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LIFT am 20.08.16 auf dem Theaterplatz zum Dresdner Stadtfest
LIFT am 20.08.16 auf dem Theaterplatz zum Dresdner Stadtfest
in Konzertberichte 2019 und älter 22.08.2016 20:18von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Zum 18. Mal wurde vom 19. - 21. August 2016 das Dresdner Stadtfest gefeiert.
Es stand unter dem Motto "Gemeinsam feiern". Ich mag grundsätzliche solche Feste und insbesondere die Feiern der Landeshauptstadt Dresden. Für uns Musikfans hatte auch die 2016er Auflage wieder einige Höhepunkte zu bieten. Natürlich sind derartige Veranstaltungen heutzutage auch mit viel Kommerz und zuweilen auch mit Bauernfängerei verbunden. So ist das nun mal in der heutigen Zeit. Jedes Fest muss irgendwie finanziert werden und jeder Händler, Schausteller usw. möchte natürlich auch ordentlich verdienen, wenn er ein paar Tage sein Angebot der Stadt und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Er muss ja auch entsprechende Standgebühren, Personalkosten usw. bezahlen. Immerhin sind die Bühnenprogramme, Konzerte und Vorführungen für die Besucher aus nah und fern kostenlos. Auch Sicherheit kostet Geld und bei Festen dieser Größenordnung muss man leider auch mehr Personal einsetzen. Das betrifft sowohl die öffentlichen Behörden, Dienstleister und Dienste (Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Ordnungsämter usw.), aber auch private Anbieter wie zum Beispiel Sicherheitsfirmen. Da kann meiner Meinung nach der Becher Bier oder die Bratwurst auch ruhig einige Eurogroschen mehr kosten. ich habe damit keine Probleme.
Was mir gehörig auf den S*** geht, sind eher solche Bestrebungen, wie dem Dresdner Stadtfest unbedingt den Namen Canaletto aufzudrücken. Was soll das? Was verspricht man sich davon? Natürlich hat der auch Canaletto genannte Maler Bernado Belloto im 18.Jahrhundert einige Jahre in Dresden gelebt und er hat uns zweifellos schöne Gemälde hinterlassen. Die schönen Ansichten von Dresden, Pirna oder der Festung Königsstein sind weltberühmt und sicher auch euch nicht ganz unbekannt. Aber muss man deswegen ein Stadtfest nach ihm benennen?? Dresden lockt doch jährlich zu den 3 tollen Tagen im August bereits bis zu 500 000 Besucher an und gehört damit schon zu den größten Feiern dieser Art und Deutschland. Das zeigt doch schon ganz hervorragend, dass das Stadtfest Dresden von Einwohnern und vielen Gästen bestens angenommen wird.
Für den Sonnabend war die Hauptbühne auf dem Theaterplatz vor der Semperoper für eine Band reserviert, die in Dresden ihren Ursprung hatte und die im gleichen Atemzug mit electra und der Stern Combo Meißen genannt wird. Alle 3 vorstehend genannten Rockformationen verband die Vorliebe für komplexe, künstlerische, teilweise symphonische Lieder. Sie waren mit ihrem Schaffen seit Ende der 60er bzw. Anfang der 70er Jahre prägend für den Artrock, speziell dem ostdeutschen.
Ab 1996 bzw. 1997 bis zum vergangenen Jahr spielten die 3 legendären Artrock-Kapellen auch mehre Konzerte im Jahr gemeinsam unter der Bezeichnung Sachsendreier. Auch ich habe diese Muggen immer genossen.
Ihr habt sicherlich längst geschnallt, dass es in meinem Bericht nur im die Gruppe LiFT gehen kann. Die nachfolgenden Zeilen sollen keinesfalls abwertend verstanden werden. Vielmehr sind sie wieder mal meiner sprudelnden Phantasie entsprungen und ich halte sie für einen ungewöhnlichen Einstieg in diese Konzertschilderung. Die Gruppe Ich stieg auf dem Theaterplatz am Sonnabend nach längerer Zeit sehr gerne mal wieder in den musikalischen LiFT und ließ mich von „Fahrstuhlführer“ Werther Lohse und seinen Mannen zu den musikalischen Gipfeln des ostdeutschen Artrockuniversums führen. Mit mir wollten das an diesem Abend mehrere tausend Menschen tun. Statt einer langen Warteschlange bildete sich auf dem großen Platz eine riesige Menschentraube, die
Die Gruppe LiFT hat mit ihrem ruhigen, melodischen, künstlerisch ausgereiften und in der Hochphase besonders keyboad-lastigen Sound sowie mit ihren lyrischen, bildhaften Texten meiner Meinung nach einige der schönsten deutschsprachigen Rockballaden zu verantworten und deshalb ist das Ensemble immer noch so beliebt.
