postcrossing auch noch ein anderes Mal passiert. Ich habe jemanden mal gefragt, wo es eine spezielle Ansichtskarte gibt. Da erhielt ich als Antwort, er kann sie mir ja schicken, wenn ich das Geld überweise. Das ist geschehen, und die Karten kamen an. Aber auch das ist wieder ein anderes Thema.

Jetzt aber zur Rezension. Opus Dei erschien 1987. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Slavko Avsenik Jr. mit an der Produktion beteiligt war. Slavko Avsenik Jr. ist der Sohn von Slavko Avsenik, Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer sage ich nur. (Wir sind an dem Gasthaus vorbeigefahren, wo wöchentlich bekannte Oberkrainer Gruppen aufspielen, das habe ich zum damaligen Zeitpunkt nicht gewusst, sonst wäre ich da mal im Urlaub hingegangen). An dieser Stelle muss mal wieder gesagt werden, man sollte nie auf andere Stile hinabsehen, denn es gibt Verbindungen, die sind unglaublich.

Auf dem Cover sind unter anderm 4 zusammen gebundene Beile zu sehen, die ein Swastika bilden (Hakenkreuz), von denen Blut tropft, und ein Typ, in einer völkischen Darstellung.

Der erste Song ist Leben heißt Leben. Es ist ein Cover von Opus Live is Live, aber in einer deutschen Übersetzung. Auf jeden Viertel Takt kommt die Bassdrum, der Synthie spielt das Thema, der Sänger (Milan Fras?) singt den Song mit einer tiefen Stimme. In der Mitte kommt dann auch E-Gitarre zum Einsatz. Das r wird ohne Ende gerollt. Irgendwann konnte ich Live is Live von Opus nicht mehr hören. Damals habe ich auch den Text nicht verstanden. Hört man die Version von Laibach, das ist ja schon fast philosophisch. Und da höre ich auch das Original mal wieder ganz gerne.

Danach folgt ein Cover von Queens One Vision. Wieder in einer deutschen Übersetzung. Ein exzellentes Cover. Ein treibender Marschrhythmus vom Drum, keine Gitarren, der Synthesizer gibt die Melodie, wobei das Thema auch von Bläsern übernommen wird, da wirkt es wie Fanfaren. Würde ich den Text ohne den Hintergrund zu wissen, auf Deutsch singen, man würde mich in die rechte Ecke stellen:

Ein Mensch, ein Ziel,
und eine Weisung.
Ein Herz, ein Geist
nur eine Lösung.
Ein Fleisch, ein Blut,
ein wahrer Glaube.
Ein Ruf, ein Traum,
ein starker Wille.
Gebt mir ein Leitbild.


Als nächstes folg Leben – Tod. Es beginnt wieder mit einem prägnanten Drumrhythmus, auf den ein Gitarrenriff gelegt wird. Dann kommt mehr oder weniger ein Sprechgesang, das ist schon wieder episch, in der Kurzform: Es gibt ein Leben vor dem Tod, wir geh´n zusammen und das wird wahr, es gibt ein Leben vor dem Tod, gegeben war der Tod dem Leben.

Jetzt folgt F.I.A.T. Es beginnt mit einem Trompeten Motiv, überlagert von Paukenschlägen und einem Synthie Motiv. Darauf wird mit dieser tiefen Stimme ein englischer Text gesprochen. Wenn ich das höre muss ich an den ersten oder zweiten Terminator Film denken.

Der fünfte Song ist Opus Dei, Live is Live, das Cover von Live is Live in englisch, aber ohne Reggea und ohne Gute Laune La La La La. Schlagzeug, Synthie und Fanfaren. Das wird hier zur Hymne.
Trans-National ist der nächste Song. Es startet mit einem Trompetenmotiv, dem folgt ein Trommelrhytmus, der wird überlagert von einem englischen Text und wieder Synthie-Klängen, wobei auch mal der Bass zum Einsatz kommt.

How the west was won. Beginnt mit einer Fanfare, und einer E-Gitarre. Der Gesang ist mehr ein Sprechgesang.

Der letzte Song der LP ist The great seal. Es zieht sich durch. Ein Marschrhythmus, Fanfarenklänge und ein Text über Kämpfen und nicht aufgeben.

Auf der CD sind dann noch 4 Zugaben, vom Soundtrack „Baptism“. Her-Felde, Jägerspiel, Koza (Skin) und KRST (Baptism). Das sind nach meiner Meinung Klangcollagen, mit Textcollagen. Sollte man sich mit Kopfhörern anhören. Die Text auf Deutsch, und slowenisch.

Laibach, speziell diese LP ist keine leichte Kost. Wenn man sich aber die Videos anschaut, dann sage ich mir zumindest, und das war 1987, in einem sozialistischen Land, das war schon Provokation pur. Die Ästhetik der Videos erinnert an Leni Riefenstahl. Auch der Titel, Opus Dei. Das Opus Dei ist eine Institution in der katholischen Kirche. Die Videos, die Künstler angezogen mit Uniformen, die an die Wehrmacht erinnern, das ist etwas, womit man im Sozialismus provozieren konnte. Aber allein die Titel Leben heißt Leben, Geburt einer Nation, Leben – Tod, und Opus Dei machen dieses Werk hörenswert. Der Sound, da fragt man sich, wer hat bei wem geklaut, Raumstein bei Laibach, oder wer wurde von wem inspiriert.

Laibach stehen auf meiner Wunschliste, da muss ich hin. Wenn sie mal in Dresden, oder Leipzig sein sollte, da werde ich schon mal hinfahren.

Homepage von Laibach.

Wikipedia Eintrag über Laibach.









Videos wurden durch Admin. Kundi am 28. Oktober 2019 gegen 05:30 Uhr ordnungsgemäß eingebettet

zuletzt bearbeitet 28.10.2019 05:31 | nach oben springen

#2

RE: Laibach, Opus Dei, 1987

in CD-, DVD- und Buchveröffentlichungen 28.10.2019 09:34
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Herzlichen Dank für diese sehr interessante Band- und CD-Vorstellung, lieber Andreas.
Voererst konnte ich aus Zeitgründen das vorliegende Material an Text und Videos nur überfliegen, aber
auch das hat mich schon "schlauer" gemacht.
Um richtig in diese Materie einzusteigen, muss man sicher aber wirklich mal Zeit nehmen.

Gruß Kundi


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