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Crazy Birds mit Falkenberg in Döbeln 19.06.11
Crazy Birds mit Falkenberg in Döbeln 19.06.11
in Konzertberichte 2019 und älter 30.04.2013 20:12von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: Crazy Birds mit Falkenberg sowie Frank Schöbel in Döbeln 19.06.11
in Konzertberichte 2019 und älter 30.04.2013 23:46von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Ich liefere hier mal gleich meinen damaligen Bericht nach:
Den musikalischen Schlusspunkt des Heimatfestes der Stadt Döbeln setzten am Sonntag, den 18.06.2011 die Crazy Birds auf der Bühne am Rathaus gemeinsam mit dem Sänger, Texter und Komponisten Falkenberg. Das war ein Ereignis, dass ich selbstverständlich miterleben wollte, denn allzu oft gibt es diese Kombination nicht. Es ergab sich, dass ich den Veranstaltungsort frühzeitig erreichte. Der Obermarkt war mit Besuchern übersäet und je näher ich der Bühne kam, umso enger wurde es. Dafür stieg der Altersdurchschnitt mächtig an. Ursache für diesen Massenauflauf von Seniorinnen und Senioren war der strahlende Sangesmann, der gerade auf der Bühne stand. Ich bin nicht gerade als glühender Verehrer der Schlagerzunft bekannt, aber vor dem Menschen Frank Schöbel und seiner bisherigen Lebensleistung als Musiker habe ich heute allergrößten Respekt. Als ich Kind war habe ich ihn bewundert, als Teenager hatte ich dann offiziell nur ein müdes und abschätziges Lächeln für ihn übrig. Aber komischerweise registrierte ich alles, was mit und um Schöbel passierte. Frankyboy war seit ich denken kann immer schon in Radio, TV und sogar im Kino präsent. Ich war und bin kein ausgesprochener Fan von ihm, aber der Mann ist wirklich ein Phänomen. Oh je, hetzt habe ich mich wie ein junges Fohlen vergaloppiert. Aus der Nummer komme ich jetzt nicht mehr raus. Eigentlich wollte ich in diesem Bericht doch nur kurz erwähnen, dass Frank Schöbel mit seiner Band am späten Sonntagnachmittag auch auf dem Obermarkt in Döbeln spielte. Eigentlich habe ich von seinem Auftritt höchstens eine halbe Stunde gesehen. Doch das war schon sehr aufschlussreich.
Der Altmeister des (ost-)deutschen Schlagers war unheimlich locker drauf. Er sang sowohl alte Hits als auch neuere Lieder. Dabei ging er auch auf Wünsche aus dem Publikum ein. Schöbel hat eine natürliche und sympathische Ausstrahlung. Gekünstelte Posen oder inszenierte Gesten hat er auch gar nicht nötig. Er scherzte und plauderte zwischen den Songs mit dem Publikum und war ganz der dufte Frankyboy, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Wenn es in der deutschen Schlagerbranche einen glaubwürdigen Typen gibt, dann ist es Schöbel. Der Mann hat keine Starallüren und man spürt seine ehrliche Freude an der Musik und am Kontakt mit dem Publikum. Auch die Jahre scheinen ihm nichts anzuhaben. Er sieht immer noch aus wie das blühende Leben und auf runde 68 Lenze würde ich ihn nie schätzen. Frank und frei gab sich der Frank und für die Leute war er einfach der Kumpel, den man schon ein Leben lang kennt. Als er „Wie ein Stern“, „Komm wir malen eine Sonne“ und andere Klassiker sang, schwelgten viele sicher in Erinnerungen, denn die Gesichter der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Generation 65 aufwärts strahlten mit der noch vorhandenen Sonne um die Wette. Schön fand ich auch das Duett, dass er wohl mal mit Frank Zander aufgenommen hat. Ich glaube, es hieß „Wir gehören zusammen“. In Döbeln sang er es gemeinsam mit Keyboarder Alexander Kirfe. Das Ding war mir bisher unbekannt.
Schöbel hat den Menschen in Döbeln einen wunderschönen Nachmittag bereitet und wie er das getan hat, war wirklich sehr beeindruckend. Seine kleine und feine Band stärkte ihm dabei mit 2 Gitarren, Keyboards und etwas Hintergrundgesang den Rücken. Die Musik klang frisch und trug Züge von Schlager, Pop und melodiebetonten Rock in sich. Auch das war und ist ja schon immer ein Markenzeichen von Schöbel, dass er die Grenzen des hergebrachten Schlagers oft als Vorreiter überschritt. Er hatte einfach den Mut neue Wege zu beschreiten, das richtige Näschen für erfolgsversprechende, zeitgemäße Songs und vielleicht manchmal auch das Glück des Tüchtigen. Mit der Schikora-Combo, der Gruppe etc. und mit Nanu (Datzu) hatte er jahrelang Bands mit kreativen Musikern an seiner Seite, die für musikalische Umbrüche bestens geeignet waren.
