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HELTER SKELTER am 14. Juni 2019 Marktbühne Stadtfest Pirna
HELTER SKELTER am 14. Juni 2019 Marktbühne Stadtfest Pirna
in Konzertberichte 2019 und älter 04.07.2019 19:46von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Das Wochenende vom 14. bis zum 16.Juni 2019 ging es in Sachsen wieder hoch her. Der ganze Freistaat schien in Feierlaune zu sein. Stadtfest in Döbeln, die Bunte Republik Neustadt in Dresden, das Parkfest in Meerane sowie diverse andere Veranstaltungen hielten für die Anhänger gepflegter Livemusik eine Vielzahl von Konzerten bereit. Da fällt es wirklich manchmal schwer den Überblick zu behalten. Wenn unsereiner da up to date bleiben möchte, heißt das fleißig und akribisch Webseiten und Festprogramme zu durchforsten. Trotzdem gehen mir gelegentlich interessante Muggen durch die Lappen. Diesmal war für Freitag, den 14. Juni meine Entscheidung schon seit Monaten getroffen. Langwierige Internetrecherchen waren also nicht erforderlich. Auch ein Arbeitskreis war da entbehrlich, das lag aber auch daran, dass ich wieder mal allein unterwegs war.
Auf der großen Bühne des Stadtfestes Pirna hatte sich HELTER SKELTER angesagt. Die Band hatte ja Ende letzten Jahres die Internetumfrage der Kultur- und Tourismusgesellschaft, wer denn zum nächsten Stadtfest in Pirna auftreten, soll ziemlich deutlich gewonnen. Diese Umfrage nenne ich doch mal eine vorbildliche Bürgerbeteiligung. Mit der Bekanntgabe, dass HELTER SKELTER in Pirna spielen würden, waren alle Planungsmessen für mich also schon seit längerem gesungen.
Ich zottelte also mit meiner Blechkutsche in die Stadt an der Elbe. Ganz Pirna schien auf den Beinen und in der Altstadt unterwegs zu sein. Das herrliche Wetter, das Festprogramm, die Aussicht nette, fröhliche Menschen zu treffen sowie die Erwartung auf Speis und Trank lockten das Volk wohl in das Festgebiet.
Ich postierte mich mit Erreichen des Pirnaer Marktes direkt vor der großen Hauptbühne, welche schon für HELTER SKELTER hergerichtet war. Ein DJ strapazierte meine armen Nerven mit dem was wohl gute Laune verbreiten sollte und mit Hirnlos-Musik aus der Konserve. Er teilte unter anderem mit, dass sich der Konzertbeginn wegen einer Veranstaltung in der nahe gelegenen Kirche noch etwas verzögern würde. Erst wenn die Leute das Gotteshaus verlassen hätten, würde der Trubel auf der Bühne ordentlich losgehen. Außerdem räumten Stadtbedienstete derweil die ganzen auf dem Platz stehenden Biertischgarnituren weg. Das geschah wohl aus Sicherheitsgründen wie der Konservenmusik-Unterhalter von der Bühne aus verkündete.
Ich erfreute mich in der Zwischenzeit am schönen Sommerwetter und am Anblick des wirklich schönen Marktplatzes mit seinen Renaissance- und Barockfassaden. Schon der bekannte venezianische Stadtbildmaler Bernardo Bellotto (genannt Canaletto) verewigte diesen sehenswerten An- und Ausblick Mitte des 18. Jahrhunderts auf seinem Werk „Der Marktplatz zu Pirna“. Das Bild hängt übrigens in der Gemäldegalerie Dresden. Canalletto hat eben nicht nur die Stadtansichten großer Städte wie Dresden oder Warschau für die Nachwelt festgehalten, sondern auch dem beschaulichen Pirna mit 11 Gemälden sein Denkmal gesetzt.
Apropos Canaletto: nicht nur die Landeshauptstadt Dresden hat ihrCanaletto-Fest (das Stadtfest im August heißt seit ein paar Jahren so), in Pirna heißt der Weihnachtsmarkt seit dem Jahr 2013 Canaletto-Markt.
