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MONOKEL KRAFTBLUES & SHOPHONKS 24. Januar 2020 "Tante Ju" Dresden
MONOKEL KRAFTBLUES & SHOPHONKS 24. Januar 2020 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 13.02.2020 20:26von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Gut gestärkt nach der abendlichen Einnahme von Speis und Trank ging ich am Abend des 24. Januar 2020 daran einen anderen Hunger zu stillen. Nämlich den Hunger nach guter live gespielter und handgemachter Mugge. Dazu musste ich aber das Haus verlassen und ein paar Kilometer fahren „Bye, bye Lübben City und endlich kann er wieder auf Tour“. Nein, ich bin nicht aus Lübben, sondern ich bin ein „Landei“ aus einem kleinen Kaff in der sächsischen Oberlausitz. Aber sonst passt das alles schon. Auch ich wollte „Nie wie Vater“ sein und auch nicht wie „Paule Glotzmann“ enden. Lübben steht hier sinnbildlich für jedes miefige, piefige und langweilige Provinznest. Den regulierten, langweiligen und vorgezeichneten Bahnen des Kleinstadtlebens konnte man erst als Jugendlicher real zeitweise entfliehen, vorher blieb dazu nur der eine oder andere „Kindertraum“.
Wieder einmal half mir mein treuer Reisebegleiter CEEDrik dabei die Entfernung von meiner heimischen Hazienda bis zu Dresdens besten Liveclub „Tante Ju“ angenehm und in angemessener Zeit zu überwinden. Nicht nur deswegen hat sich mein kleiner fahrbarer Untersatz eigentlich längst den Ehrennamen Boogiemobil verdient.
„Er heißt Andreas, Micha oder Frank und kommt aus Lübben, Frankfurt oder anderswo…“ Ich heiße weder Andreas, Micha noch Frank und komme auch nicht aus Lübben und aus Frankfurt/Oder schon gar nicht, aber diese Hymne „Bye, bye Lübben City“ ist Teil meines Lebens und sie beschreibt eigentlich sehr gut das Lebensgefühl von uns aktiven Konzertnomaden, Muggenpilgern und Konzertgängern.
Auch wenn der Song schon mehr als 3 Jahrzehnte und ebenso eine Zeiten- und Systemwende auf dem Buckel hat, ist er in seiner Grundaussage immer noch höchst aktuell.
„In der Woche ist er Koch oder Stift oder Schlosser bei Meister Sowieso“. Meine Lehrzeit ist lange vorbei, Schlosser und Koch bin ich auch nicht, aber von Montag bis Freitag bestimmt auch die Arbeit meinen Tagesablauf. Wie die „Schwarze Marie“ werde ich dafür auch nicht mit Gold beschmissen, aber ich habe deswegen keinen Grund zu klagen. „Möchte ohne Not oder Kummer ewig leben“ ist ein gutes Motto für meine Vorstellungen vom Dasein. Ich möchte einfach weder „Wie die Großen“ noch in „Berlin“ leben.
Am Wochenende muggenpilgernd auf Achse zu sein, Menschen zu treffen und kennenzulernen, mitreißende Konzerte zu erleben und auch mal ordentlich zu feiern – das ist für mich immer noch Freiheit und zwar meine ganz persönliche. In unserer Jugendzeit haben wir fast selbstmörderisch nicht nur im Schilkinsee gebadet und dessen Monster herausgefordert. Es waren wilde Zeiten und neben der Musik berauschten wir uns eben auch mit Fusel. Wir haben scherzhaft gesagt, dass man von einigen hochprozentigen Kreationen unser staatlichen Schnapsbuden in Meerane, Nordhausen, Cottbus, Berlin usw. blind werden kann, aber ein Auge wollten wir immer riskieren.
Von Goldbrand, über Pfeffi, Mocca Edel bis hin zu Primasprit-Cola wurde fast alles gebechert, manchmal bis zum Umfallen. Blind bin ich selbst von Klarer Juwel, Apricot-Brandy, Timm’s Saurer oder Gotano-Wermut zwar nicht geworden, aber eine Leserille brauche ich heute schon. Heute können wir auch darüber noch lachen und sagen das wir „Immer noch da“ sind.
