#1

Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 18.08.2018 11:43
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

Stadtfest Dresden, seit vielen Jahren für mich ein Muss. Es sind immer tolle Bands da und auch die Künstler aus dem Osten bekommen noch ein Podium. Das ist leider zu Stadtfesten nicht mehr selbstverständlich. Man setzt lieber auf „das Double von…“. Der Eröffnungsfreitag auf dem Theaterplatz ist immer den Künstlern aus unserer Jugendzeit vorbehalten. Man hat die einmalige Chance, ganz ohne Zaster tolle Bands zu erleben.

Kein Wunder, wenn man weiß, wer diese Stadtfeste organisiert. Dort, wo die jüngere Generation in den Orgbüros sitzt, fehlt leider der Bezug zur Musik unseres kleinen, verschwundenen Heimatlandes. Zu Stadtfesten ist es aber eigentlich doch die Generation der 55 bis 70 jährigen, die die Bühnenränder bevölkert und die ihre Musik hören wollen. So war es übrigens auch in Dresden.

Aber ehe ich euch von den Bands erzähle, muss ich noch mein Abenteuer von der Hinreise mit dem Zug zum besten geben. Großstadtverkehr und Autobahnen meide ich und mir bleibt nix weiter übrig, als mit dem Zug zu fahren. Ich stand in Freiberg vor dem Fahrkartenautomat und versuchte ihn zum Herausgeben eines Tickets zu bewegen. Der Automat, der daneben stand, war notdürftig mit Folie zugeklebt, da scheinbar Amateursprengmeister am Werke waren. In dem Moment höre ich hinter mir eine laute Stimme: „Halt, nicht bezahlen!“ Oh Gott, der wird doch nicht auch gerade gesprengt werden, dachte ich, und sprang zurück. Die Stimme kam von einem jungen Mädchen die mir dann erklärte, sie hätte eine Gruppenfahrkarte und ich könnte mit ihr fahren, da wäre es billiger. Na gut, ich sagte zu und nahm an, wir zwei würden jetzt auf den Bahnsteig gehen. Doch weit gefehlt, so eine Gruppe besteht aus 5 Personen und der Rest musste erst noch requiriert werden. Fleißig komplettierte die junge Frau unsere Reisegruppe. Der Rest außer mir war jung und sehr kommunikativ. Man wurde aufgefordert zum woher und wohin Auskunft zu geben. Dann musste noch der Name auf die Gruppenfahrkarte geschrieben werden. So lernt man nette Mitreisende kennen und für 2,20 Euro Einsparung hatte ich ganz viel Spaß. Mein Glaube an die Menschheit bekam mal wieder Auftrieb, als sich die jungen Leute in DD ausgesucht höflich und freundlich von mir verabschiedeten.

Der Theaterplatz war kurz vor 19.00 Uhr schon gut gefüllt und in den ersten Reihen hatten es sich die gemütlich gemacht, die immer gehen. So traf man dann auch noch nette Bekannte.
Pünktlich 19.00 Uhr stürmte Electra auf die Bühne. Ganz tolle Idee und als Opener für das Stadtfest ist es doch schon mal gut, eine Band zu nehmen, die zu DD einen nicht unmaßgeblichen Bezug hat.
Drei Jahre hatten ich es ohne Electra aushalten müssen und ich befürchte, für den Rest meines Lebens auch.

Es war im Vorfeld publiziert worden, dass sie nur zwei Titel spielen werden. Als sie nach 7 Minuten ohne Zugabe verschwanden, war ich doch etwas enttäuscht und traurig. Nach 7 Minuten schon zu verschwinden erfüllt den Tatbestand der seelischen Grausamkeit. Das Programm bestand aus zwei Tull Titeln, eigene wurden nicht gespielt. Das war zwar bekannt und wurde damit begründet, dass die eigenen Titel für Herrn Aust schwieriger zu spielen sind und viel Aufwand beim Üben erfordern. Er ist eben Perfektionist. Electra, das sind für mich die genialen deutschsprachigen Texte, die ich gern mal wieder gehört hätte. Es tröstet mich, dass die Crazy Birds sich ab und zu der alten Sachen annehmen. Dort spielen zu ausgewählten Konzerten inzwischen drei Mitglieder von Electra und sie haben die alten Titel im Programm. Gisbert wird zu Gisbird singt dann für uns.

Gespielt haben von der letzten Electrabesetzung Bernd Aust, Falk Möckel, Gisbert Koreng, Andreas Leuschner (genannt Bruno) sowie Ecki Lipske und ein neuer Basser, den ich namentlich nicht kenne. Sah aber dem Trommler sehr ähnlich.