Gegen 20:15 Uhr verkündeten die BEATLES-Klänge von „Get Back“ das nahende Ende der HELTER SKELTER-Entzugszeit. Motiviert und gut gelaunt enterte die Kapelle die Bühne und mit „White Room“ von THE CREAM nahm die Stadtfestmugge von HELTER SKELTER ihren Lauf. Gitarrist, Frontmann und Stimmungsaufbauweltmeister Peter Schreiner stand bei diesem Song am Mikro und heizte den Pirnaern gleich ordentlich ein. So ein aktiver Bühnenarbeiter ist schon Gold wert und Peter ist bei HELTER SKELTER beileibe nicht der einzige Stimmungsmacher. Das gilt eigentlich für die gesamte Kapelle, denn alle Musiker beteiligen sich aktiv daran, die Stimmung ins Publikum zu tragen.
Der ganze Marktplatz war zu dieser Zeit mit mehreren tausend Menschen schon sehr gut gefüllt. Das Publikum ließ sich sehr schnell von der Band mitreißen und eine riesige Welle der Begeisterung schwappte über den Pirnaer Markt.
Beim nächsten Lied stieg dann auch Dan Lucas in die Mugge ein. Der Gitarrist und Sänger ist ja mit einer außergewöhnlichen Rockröhre gesegnet. Ich mag diese Stimme schon seit den KARUSSELL-Zeiten Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Damals hieß der Sänger noch schlicht Lutz Salzwedel. Der Künstlername DAN LUCAS kam erst viele später hinzu und hatte damit zu tun, dass DAN damals auch viel in Amerika unterwegs war und dieser Künstlername da viel besser passte. Für die Amis klingt der Name DAN LUCAS einfach viel besser und verständlicher als Lutz Salzwedel.
Die Musiker intonierten gemeinsam a capella den Anfang des Liedes „Carry On Wayward Son“ von KANSAS. Dieser Satzgesang war für mich der erste musikalische Höhepunkt des Abends. So eine astreine und schöne Singerei hört man auch nicht aller Tage von einer Rockband. Natürlich folgte der komplette Song auch und andere ebenfalls noch.
Bei Songs, die mich schon ein Leben lang begleiten wie „Highway Star“ und „Black Night“ von DEEP PURPLE „Radar Love“ von GOLDEN EARRING, URIAH HEEPs „Easy Livin‘“ wurde mein zufrieden-begeistertes Grinsen immer breiter und da der ganze Körper mitzappelte und mitzuckte, floss der Schweiß in Strömen. Es war an diesem Sommerabend in Pirna auch nicht gerade kalt in der City. Nebenbei sollte meine Nikon-Flinte auch Beute machen. Da
Im bunten Licht der Scheinwerfer drehte HELTER SKELTER immer mehr auf. Die Classic Rockshow der Band beinhaltet ja Songs der 60er, 70er und achtziger Jahre. Zu großen Teilen sind es auch die Kracher meiner Jugendzeit. Wieder und wieder möchte man diesen zeitlosen Liedern lauschen und das ganz besonders gerne, wenn HELTER SKELTER diese Stücke interpretiert. Die Bandmusiker tun das mit wahrer Meisterschaft und mit ganz viel Herz.
Der Aufwand, den die die Powerfrau Andrea und die 6 Männer betreiben ist schon sehr beachtlich. Alleine die vielen Instrumente, die zum Einsatz kommen, kann man schon als mittlere Musikinstrumente-Ausstellung bezeichnen. An die 20 Gitarren und Bässe, diverse Keyboards, Saxofone, das große Schlagzeug und dazu noch diverser Klein- und Percussion-Kram versetzen die Band in die Lage einen astreinen Sound zu kreieren. Die Songs bleiben dabei nah am Original, aber es ist auch immer noch genug Raum für eigene Interpretationsmöglichkeiten. Dieser Spagat zwischen „abkupfern“, „nachspielen“ und eigener künstlerischer Entfaltung gelingt den HELTER SKELTER-Leuten richtig gut.