Ich hatte unsere geliebte Kraftblues-Brigade MONOKEL eine ganze Weile nicht live erlebt. Das erklärte meine Vorfreude und meinen damit verbundenen lauten Gesang während der Fahrt. „Die Musik, die da gespielt wird, wo er hin will hat er lange schon im Ohr“ Natürlich lief zur Einstimmung Musik von MONOKEL und die Klänge trieben mein Adrenalinpegel gleich freudig und erwartungsfroh nach oben. Ich war also schon leicht aufgedreht als ich „Tante JU“ erreichte und betrat.
Dresdens bester Liveclub war an diesem Freitagabend beachtlich gut besucht. Die Atmosphäre war locker und erinnerte fast an ein Klassentreffen. Wenn man jahrelang bei den KRAFTBLUESern vor der Bühne steht, lernt man dutzende lieber Menschen kennen. Aber eine so geballte Ansammlung von MONOKEL -Fans sieht man auch nicht bei jedem Gig.
Sie hatten sich alle versammelt, um puren, kraftvollen Blues und Bluesrock (Kraftblues eben, wie wir ihn kennen und lieben) zu hören, Freunde zu treffen, ordentlich abzufeiern und um auf die guten, alten Zeiten zurückzublicken.
Doch bevor die Kraftblues-Turbine angeworfen wurde, dauerte es noch eine Weile.
Zunächst heizten nämlich die SHOPHONKS aus dem Erzgebirge der Meute vor der Bühne und dem Laden ordentlich ein. Dem Trio eilt ja schon seit Jahren ein sagenhafter Ruf voraus. Insbesondere live sollen die Jungs es ordentlich krachen lassen. Ich war deswegen sehr gespannt auf die SHOPHONKS und ich wurde auch nicht enttäuscht.
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Die Band wurde im Jahr 2010 gegründet und spielt seit 2014 in dieser Trio-Besetzung. Wie THE LATERISER oder MIKE SEEBER gehören die SHOPHONKS für mich zur nachrückenden Generation der aktiven (Ost-)Rock- und Bluesszene. Man kann also auch sagen, dass dieses Doppelkonzert von MONOKEL KRAFTBLUES und den SHOPHONKS in Dresden auch ein Treffen der Generationen war.
„Alone on the Road“ aus dem Jahr 2015 heißt das erste Album des kräftig Gas gebenden Trios um den Frontmann und Gitarristen Toni Nickl. Der Junge sieht zwar aus wie der Traum aller künftigen Schwiegermütter, ist aber ein Rocker von echtem Schrot und Korn. Mit seiner charismatischen Stimme und seinem Gitarrenspiel kann er voll überzeugen und begeistern.
Die SHOPHONKS brutzelten in der Tante Ju mit E-Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug ein deftiges, heißes und kräftiges Stück Rock ’n Roll auf dem Grill namens Bühne. Wer so lebendig rockt und dabei abgeht wie Schmidts Katze braucht sich dazu auch nicht besonders aufbrezeln.
Die 3 Herren waren alleine schon durch ihr handwerkliches Können, ihre leidenschaftliche und spielfreudige Darbietung der Mittelpunkt, zwar noch nicht des Universums, aber immerhin des Publikums der gut besuchten Spielstätte im Dresdner Industriegelände.
Die Musik der SHOPHONKS kam sehr frisch, druckvoll und energiegeladen herüber. Das war schon ein fettes Brett Livemugge, was uns diese Milchgesichter um die Ohren knallten. Da war alles drin was das Herz eines Rockfans eigentlich begehrt. Es waren laute schnelle Nummern ebenso zu hören wie etwas sanftere Töne. Diese SHOPHONKS passen nicht in die üblichen Musikschubladen. Sie sind musikalisch vielseitig und in der Breite von melodiösen Rock bis hin zum wohlklingenden Hardrock unterwegs.
