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SPLiTT am 31. August 2019 beim Winzerstraßenfest in Weinböhla
SPLiTT am 31. August 2019 beim Winzerstraßenfest in Weinböhla
in Konzertberichte 2019 und älter 05.09.2019 18:42von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Ich habe am vergangenen Wochenende nach längerer Zeit wieder mal ge-SPLiTT-et und zwar in Weinböhla. Dort fand nämlich wieder das beliebte Winzerstraßenfest statt. Diese Feier ging vom 30. August bis 01. September 2019 auch schon in seine 27. Runde. Weinböhla ist traditionell das erste wichtige Weinfest der Saison in der Elbregion zwischen Dresden und Meißen. Die Ostrock-Coverband SPLiTT war dazu auserkoren, dem Fest am Sonnabend einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen zu geben.
Dieses alljährliche Weinfest auf Plätzen und Höfen rund um den Kirchplatz mit Bühnen, "Tank- und Raststationen" für die durstigen und hungrigen Besucher sowie einen Jahrmarkt mit Fahrgeschäften, Losbuden usw. zieht jedes Jahr Ende August / Anfang September Tausende Besucher an. 3 Tage am Stück herrscht dann in Weinböhla der (Feier-)Ausnahmezustand. Im Kulturprogramm des Winzerstraßenfestes findet die geneigte Muggenpilgerin bzw. der geneigte Muggenpilger immer lohnende Anregungen und auch ich bin gerne bei der einen oder anderen Mugge des Weinfestes dabei. Ich empfinde es als äußerst angenehm, dass hier auch viele Künstler aus der Region zum Zuge kommen. Doch die Veranstalter verschließen sich dabei auch nicht gänzlich Künstlern, Musikern und Bands aus entfernteren Gegenden. Diese Mischung macht das Flair des Winzerstraßenfestes mit aus.
Die Suche nach Parkplätzen in der Nähe des Festgeländes erfordert von Jahr zu Jahr auch mehr Geduld, Optimismus und kreatives Herangehen an einschlägige Verkehrsvorschriften / Verkehrszeichen. Mittlerweile bin ich aber erfahren genug für meine mehr als 100 blechverkleideten Motor-Rosinanten in erträglicher Fußmarschnähe zum Veranstaltungsort ein Rastplätzchen für CEEDrik zu finden.
Kurz vor 20:00 Uhr konnte ich auf dem auf dem Display meines Gefährtes noch 30 Grad Celsius Außentemperatur ablesen.
Das Winzerstraßenfest ist sicher der Höhepunkt des Jahres im Veranstaltungskalender Weinböhlas. Diesen Trubel und die vielen Besucher aus nah und fern muss man einfach mal gesehen haben. Zeitweise konnte man sich am Sonnabend in den Abendstunden nur mit Mühe, Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme durch dieses Menschenmeer kämpfen. Aber die Leute waren alle guter Laune und sie nahmen dieses Gewimmel mit Humor zur Kenntnis.
Die Berliner Ostrock-Coverband SPLiTT war zuletzt vor 5 Jahren beim Winzerstraßenfest zu erleben. Damals hatten sie wohl alles richtiggemacht, denn die Band kam seinerzeit beim zahlreichen Publikum sehr gut an. Der Veranstalter ging also kein Risiko ein, als er SPLiTT auch für 2019 buchte. Wie damals war auch dieses Jahr die Hauptbühne am Zentralgasthof zur besten Auftrittszeit für die Band reserviert.
Kurz nach 20:00 Uhr schallte aus den Lautsprecherboxen ein Konservenintro über den Kirchplatz, welches die Gäste auf die folgenden Stunden einstellt. Währenddessen versammelten sich die Musiker am Aufgang zur Bühne.
Auf den Punkt genau nahmen die Akteure ihre Plätze auf der Bühne ein und starteten mit „Unterm Asphalt“ von SILLY. Mit diesem zu meinem Leidwesen nur angespielten Knaller von der 1983er „Mont Klamott“-LP rannten die SPLiTTer sicher nicht nur bei mir offene Türen ein. Vor Jahren, zu Zeiten der SILLY & GÄSTE-Tour (2005/2006) eröffneten auch die SILLYs damit ihre Gigs. Dieser Song wird heute leider öffentlich kaum noch gespielt. Auch wenn bei SPLiTT der Teil ab „Die Handvoll Jahre, die ich leb‘ sind zu kostbar, dass ich sie vergeb`…“ fehlte, war dieser Konzertanfang schon ein kleines Sahnestückchen.