Nein der LiFT-Fahrstuhl wird wahrscheinlich nicht mehr die Wolkenkratzer-Etagen der Charts erreichen, aber darauf ist sowieso gesch***** (also ein Häufchen gemacht), denn in den Herzen, Seelen und Erinnerungen der Fans klingen die Melodien doch auch so und einer Bestätigung durch irgendwelche Medienkonzerne bedarf es dazu nicht.
LiFT wurde am Sonnabend von den Besuchern sehr herzlich empfangen. Das hat weniger mit Vorschusslorbeeren zu tun, sondern viel mehr mit der Liebe zur Band und dem Respekt vor deren Leistung in den letzten mehr als 4 Jahrzehnten. Wie kein anderer ist Werther Lohse dafür verantwortlich. Er hat LiFT wie kein anderer über weite Strecken am laufen gelassen. Um mal in der Fahrstuhlsprache zu bleiben, hat er für die notwendigen, Wartungen, Inspektionen, Reparaturen und Modernisierungen sowie für das entsprechende Personal gesorgt. Mancher Kurswechsel, wie der Mitte der 80er Jahre zu radiotauglicher Popmusik war nicht so ganz mein Fall, jedoch war das noch lange kein Grund für mich meine Lieblingslieder über Bord zu werfen. Übrigens gingen damals alle 3 Bands den Schritt zu radiotauglichen Popnummern, wobei die Sterne aus Meißen dabei den radikalsten Schnitt vollzogen. Der Erfolg gab den Sternen zwar recht, aber viele Altfans gingen zu jener Zeit den Weg nicht mit. Auch ich mied fortan jahrelang Konzerte der Combo, die plötzlich auch nur noch Stern Meißen hieß.
Doch bleiben wir heute mal schön bei LiFT.
Man kann es eventuell auch so ausdrücken, dass Werther Lohse Mister LiFT ist. In guten wie in schlechten Zeiten gab er seine Herzensband nicht auf. Sie ruhte kurz nach der wende höchstens einige Zeit, aber das taten damals viele Ostrocker, denn die Fans stürmten damals erstmal die lange entbehrten Stars und Sternchen aus dem güldenen Westen sowie den Mutterländern von Beat und Rock'n Roll. Doch die Fans erkannten dann ziemlich schnell, dass die anderen auch nur mit Wasser kochten und vor allen Dingen fehlte ihnen plötzlich die Musik und vor allem die Muggen mit den Bands ihrer Jugend. Die Geschichte ist, denke ich, bekannt. Natürlich war die Geschichte von LiFT auch nicht frei von diversen Besetzungswechseln, aber die Band lebt immer noch und das ist gut so.
Mit der derzeitigen Bandbesetzung steuert LiFT auch wieder mehr in die Richtung ihres ursprünglichen Klangbildes. 2 Keyboarder mit ihrem klangvollen Spiel sowie Bass und Schlagzeug umrahmen Werter Lohses unverkennbare Gesangsstimme angemessen und wirkungsvoll.
Heute zählen neben Mr. LiFT die beiden Tastenmänner René Decker und André Jolig, Drummer Peter Michailow und in Vertretung für den an Parkinson erkrankten Jens "Jenne" Brüssow der Ex-Puhdy Peter Rasym zur Band.
Die Musiker waren sichtlich angetan von der herzlichen Begrüßung der Fans und von dieser atemberaubenden menschlichen Kulisse, aber auch der architektonischen mit der Hofkirche und dem Residenzschloss im Blickfeld. Das wirkte sich auch gleich auf die Spiellaune aus und bei den lächelnden Gesichtern ging einem zusätzlich das Herz auf.
Bei den zarten, melodiebetonten Liftkompositionen mit den berührenden Texten genehmigten sich meine Gedanken selbstständig Ausgang. Sie entwickelten ihr Eigenleben zwischen Erinnerung und einfacher Seelenmassage durch den Wohlklang der Musik. Beeinflussen oder gar regelrecht steuern konnte und wollte ich das auch nicht. Gerade schoben sich Erinnerungsbilder aus meinem Leben vor meine Augen (zum Beispiel von einem LiFT-Konzert oder einem anderen Erlebnis in der Vergangenheit) und im nächsten Moment streichelten mich die sanften Keyboardtöne von „jeden Abend“ alleine durch ihre musikalische Wärme und Ausgewogenheit. Die Gruppe LiFT hatte uns speziell mit den ersten 3 Langspielplatten („LiFT“, „Meeresfahrt“ und „Spiegelbild“) einen eigentlich unbezahlbaren Schatz an zeitlosen und inhaltsreichen Liedern übergeben und ich behaupte, dass diese Songs auch in der einen oder anderen Weise unser Leben mitgestaltet haben.
LiFT stand auf der Bühne und auch die folgenden Lieder drangen live an unsere Ohren und ich machte mir so einige Gedanken dazu.
