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RUE LASCAR "Eine Reise durch die Lausitz" - Filmpremiere & Konzert
RUE LASCAR "Eine Reise durch die Lausitz" - Filmpremiere & Konzert
in Konzertberichte 2019 und älter 09.09.2013 18:15von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Rue Lascar’s Reise durch die Lausitz – Filmpremiere in Plessa ( 07.08.2013 )
Endlich ist es Zeit und die Spannung ist groß. Ganze fünf Tage durfte ich die Band RUE LASCAR als stiller Beobachter auf ihrer kurzen Reise durch die Lausitz im Elbe-Elster-Land begleiten. Fünf Tage sah ich einem Kameramann über die Schulter und hielt mich von einem Mikrofon fern. Fünf Tage voller Erlebnisse, seltener Erfahrungen und wunderbarer Musik. Das kommt nicht sehr oft in einem Durchschnittsleben vor und deshalb habe ich diese knappe Woche im August 2012 auch intensiv und mit allen Sinnen genossen. Nun, ein reichliches Jahr später, flimmern die Bilder über eine neue große Leinwand im Kulturhaus Plessa, wo das alles seinen Anfang nahm. Zum ersten Mal sieht die alte Hütte eine Filmpremiere und erlebt auf diese Weise in ihren alten Tage auch eine ganz eigene Premiere. Also hinein ins Vergnügen.
Drinnen im großen Saal ist die Stimmung gelöst locker und dennoch kann man es leise knistern hören und wer sehr aufmerksam ist, auch sehen. Auf liebevoll gestalteten Schautafeln kann jeder Besucher die Reise der Band durch unsere Region noch einmal, anhand von Bilder und den Kommentaren dazu, nachvollziehen. Ein wenig bin ich dann doch überrascht, so vieles zu sehen und zu lesen, das mir sehr vertraut ist und ein kleines Glückgefühl stellt sich ein, ein winziges Mosaiksteinchen bei dieser Reise, die für mich ein Abenteuer war, gewesen zu sein.
Vor der eigentlichen Filmpremiere haben die Organisatoren das Schülerorchester der Grundschule von Plessa gesetzt. Die jungen Musiker bieten den Besuchern, die nun langsam den Saal füllen, einen klangvollen Ausschnitt aus ihrer aktuellen Arbeit. Auch sie waren Teil der Dreharbeiten und hatten vor einem Jahr Gelegenheit, während einer Musikstunde in der Schule mit den Musikern gemeinsam zu musizieren und neugierige Fragen zu stellen. Später im Film wird man diese Szenen sehen können.
Als es endlich dunkel wird und die ersten Bilder flimmern, tauche ich noch einmal ein in das Erleben. Viele der Einstellungen erkenne ich auch als meinen Blick wieder und sehe sie jetzt mit den Augen des Kameramannes STEFAN MEHLHORN neu. Fünf Tage einer Reise, mit all den schönen Momenten, den vielen Anstrengungen und den Spannungen auch, die bei solcherart komprimierten Arbeiten am Set einfach nicht ausbleiben. Noch einmal die Gesichter der alten Menschen im Seniorenheim und dem Lächeln darin, noch einmal die Nachtstunden mit den Tonaufnahmen auf der Bühne im Kulturhaus. Zwischendurch die Sequenzen der Reise von Ort zu Ort und die der Erholung nach einem langen und sicher auch manchmal aufreibenden arbeitsreichen Tag.
Doch es gibt auch Momente, die mich nachdenklich stimmen. Die Reise der Band durch die Lausitz sollte auch ein Spiegel der Begegnungen mit Menschen vor Ort werden und, mindestens nebenbei, zeigen, dass es sich lohnt, hier im Süden von Brandenburg zu leben. Dieser Aspekt findet im Film so gut wie keine Entsprechung. Allein das erzeugt eine gewisse Leere, aber mindestens die Frage nach dem WARUM. Nur während des Besuchs der Musiker bei den Schülern in Plessa entdecke ich so etwas wie spontane Kommunikation. Alle anderen ähnlichen Szenen wirken auf mich unbeholfen oder sogar gestellt.
Auch hätte ich mir gewünscht, dass die Drehorte als lokale Besonderheiten zu begreifen gewesen wären. Zwar erkennt der Einheimische das Elsterschloss in Elsterwerda und die Förderbrücke F60 als gewaltige Hintergrundkulisse, für ein völlig neutrales Publikum allerdings bleiben die Orte beliebig und der Felsen von Rothstein erscheint erst gar nicht in seiner einmaligen Schönheit im Wald. Dieser Dreh hätte auch sonst irgendwo stattfinden können. Das besondere lokale Kolorit all dieser Plätze im Süden Brandenburgs, das unseren Landstrich im Film liebeswert machen könnte, bleibt außen vor und die Menschen, die hier wohnen, auch. Das ist sehr schade und ich empfinde das als verschenkte Chance, auch wenn es die Band RUELASCAR ist, die im Focus der Reise, aber eben durch Elbe-Elster, stehen sollte.