SPLiTT rockte dann mit voller musikalischer Kanone bis gegen Mitternacht einige der größten Hits bzw. einige der schönsten Lieder des Ostrocks. Die Kapelle war musikalisch und mental wieder sehr gut drauf. Alle Bandmitglieder strotzten vor guter Laune, und absoluter Spielfreude. Mit ihrer jahrelangen Bühnenerfahrung und ihrem handwerklichen Können zauberten sie eine phantastische musikalische Zeitreise in das nicht mehr existierende Land vor unserer Zeit. Es ist aber auch kein Geheimnis, das einige Songs, wie zum Beispiel „Asyl im Paradies“, „Hurensöhne“, „Wo bist du“ oder „Hey, wir wolln die Eisbärn sehn“ erst nach der Zeitwende entstanden. Auch „Klling Klang“ wurde erstmals 1993 auf Tonträger verewigt.
Die legendären Songs von PUHDYS, KARAT, CITY & Co. erklangen an diesem Abend auf dem Kirchplatz zu Weinböhla in beeindruckender Qualität. Dabei hielt das Ensemble auch geschickt eine gesunde Balance zwischen nah am Original spielen und eigenen Interpretationsmöglichkeiten.
Die ungefähr 3 Stunden reine Spielzeit füllte SPLiTT mit einer insgesamt brauchbaren Setliste, mit Musikalität und Spielfreude sowie mit einer augenzwinkernden, frischen Moderation durch die beiden Frontleute Petra Großheim und Frank Käppner aus. Petra brachte das Publikum mit Berliner Herz und Schnauze immer wieder zum Schmunzeln. Die SPliTT-Doppelspitze Petra/Frank nahm sich selbst auch nicht zu wichtig. Beide konnten ebenso wunderbar über sich selbst lachen. Zuhörer und Akteure lagen praktisch auf einer Wellenlänge.
Bei der Mugge von SPLiTT war eigentlich für jeden etwas dabei. Die Hits wurden zudem in bestechender Spiel- und Klangqualität dargeboten. Jeder einzelne Musiker wies an seinem Instrument seine individuelle Klasse nach. Trotzdem kam die Band als geschlossenes und harmonisches Ganzes rüber. Die Individualisten stellten sich immer in den richtigen Augenblicken voll in den Dienst der Musikergemeinschaft namens SPLiTT. Aber natürlich darf man bei den Gitarrensolos von Heinz Großheim oder dem Mundharmonikaspiel eines Frank "Käppi" Käppner auch mal in schiere Begeisterung ausbrechen. Bei den Wohlklängen von "Albatros" und von "Am Fenster" konnte man eigentlich auch nur dahinschmelzen, denn was SPLiTT dabei instrumental zelebrierte, war ganz große Kunst.
Übrigens standen mit Basser Stephan Pietzsch (u. a. Ex-MIXED PICKLES, ROTOFON, CLOVER) und Keyboarder Frank „Franky“ Köhler (u. a. Mitglied der Artrock-Band CRYSTAL PALACE) auch zwei neue Bandmitglieder auf der Bühne. Da hat die Band wieder zwei sympathische Mitmenschen und exzellente Könner ihres jeweiligen Faches als Mitspieler gewonnen.
Zu CLOVER fällt mir noch ein, dass der aktuelle SPLITT-Drummer Jörg „Lachi“ Lachmann und auch sein Vorvorgänger bei SPLiTT Stephan Zülke einst dort wirkten. Sogar Gitarrist Heinz Großheim zockte seine Saiten einige Zeit bei CLOVER.
Frank Käppner konnte besonders bei der Interpretation der KARAT-Lieder wie „Der blaue Planet“, „Jede Stunde“, „König der Welt“ und beim gigantischen Werk „Albatros“ überzeugen. Auch die CITY-Songs „Am Fenster“, „Casablanca“ und „Es ist immer noch Sommer“ passten gut zu seiner Stimme. „Zeit, die nie vergeht“ von PERL klingt bei ihm selbstverständlich etwas anders als beim unvergessenen MICHAEL BARAKOWSKI, aber das ist durchaus kein Beinbruch. Den Leuten gefiel seine Interpretation nämlich auch.