Wer hat bei „Nach Süden“ denn früher nicht daran gedacht, den Vögeln in die warmen Länder zu folgen. Das hat jedoch bei jedem Hörer andere Gründe. Bei mir waren es in meiner Jugend keine politischen Gedanken, sondern ich mochte und mag noch immer den Winter nicht und sehnte mich einfach nach Sonne. Wer hat in seinem Leben nicht schon ähnliche Phasen der Trauer, der Ratlosigkeit, der Mutlosigkeit, wie in „Am Abend mancher Tage“ beschrieben, durchgemacht und war kurz davor aufzugeben? Die LiFT-Balladen haben zumindest in meiner bisher absolvierten Lebenszeit immer eine Rolle gespielt. Ich erinnere mich zum Beispiel auch daran, dass ich fern der Heimat immer ziemlich schnell die Schnauze voll hatte und einfach “Nach Hause“ wollte. Ich bin halt ein bodenständiger Typ und wenn der nächste Heimaturlaub noch etwas entfernt war, richtete mich manchmal „nach Hause“ etwas auf.
Es waren so intensiv zu Herzen gehende Minuten während des LIFT-Konzertes an diesem 20. August 2016 und ja, ich fand es unheimlich schön. Eigentlich fügte sich alles zusammen. Da waren herausragende Musiker in einer spielfreudigen Band, mit ansprechenden und die die Gefühle anregenden Songs, auf einer riesigen Bühne mit toller gestaffelter Lichttechnik und gutem Ton und sie bereiteten dem Publikum tatsächlich unvergessliche reichlich 1,5 Stunden.
Werther Lohse hatte einen sensationellen Tag, wie ich finde und er hatte außerdem das richtige Händchen uns Zuhörer informativ und kurzweilig durch die Mugge zu führen. Diese kurzen Zwischenansagen, die zum Beispiel an die Gründungszeiten von LiFT in und um der Kirche in Dresden-Tracheberge erinnerten oder den Bezug zu einem Auftritt der Band in der legendären TV-Sendung „Schlagerstudio“ mit Chris Wallaschherstellten, brachten auch Zufallshörern die Band etwas näher. Stimmlich war der Werther nach meinem Empfinden auch absolut auf der Höhe wie lange nicht. Respekt, lieber Herr Lohse – das war ganz großes Gesangs- und Unterhaltungstennis.
Die Musiker von LiFT waren an diesem Abend alle in Bestform und jeder von ihnen konnte das auch beweisen. Die beiden Herren mit dem Vornamen Peter (Peter Michailow und Peter Rasym) zauberten als Rhythmusgruppe ein solides und tragfähiges Geflecht auf welchem Keyboards und Gesang ohne Probleme aufbauen und sich letztendlich entfalten konnten. Kleinere musikalische Beigaben von Werther mit der Mundharmonika oder von René Decker am Saxofon werteten das Musikerlebnis noch zusätzlich auf.
Vom Programminhalt her war das Konzert sicherlich ein regelrechtes Schmeckerchen für jeden LiFT-Fan. Ich möchte wenigstens noch ein paar musikalische Kostbarkeiten hier nennen wie „…fällt der erste Reif“, „Jeden Abend“ und ein ganz toller Brocken war für mich auch „Wir fahren übers Meer“ von der „Meeresfahrt“-LP. Keinesfalls möchte ich die „Tagesreise“ in diesem Bericht vergessen. Ich liebe dieses Stück gelebte Musikgeschichte aus der Komponistenfeder von Micha Heubach. Es ist eine der wirklich ganz großen Songs aus vergangenen Zeiten. Ich mag übrigens die LiFT- und auch die Krüger-Fassung.
Eine Überraschung hatte Herr Lohse dann auch noch für die beachtlich vielen Zuhörer. Er holte sich 5 junge Männer in schwarzen Anzügen als Verstärkung auf die Bühne. Es waren Sänger des Kreuzchores und eigentlich kann man das Hörerlebnis sicher nicht umfassend beschreiben, aber das war schon großartig. Werther Lohse sang mit ihnen gemeinsam ein Loblied auf Dresden und die Kruzianer glänzten dann noch mal ohne ihn bei dem a capella vorgetragenen LiFT-Klassiker. Kinder, das war so wundervoll, dass ich vor Ergriffenheit fast geheult hätte.
Fehlte noch etwas an diesem Abend? Die Spezialisten werden es bereits vermuten bzw. wissen: Selbstverständlich dirigierte Werther Lohse noch den Freizeitchor Theaterplatz Dresden bei „Wasser und Wein“. Das gemeinsame Singen dieses Liedes hat bei den LiFT-Muggen ja auch Tradition. Nur der enge Zeitplan konnte die Gruppe LiFT an diesem denkwürdigen Abend stoppen. Die Jungs waren eigentlich in so guter Tagesform, dass sie bestimmt auch noch länger gespielt hätten.
Gruß Kundi
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