Übrigens hat der Bandname SHOPHONKS nichts mit dem Schimpfwort Honk und auch nichts mit einem herkömmlichen Shop zu tun.Honk steht ja im alltäglichen Sprachgebrauch eigentlich als Abkürzung für „Helfer ohne nennenswerte Kenntnisse“. Den Musikern der SHOPHONKS gefiel einfach das ungewöhnliche und trotzdem Eingängige der Wortschöpfung Shophonks.
Die SHOPHONKS spielten viele ihrer eigenen Songs und sie wagten sich auch an das eine oder andere Coverstück (LED ZEPPELIN). Leider haben sich diese HONKs für die englische Sprache entschieden. Das finde ich ein wenig schade, aber das ist eben auch Geschmackssache.
Bassist Rene Gläser spielte und bewegte sich wie im Rausch. Der Mann zog immer wieder die Blicke auf sich. Da fragte man sich unweigerlich scherzhaft und mit einer Portion Neid, was der Junge wohl genommen hat. Dabei fällt mir ein, dass Rene der dritte Bassgitarrist mit Nachnamen Gläser ist, der mir in letzter Zeit untergekommen ist. Die anderen beiden sind Robert Gläser (APFELTRAUM, Solo, Ex-SIX) und Rico Gläser (Ex-SILKE UND DIE HURENSÖHNE, EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER, HARVEST).
Schlagzeuger Max Meyer bringt die musikalische Sache SHOPHONKS mit seinem Spiel auf den berühmten Punkt. Druckvoll und immer im richtigen Takt agierend hält er eigentlich die Band zusammen. Er harmoniert bestens mit dem Bass von Rene Gläser sowie der Gitarre und der Stimme von Toni Nickl.
Das war der blitzsaubere Auftritt einer aufstrebenden Kapelle, der Spaß gemacht hat und das Publikum auch glänzend unterhalten hat. Die SHOPHONKS wurden völlig zu Recht mit viel Beifall und Lob für diesen Abend von der Bühne verabschiedet. Den Namen werden sich aber viele Leute für weitere Unternehmungen gemerkt haben.
Nach der Umbaupause wurde die Kraftbluesturbine angeworfen und unsere beliebte mobile Unterhaltungsbrigade MONOKEL kam endlich aus ihrem Backstage-Versteck, um ordentlichen und famosen Blues-/Bluesrock-Lärm zu fabrizieren. Die Meute vor der Bühne jubelte und stand von der ersten Sekunde an voll hinter ihrer Band.
Eine besondere Freude war es für mich auch endlich Michael „Lefty“ Linke wieder auf der Bühne zu sehen. Micha hatte und hat ja seit einiger Zeit mit diversen gesundheitlichen Problemen, Operationen und Reha-Maßnahmen zu kämpfen, aber er lässt sich nicht unterkriegen. Auch wenn er auf Grund der OP’s derzeit sitzend singt und spielt, gibt er MONOKEL KRAFTBLUES durch seine menschliche Präsenz, seine markante Gesangsstimme und sein Gitarrenspiel die Seele zurück. Da er mittlerweile seit 1979 bei MONOKEL ist, kann man meiner bescheidenen Meinung nach eigentlich vom KRAFTBLUES-Urgestein oder Band-Methusalem sprechen. Dieser sympathische Vollblutmusiker schöpft ganz sicher auch aus solchen Auftritten Kraft und Motivation für seinen weiteren Heilungsweg.
MONOKEL KRAFTBLUES, war und ist immer noch und vor allem eine großartige Liveband. Besonders die scharfen, harten und variantenreichen beiden E-Gitarren sind prägend und auch Erkennungsmerkmal dieses Sounds aus der dampfenden Kraftbluesturbine.
Michael „Lefty“ Linke und Michael "Twango" Niedzwetzki duellierten sich mit ihren Gitarren, sie warfen sich gegenseitig die Töne zu und beide zelebrierten Gitarrenkunst der Güteklasse „A“. Das wuchtig-aggressive Schlagzeugspiel von Dicki Grimm und der satte Bass von Michael „Pitti“ Pflüger waren weitaus mehr als schmückendes Beiwerk. Ganz im Gegenteil, sie machten das sprichwörtliche Kraut erst so richtig fett. Die Konzertbesucher bekamen Rock und Blues mit Herz und Seele vom Allerfeinsten geboten. Das war wieder ganz solide Wertarbeit mit ganz viel Herz des MONOKEL-Quartetts.