Nach dem Betrachten des Streifens brauche ich etwas Zeit und eigentlich auch Abstand, um meine Gefühle und Eindrücke sortieren zu können. Das fällt mir so kurz danach schwer und lieber würde ich jetzt mit einige Beteiligten darüber reden, um deren Sichtweise zu erfahren. Die anschließende offene Talk-Runde zum gleichen Thema scheint mir nicht der richtige Zeitpunkt dafür und außerdem sind einige Beteiligte heute Abend nicht im Saal.
Jedoch MATT DeHARP, der kreative Kopf und Frontmann von RUE LASCAR, hat es sich nicht nehmen lassen, bei dieser Filmpremiere in Plessa dabei zu sein. Alle anderen Musiker sind leider, aufgrund von anderen Verpflichtungen, nicht gekommen. MATTHIEU DeHARP setzt sich jetzt einfach vorn auf einen der Hocker, legt sich seine Gitarre auf die Knie und beginnt, locker zu plaudern und führt auf diese Weise ein Stück vom Filmerlebnis weg.
An diesem Abend zeigt uns der Sänger eine ganz andere Seite seines Schaffens, wie er uns verrät. Es sind die Künstler, die ihn einst selbst prägten und deren Lieder, irgendwo zwischen Folk, Blues und Bluegrass, die seinen eigenen Intentionen sehr nahe sind. Gleich zu Beginn präsentiert er den „Dublin Blues“, der einem Album von Guy Clarke Mitte der 1990er Jahre seinen Namen gab und den MATT in einer sehr viel kraftvolleren eigenen Variante zum besten gibt. Damit trifft er mich gleich zu Beginn mitten im Herz und alles ist gut. Auch Doc Watson’s „Sitting On The Top Of The World“ ist von einer rustikalen Schönheit geprägt, der man sich einfach nicht entziehen kann und auch diesmal schafft es MATT, dem Song eine ganz eigene Nuance zu verleihen. Wir hören von ihm ein Lied über „Berlin“, die Stadt der Museen, Künste und von Hartz IV, wie er betont, und sie ist sein Zuhause. Zum Abschluss seines kurzen Auftritts singt er uns eines von den Liedern, das ich vor einem Jahr mit RUE LASCAR oft gehört habe. Es ist die Geschichte eines Schaffners in Paris, der den ganzen Tag Fahrkarten locht und locht und abends davon so kaputt ist, dass er sich selbst ein letztes Loch in den Kopf lochen könnte. Auch solistisch vorgetragen, kann er mit dem Lied überzeugen. Dann geht er, um einen trockenen Rotwein zu trinken. Später werde ich Gelegenheit haben, mit ihm draußen ein wenig plaudern.
Am Flügel hat jetzt JÖRG ZINKE Platz genommen und überrascht uns als Klavierspieler und als einer, der locker überleitet. JÖRG ist der Produzent von SHOWCASE aus Potsdam, wo er inzwischen fleißig an der neuen CD von RUE LASCAR werkelt und außerdem ist er noch mit mehreren Bandprojekten unterwegs. Heute Abend rockt und groovt er mit seinen beiden Mitstreitern von RUDY, sein neuestes Projekt, und damit eine weitere Leidenschaft eines Mannes, der mir ein musikalisches Chamäleon und auch unentdecktes Musikgenie zu sein scheint. Mit den Klaviertasten zaubert er ebenso souverän, wie er mit den Gitarrensaiten oder den vier dicken Saiten vom Bass umgeht. Das Spiel der drei RUDY’s überrascht mit knackigen Riffs und dann wieder mit gefühlvollen Balladen, die der Sänger förmlich aus sich herauszureißen vermag. An diesem Abend agieren sie zu dritt, zwei Gitarren, die mit ihrem Spiel die Anwesenden in Begeisterung versetzen, und ein Sänger, dessen Stimme uns mit vielen Nuancen zu überzeugen vermag.
Nach RUDY dann ein weiterer Überraschungsgast. Ein Blüthner-Flügel, eine fesselnden Stimme und eine Auswahl eigener Lieder. Dem Mann geht ein besonderer Ruf voraus, habe ich mir sagen lassen, und dennoch kannte ich HANNES KREUZIGER bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich in der vormittelnächtlichen Stunde zu müde und von den Erlebnissen der vergangenen Tage einfach zu schlaff bin, um dem Künstler meine volle Aufmerksamkeit schenken zu können. Mir ist aufgefallen, dass er, ähnlich wie Holger Biege, sich tief in seine Lieder sinken und seine Emotionen heraus lässt. Das hat mich beeindruckt und vielleicht, irgendwann später, werde ich mir ein Konzert mit ihm gönnen.
An diesem Abend verabschiede ich mich zur Mitternacht. Für die Session und die Feier reicht meine Energie nicht mehr und wo früher mein Körper den Turbo eingeschaltet hat, signalisiert er mir heute manchmal Warnsignale. Gehorsam reiche ich allen die Hand und vertraue mich meinem Blechfreund draußen auf dem Parkplatz an. In sechs Monaten, so sagte mir MATTHIEU, werde er aus Brasilien wieder zurück und dann werden auch das Album von RUE LASCAR und die DVD zum Film fertig sein. Sicher werden wir uns dann wieder treffen. Bis dahin, Adieu Matt und mach’s gut, JÖRG!
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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