Gefehlt haben Stepan Trepte mit seiner einmaligen Stimme und Wolfgang Riedel. Nehme an, sie sind in Rockerrente.

Electra wurde vom Publikum gefeiert und so mancher war nur wegen dieser zwei Titel in DD erschienen.

Dann kam Petra Zieger. Das ist leicht untertrieben, sie wirbelte auf die Bühne und machte von der ersten Minute an Betrieb. Unglaublich, was die Frau drauf hat. Sie verstand es auch mit ihrer sehr netten Moderation von der ersten Minute an einen Draht zum Dresdener Publikum zu finden.

Zu Dresden hat sie eine besondere Beziehung. Vor 35 Jahren startete sie ihre Karriere im Kulturpalast Dresden. Sie hat also dieses Jahr ein Jubiläum. Wenn man sie so tanzen und live singen hört, bewegt man seine kleinen Rädeln im Gehirn um dann festzustellen: Ja dann müsste sie ja schon so und so alt sein. Sie selbst kokettiert auch gern mit ihrem Alter. Frauen, die so taff sind, sind Personen ohne Alter. Und was bedeuten schon Jahre, wenn man sie so konzentriert auf der Bühne arbeiten sieht. Der Maßstab ist für mich: Kann sie bei dem Bewegungsdrang singen, ohne dass man ihrer Stimme die Anstrengung anhört? Ja, sie kann und dies sehr ausdauernd.
Ich denke, das ist jahrelanges Training, sowohl stimmlich als auch sportlich.

Ihr Programm startete sie mit „Nimm mich“ und „Das Eis taut“. Das war einer der interessantesten Wendehits. Mit „Flieg mit mir zu den Sternen“ präsentierte sie einen ihrer erfolgreichsten Nachwendehits. Auch der Titel „Sehnsucht“ ist so ein Lied, was relativ neu ist. Man beobachtet es immer wieder, die Ostkünstler werden nur durch ihre alten Sachen definiert. Es ist für sie schwer, neuere Titel zu bringen und dann den Beifall des Publikums zu finden ohne einen Abbruch der Stimmung zu riskieren. Petra Zieger gelingt es gut, auch unbekanntere Sachen in ihr Programm zu integrieren. Das bewies sie mit dem Lied „Vermisst“.
In ihrer Band spielt am Schlagzeug ihr Ehemann Peter Tautde, der auch für sie Songs schreibt. Der Show Mann in der Band hört auf den seltsamen Namen Björn-O. Poeck und wenn mal der Gitarrist mit der freundlichsten Ausstrahlung gesucht wird, ist er der Anwärter für den ersten Platz. Sehr lustig, wie er seine Gitarre bei den unvermeidlichen Katzen bei Nacht miauen ließ. Weiterhin ist das Ostrock Urgestein Eggi Schumann am Keyboard dabei und Tommy Stappenbeck spielt Bass.

Natürlich hatte Petra auch ihre Gassenhauer im Programm. Tolle Stimmung im Publikum bei „Traumzeit“ und den „Katzen bei Nacht“. Mir persönlich hatte es „Der Himmel schweigt“ angetan und dabei besonders das Keyboardvorspiel von Eggi. War echt ein Highlight auf dem Theaterplatz.
Viel zu schnell verabschiedete sich Petra Zieger ohne Zugabe vom Publikum. Der Zeitplan erforderte Disziplin.
Ich hatte die Künstlerin voriges Jahr in Chemnitz zum Stadtfest gesehen, dort war sie ohne Band. So richtig konnte sie mich da nicht überzeugen. In Dresden war das ganz anders, es war ein tolles Konzert, nicht zuletzt durch ihre prima Begleitband.

zuletzt bearbeitet 18.08.2018 17:04 | nach oben springen

#2

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 18.08.2018 11:46
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

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#3

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 18.08.2018 12:53
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

Bilder

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#4

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 18.08.2018 15:31
von Frank | 483 Beiträge | 1025 Punkte

Super Petra,
da weiß man das die Musikszene nicht ausgestorben sind gemeint ist damit electra.
Ja ein paar Urgesteine können nicht von der Bühne gehn siehe Bernd Aust.
Habe die Truppe zu tiefsten DDR - Zeiten Live gesehen und war überrascht von ihnen,
damals hießen sie noch ELECTRA - Combo.