Das Spielerfoul des Tages möchte ich euch auch nicht verschweigen. Die Kapelle ließ es KEIMZEITlich „Kling klang“-eln. Dafür gab es von mir in Gedanken die gelbe Karte und hier jetzt den üblichen schriftlichen Rüffel für das Ensemble. Das hat ja nun auch schon Tradition.
"Asyl im Paradies" war die letzte SILLY-CD mit Tamara Danz und wenn ich diese Scheibe höre, habe ich aus unterschiedlichen Gründen schon mal den einen oder anderen Kloß im Hals. Es ist ja, wenn man so will, auch das Vermächtnis der großartigen und streitbaren Sängerin. Besonders der Titelsong "Asyl im Paradies" geht mir immer wieder nahe. Dieser Text berührt die Seele. In stillen Stunden beginnt man dann schon mal über Leben und Tod nachzudenken. Der Song wird mir nie langweilig.
"Meine Uhr ist eingeschlafen, ich hänge lose in der Zeit.
Ein Sturm hat mich hinausgetrieben auf das Meer
das Meer der Ewigkeit.
Gib mir Asyl hier im Paradies.
Hier kann mir keiner was tun.
Gib mir Asyl, hier im Paradies,
nur den Moment, um mich auszuruhn."
Die SPLiTT-Sängerin Petra Großheim interpretierte diesen Titel sehr feinfühlig und mit dem angemessenen Respekt. Für mich war "Asyl im Paradies" wieder ein echtes Highlight. So ein Livekonzert am Abend mit den Liedern unserer Jugend soll ja rundum Freude bereiten und Spaß machen. Trotzdem ist so ein nachdenklicher und bewegender Song wie „Asyl im Paradies“ in so einem Programm sehr gut aufgehoben. In diesen Minuten sind Seele und Verstand auch mal einige Augenblicke des Innehaltens, des Nachdenkens und der Erinnerung an leider bereits gegangene Familienmitglieder, Freunde und gute Bekannte erlaubt. Ich erlebte das Lied also mit einem lachendem und einem weinenden Auge.
Der Klang von Petras markanter Gesangsstimme, ihre Stimmlage und Stimmfarbe sind besonders für die Interpretation von SILLY-Liedern aus der TAMARA DANZ-Zeit geeignet. Bei Liedern wie „Mont Klamott“, „Hurensöhne“ und „Bye, bye“ lief die Frau zu ganz großer Form auf. Auch die durch ANNA LOOS bekanntgewordene SILLY-Ballade „Wo bist du“ war ein Ohrenschmaus bzw. ein Festmahl für die Lauschorgane.
Da ist man in der Sparte Ostrock-Coverbands bei SPLiTT genau richtig. Die Protagonisten nehmen sich selbst nicht so wichtig, haben auch mal einen Scherz auf den Lippen und bewegungsmäßig herrscht auf der Bühne auch keine "Totenstarre". Der "Berliner Witz" einer Petra Großheim kommt auch in Sachsen gut an.
Bei SPLiTT singt die Sängerin auch Songs von männlichen Kollegen. Das führt für uns natürlich zu besonderen und neuen Höreindrücken. Das hat aber durchaus etwas, wenn die blonde Frau Großheim Hits wie „Rockerrente“, „Alt wie ein Baum“ oder „Hey, wir woll'n die Eisbärn sehn“ schmettert.
Zum Abschluss gab es noch ein richtiges musikalisches Sahnebonbon als allerletzte Zugabe. Die KARUSSELL-Nummer „Als ich fort ging“ erklang in einer sehr schön klingenden Akustikversion. Dabei begleitete Gitarrero Heinz Sängerin Petra auf der Akustikgitarre.
Nach der Show verdrückte ich mich ziemlich zügig in Richtung Heimat. Bei der Fahrt konnte ich den gerade erlebten fulminanten Konzertabend erstmal in Ruhe sacken lassen.
Gruß Kundi
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