Aber die beste Technik und die perfekte Handhabung der Instrumente sind nur die halbe Miete. Man kann noch so gut ausgerüstet und ausgebildet sein, ohne das entsprechende Herzblut und den entsprechenden Spaß würde das alles steril bis leblos wirken. Herzblut und Spaß haben die Frau und die Männer von HELTER SKELTER aber zum Glück mehr als genug. Das war zu sehen, zu hören und zu fühlen. Deshalb hatten sie auch auf dem Markt in Pirna alles im Griff.
Großartig kam wieder der DEEP PURPLE-Klassiker „Child in Time“ rüber. Dieses Lied haut mich bei HELTER SKELTER jedes Mal fast um. Das hat sehr viel mit der gesanglichen Umsetzung des Songs durch DAN LUCAS zu tun. Lucas hat eine markante und kräftige Rockröhre, beherrscht aber auch die leiseren Töne. Aber „Child in Time“ zu singen und dann auch noch so zu singen, dazu gehört schon was. Der Mann kommt schreiend und kreischend in Tonlagen, da träumen andere Rocksängerknaben nur davon. Meine Gänsehaut und die zur Bürste aufgestellten Nackenhaare signalisierten mir wieder eindeutig, dass alle meine Hör-, Seh-, Gefühlsinne diese Augenblicke ganz intensiv auskosteten.
Übrigens erzählte Lucas der versammelten Zuhörerschaft, dass er das letzte Mal 1984 (oder war es 1985?) in Pirna war. Mein Eindruck war sowieso, dass die Musiker sich in der Stadt sehr wohl fühlten. Das bestätigten nicht nur ihre Ansagen während des Konzertes, sondern auch gepostete Fotos von Unternehmungen einzelner Musiker am Nachmittag in der Altstadt, die in sozialen Netzwerken später zu betrachten waren sowie eigene Beobachtungen.
Auch in Pirna und gerade bei diesen hochsommerlichen Temperaturen, war die Pause nach ungefähr der Hälfte des Gigs eine Wohltat für Künstler und Publikum. Das Ensemble gönnte sich und uns jedoch eine nur eine kurze Pause und das war auch gut so.
Eine waschechte Rockerin ist auch Saxofonistin Andrea Emser. Wehe, wenn sie ans Gesangsmikrofon gelassen wird. Denn dann wird es ganz, ganz rockig. Die Powerfrau heizt der versammelten Menschenmenge vor der Bühne richtig ordentlich mit dem Hardrock-Klassiker „Paranoid“ von BLACK SABBATH und einer mindestens genauso coolen amtlich und heftig verrockten Version des NEIL YOUNG-Evergreens „Rockin in the Free World“ ein. Diese unheimliche Energie, welche Andrea da über dem Publikum ausschüttet, `wird von der Zuhörerschaft nicht nur aufgenommen, sondern in eigene Bewegungen, und Beifallsbekundungen umgesetzt. Es ist von beiden Seiten also wieder ein Geben und Nehmen gewesen. Auch das zeichnet ja die HELTER SKELTER-Konzerte aus.
Band und Publikum schaukelten sich wechselseitig von Höhepunkt zu Höhepunkt. Nach dem regulären Set ging es nattlos zu den Zugaben, aber auch diese Runde HELTER SKELTER war wieder schnell vorbei. Obwohl HELTER SKELTER wieder 3 Stunden Spielzeit auf die Uhr brachte, war gefühlt irgendwie viel zu schnell Schluss. Aber die nächste Gelegenheit H. S. hier in Sachsen zu begrüßen kommt bestimmt. Vielleicht nehmen sich ja andere Stadtfestorganisatoren für das Jahr 2020 auch mal ein Beispiel an Pirna? Ich hätte nichts dagegen
Gruß Kundi
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