Drei Musiker mit dem Vornamen Michael hat man auch nicht aller Tage in einer Band. Lefty kommentierte humorvoll, dass man sich doch auch DIE DREI MICHA’S nennen könnte.
MONOKEL KRAFTBLUES reißt die Leute mit ihrem Sound immer noch von den Sitzen und bringt sie zum Tanzen, Singen, Wippen und Mitsingen. Mit voller Kraft, Spielfreude und handwerklichen Geschick fährt dieses musikalische „Boogie Mobil“ nicht nur mir bei jedem Auftritt immer wieder unter die Haut.
Erwartungsgemäß enthielt die Liedfolge des Auftritts keine Überraschungen. Die Band zockte ihre größten Klassiker (einige davon habe ich in diesem Bericht schon in anderem Zusammenhang genannt) und streute ein paar internationale Nummern dazwischen.
Als MONOKEL KRAFTBLUES in der Tante Ju zum „Kindertraum“-Rundflug abhob, sah ich vor meinem geistigen Auge den leider bereits vor 4 Jahren verstorbenen Blueser54 den Blues tanzen. Matthias, du bist unvergessen und besonders bei MONOKEL KRAFTBLUES-Messen bist du für viele von uns immer im Herzen dabei.
Beim „Lumpenlied“ wurde der allseits bekannte Fan Uwe als Sänger auf die Bühne beordert.
Meine persönlichen internationalen Glanzstücke waren an diesem Abend „A Fool for Your Stockings“ von ZZ TOP und das Gitarrensolo mit den Motiven der „Moldau“ aus SMETANAs sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“. Bei der von "Twango" Niedzwetzki gespielten Klassik-Ausleihe fiel mir auf, dass sein Gitarrenspiel dabei eine gänzlich andere „Handschrift“ trägt. Aber gerade deswegen kam die Nummer auch sehr gut an.
Das Konzert endete mit Glücksgefühlen auf und vor der Bühne. Die Band badete nach getaner Arbeit freudestrahlend in einem Meer des Applauses und wir Fans wussten wieder mal, dass und warum wir MONOKEL KRAFTBLUES lieben. Bye, bye MONOKEL KRAFTBLUES – bis zum nächsten Mal und das hoffentlich bald.
Gruß Kundi
Fotos SHOPHONKS Teil 1
RE: MONOKEL KRAFTBLUES & SHOPHONKS 24. Januar 2020 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 15.02.2020 17:50von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: MONOKEL KRAFTBLUES & SHOPHONKS 24. Januar 2020 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 15.02.2020 17:52von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: MONOKEL KRAFTBLUES & SHOPHONKS 24. Januar 2020 "Tante Ju" Dresden
in Konzertberichte 2020 und 2021 17.02.2020 18:45von Kilmister • | 39 Beiträge | 85 Punkte
Hi Fan's...
Da ich auch da rumgesprungen bin, möchte ich mich auch melden...;-)
So wie Kundi schrieb war es, nämlich wunderschön...endlich mal wieder MONOKEL...
....und die Shophonks...so junge Leute...aber gespielt wie alte Hasen..
Hut ab....man merkt doch vereinzelt im Land, das die Blues und Rocksaat aufgeht...Klasse..!!!
Endlich mal wieder die alten Fan's gesehen und diesmal nicht zu knapp...
Bei mir steht ja bei solchen Konzerten immer die Musik im Mittelpunkt....
...diesmal war es ein bisschen anders...!!!
Meine Kirsche meinte...Ihr Quatscht hier wie die Waschweiber...Da vorn spielt die Musik...
Schön war's ALLES...Weiter so....
Let's Rock'n-Blues...LG Kilmister (Lutz)
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