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#5

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 19.08.2018 09:16
von HH aus EE | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte

Sehr wahrscheinlich hat sich da Bernd Aust (mit Band) noch einmal selbst einen nachträglichen Abgang verschaffen oder sich (plus Band) noch einmal in Erinnerung bringen wollen. Schließlich war er über Jahre an der Organisation des Stadtfestes beteiligt und wird das auch in Zukunft tun. Für das organisieren muss er auch nicht auf der Querflöte üben. Egal wie, ich wäre auch aus der Nähe nicht zu diesem Auftritt gefahren. Für mich ist die Geschichte von ELECTRA in trockenen Tüchern und so wie es scheint, auch für „Kuddel“ Riedel und Sänger Trepte. Daran sollte auch nicht mehr gerüttelt werden. Wenn man alte Geister weckt, sieht und hört man dann auch welche. Wer das braucht, findet genügend andere Gelegenheiten, alte und erweckte Geister zu „bestaunen“.


www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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#6

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 19.08.2018 18:08
von Drachenuli | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte

Für mich ist das ein Witz, als ( nicht komplette Band) unter dem alten Namen auf die Bühne gehen, und nicht mal eigene Titel spielen.
Nicht das ich was gegen Tull habe, aber das hat bei mir einen schlechten Nachgeschmack.
Da ich aber nicht dabei war, behalte ich mir die 3 gute Muggen in Erinnerung.
81 noch mit Mampe und Klassikadaptionen in Leipzig, so um die Wendezeit in der Moritzbastei, und einen Ihrer letzten Auftritte in Markkleeberg zum Stadtfest.

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#7

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 20.08.2018 05:30
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Weil es mich am Freitag mehr aufs heimische Sofa zog, bin ich froh, dass ich hier etwas über
die Auftritte von electra und Petra Zieger & Band lesen darf.
Herzlichen Dank für diese Einblicke, liebe Petra.

Ebenso danke ich allen, die sich hier zum Thema geäußert haben.

Gruß Kundi


zuletzt bearbeitet 20.08.2018 05:30 | nach oben springen

#8

RE: Electra und Petra Zieger zum Stadtfest in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 20.08.2018 16:01
von Kilmister | 39 Beiträge | 85 Punkte

Tja mit Interesse lese ich über den Auftritt von Electra ???…beim Stadtfest Dresden...2018
In den ersten Jahren war ich auch immer dabei….

Jetzt lese ich den Veranstaltungsplan und sage mir…Könnse Stecken lassen…

Man muss bedenken, dass dieses Fest auch Einnahmen bringen soll…und muss…

Und da Herr Aust in Dresden ein gewichtiges Wörtchen,
in Punkto Musik mitreden kann und darf und vor allem auch WILL….

Das ist Ok…Weil sonst wären Größen wie Alice Cooper, Robert Plant. ZZ-Top usw. nie nach Dresden gekommen…

Er ist der Macher und Entscheider um die meist sehr, in Punto Rock, Blues zurückhaltenden Musikorganisatoren in Dresden…

Am 29.04.2011 hatte ich Electra zum letzten Mal mit Riedel, Mampe (Ludewig), Möckel, Trepte, Aust, Ecki Lipske…im alten Schlachthof gesehen… (Vorband war Renft !!!)
„Der grüne Esel, Tritt ein in den Dom, Türkischer Marsch, Die Sixtinische Madonna, Es brennen die Berge und Wälder(Original von Rote Gitarren)“

Ja, das war noch Electra!!!

Bernd Aust war von der Gründung bis zur Auflösung der Band Electra-Mitglied.

Er kann mit Fug und Recht den Titel Electra beanspruchen…Er hält noch die Fahne hoch…
.
Warum nur 2 Titel „Jethro Tull“…nun Querflöte passt zu Tull…das kann Aust aus dem FF…
Mit Sicherheit hat er KEINE Zeit mehr zum Üben der alten Electra Titel…

…und Jeder weiß, was nicht gepflegt wird, das zerbröselt langsam…

Also Imagepflege.... ;-) Wie schon von Euch geschrieben...nochmal zeigen...

Wer Electra noch hören will, kann zu Crazy Birds gehen…

http://www.crazy-birds.com/cyvyf55/index.html

Ich will hier bitte Niemanden auf den Schlips treten!!!!!!!!!

----aber als Dresdner stört mich schon lange das richtige Rock- Und Bluesgrössen um Dresden einen Bogen machen….

Andere sächsische Städte werden da besser bedient…

Let's Rock'n-Blues...LG Kilmister (Lutz)

zuletzt bearbeitet 20.08.2018 16:07 | nach oben springen


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