Es wäre töricht und ungerecht in diesem Bericht seine aktuellen Begleitmusiker nicht zu erwähnen. Das wäre sogar ausgesprochen blöde von mir, denn die Musiker sind handwerklich sehr gut und unbekannt sind die Jungs keineswegs. Die Band hat in Döbeln ohne Getöse dem Altmeister einen feinen und wirksamen musikalischen Rahmen geliefert. An manchen Stellen blitzte das Können der 3 Instrumentalisten jeweils in Einzelaktionen durch. Da wäre als erstes Gitarrist Stefan Schirrmacher zu nennen. Der Mann ist ja auch ein Stück lebendige Musikgeschichte. Stationen seines Wirkens waren zum Beispiel die Hansi Biebl-Band, Neumis Rock Circus und Datzu. Die letzte Datzu- Bandbesetzung lässt manchen Fan heute noch mit der Zunge schnalzen. Neben Stefan Schirrmacher und Bandchef Rainer Oleak gehörten noch Ingo Politz, Peter „Bimbo“ Rasym, Peter Lorenz und Annett Kölpin zu Datzu. Heute spielt „Schirmchen“ unter anderem bei Dr.Kinski’s Schocktherapie. Keyboarder Alexander „Ali“ Kirfe spielte Mitte der siebziger Jahren bei Vulcan. Er ist Multiinstrumentalist, spielt neben den Tasten unter anderem auch Percussion, Saxophon und Querflöte. Spuren seines Wirkens finden sich unter anderem auch bei Cott’n & Co, Petra Zieger, Smokings Rockshow sowie bei (Michael) Barakowski und Freunde. Nach der Wende war er oder ist sogar auch noch bei der Berliner Show- Band Ageless, die übrigens ganz kräftige Smokings Rockshow-Wurzeln hat. Es ist für mich immer eine ausgesprochen spannende Geschichte, die Wege solcher Musiker nachzuvollziehen. Der dritte Mann der Schöbel-Band, der Gitarrist Till Paulmann, war mir bisher völlig unbekannt. Er spielt in der Maffay-Coverband Steppenwolf und er ist auch mit eigenen Liedern im Duo oder mit Band unterwegs. Den Mann werde ich mir mal merken.
Mir ist es übrigens vollkommen unverständlich, dass Schöbel jenseits der Elbe nicht oder nur höchst selten in den Medien vorkommt. Künstler von seiner Klasse und seiner Ausstrahlung gibt es nämlich nicht viele. Aber das Thema hatten wir ja auch schon bei anderen Musikern mit der 2-Staaten-Biographie.Als das Schöbel-Ensemble die Bühne verließ, gingen auch die Leute der Silbergeneration und die Sonne. Dunkle Wolken zogen auf und entluden sich in einem lang anhaltenden Regen. Die umliegenden Hauseingänge waren nun begehrte Plätze für die auf dem Obermarkt verbliebenen Stadtfestbesucher. Der Altersdurchschnitt der Anwesenden hatte sich auch spürbar gesenkt. Gut Ding will Weile haben, auch Umbau und Soundcheck
Plötzlich waren sie da, wie ein Schwarm Stare, der sich auf die reifen Kirschen stürzt. Doch die Crazy Birds sind keine Schwarmvögel aus fernen Ländern, sondern gestandene Musiker von hier. Freudbetonter und gitarrenlastiger Rock ist ihr Metier.
Unter der Parole „just Rock’n Roll“ starteten sie schnell und präzise ihre Mission. Bewaffnet mit Stromgitarren, Bassgitarre und Schlagzeug sowie mit der Kraft ihrer Gesangsstimmen fetzten sie mit „Dudes Looks Like a Lady“ von Aerosmith los. Musikalisch besorgten es die Crazy Birds den Döbelnern auf die bekannt harte und direkte Tour. Die kräftigen Gitarren von Sascha „Sergio“ Aust und „Dr.“ Ecki Lipske, der durchdringende Bass von Tom „Tomassimo“ Vogel harmonierten perfekt mit den treibenden und mächtig zulangenden Schlägen des Schlagzeugs von Angela Ullrich. Sinnlose und selbstverliebte Instrumentalfrickeleien sind bei den geradlinigen Crazy Birds verpönt. Rock’n Roll ist schließlich keine Lärmbelästigung. Endlich war auch der „Dynamo-Star“ wieder live zu hören. Die emotionsschwangere Schmachthymne „Purple Rain“ von Prince hat mich im Original nie irgendwie angesprochen. Von den Crazy Birds hatte ich das Stück schon mehrmals gehört und ich fand ihre Version schon immer um Längen besser als die vom exzentrischen Prince(-n). Aber diesmal haute mich der von Angie, Ecki, Sergio und Tomassimo intonierte purpurne Regen schlicht aus den Socken. Ich entfernte mich extra etwas von der Bühne, um dieses kräftige Soundgewitter aus den Boxen wirklich in vollen Zügen genießen zu können. Die Töne umhüllten mich wie eine schützende Wand und der gerade vom Himmel fallende und mir ins Gesicht tropfende graue Regen konnte mir nichts mehr anhaben. Nach diesem Höhepunkt räumten die Crazy Birds erstmal die Bühne für ihren Gast.
Ups, den Herrn Falkenberg hatte ich bei der eben verklungenen purpurnen Rocksinfonie ja völlig vergessen. Doch der Meister brachte sich mit seinem ersten Lied sehr schnell und sehr eindringlich wieder in mein Gedächtnis. „Osten“ ist ein Lied, das IC ursprünglich für einen anderen Künstler geschrieben hatte. Erstmals hörte ich es aus dem Munde von Harry Jeske auf seiner 1997er Scheibe „und Tschüss“. Mit diesem Text sprach IC damals vielen Menschen meiner Generation und Herkunft aus dem Herzen und es war nur folgerichtig, dass er „Osten“ ein paar Jahre später für seine eigene CD „Zwischen Erde und Mond“ neu aufnahm. Kurz und schmerzlos schob er in Döbeln „Zigeuner auf Zeit“ hinterher. Dieses sprachliche Gleichnis von der Ruhelosigkeit, der ewigen Wanderung und dem Niemalsankommen im Leben trifft sicher auch auf das künstlerische Schaffen des Musikers Falkenberg zu. Doch darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Die Fakten von IC’s Karriere als Band- und Solokünstler dürften vielen Lesern ja bekannt sein.
Bei „Taufrisch“ griffen die Crazy Birds wieder ins Geschehen ein und eigentlich könnte man das folgende Rock-Feuerwerk mit den Worten „das Beste kommt zum Schluß“ charakterisieren. Falkenberg und die Band ROCKTEN wie die Hölle. Obwohl IC manchmal auch auf dem Keyboard oder der Akustikgitarre spielte, war es vor allem der harte Sound der Crazy Birds, der den Liedern aus Stern Meißen-Zeiten und IC’s Solosongs eine neue Richtung gaben. Das hatte schon was, wie die ursprünglich oft keyboardlastigen Lieder im neuen (Gitarren-)Hardrock-Gewand erstrahlten. Falkenberg schien von der Wucht, die „Wir sind die Sonne“ oder „Eine Nacht“ plötzlich entfalteten, selbst überwältigt zu sein. Scherzhaft bot er als Bestrafung an mit dieser Band und dieser Anlage mal ein Wohnzimmer-Konzert bei einem vorlauten Konzertbesucher zu spielen. Nichts gegen die Stern-Combo, aber im Vergleich zu den heutigen Crazy Birds waren sie zu Stern Meißen-Zeiten nur eine laue Pop-Band. „Verdammt bis in alle Ewigkeit wollten wir Piraten sein“ sang Falkenberg und bis in alle Ewigkeit hätte ich ihm, Angie, Ecki, Sergio und Tomassimo zuhören können. „Piraten“ und auch das folgende „Erdbeer’n im Schnee“ stammen übrigens aus der Mitte der neunziger Jahre als IC mit eigener Live-Band arbeitete. Mit „Wunderland“ und Dein Herz“ endete die Mugge um 20.00 Uhr nach rund 90 Minuten ziemlich abrupt. Na ja, Döbeln brauchte nach 3 tollen Tagen halt auch mal Schlaf.
Ich verrate aber kein Geheimnis, wenn ich jetzt hier schreibe, dass es nicht das letzte gemeinsamen Konzert von Falkenberg und den Crazy Birds in diesem Jahr war;-).
Gruß Kundi
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