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KILMINISTER am 6. April 2019 im "KL 17" Döbeln
KILMINISTER am 6. April 2019 im "KL 17" Döbeln
in Konzertberichte 2019 und älter 05.05.2019 19:57von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Muggenpilger, Konzertnomaden und Konzertgänger, die wie wir von ihren Erlebnissen und Abenteuern berichten, mögen eine aussterbende Spezies sein. Aber wir sind noch da und das auch noch sehr aktiv. Die Liebe zu guter Livemusik und die Neugier treiben uns immer wieder raus auf die Piste und im Nachgang dann an den Computer. Zum Glück ist das so, denn so kann man sich auch als Daheimgebliebener ein Bild von dem Abend und den Künstlern machen. Beim nächsten Mal bleiben dann vielleicht auch ein paar Leute weniger daheim.
Am 6. April anno 2019 startete ich mit CEEDrik zu einem motorgetriebenen Ausritt nach Döbeln. Die Stadt liegt ziemlich zentral in Sachsen im Landkreis Mittelsachsen. Für mich ist Döbeln sehr gut über die Autobahnen 4 und 14 zu erreichen. Außerdem ist die ehemalige Kreisstadt auch nur ca. 100 Kilometer von meiner heimischen Hazienda entfernt. Diesmal führte mich der Trip auf die ziemlich im Stadtzentrum gelegene Ritterstraße.
In der Hausnummer 17 ist dort das „KL 17“ zu finden. Das ist eine kleine aus Bar, Livekeller sowie Biergarten bestehende Gaststätte und Veranstaltungsstätte. Ich hatte in der Vergangenheit schon mehrmals planungsmäßig Anlauf genommen, um mal ein Konzert in diesem Laden zu besuchen. Irgendwas kam aber immer dazwischen. Diesmal passte aber alles zusammen vom Termin, über das Wetter und die Verkehrslage bis hin zur Band des Abends.
Von der Musikrichtung her ist das KL 17 nicht festgelegt. Wenn man mal die ganzen Veranstaltungen betrachtet, wird den Fans ein ordentlicher Querschnitt durch die vielen Stil- und Spielarten populärer Musik angeboten. Ob Metal, Rock, Blues, Folk oder Pop – im Laufe des Jahres ist eigentlich für jeden Musikfan etwa dabei.
Meine Erwartungen an das Haus waren ziemlich groß. Sie wurden aber ganz ordentlich erfüllt. Angefangen von der kultigen Einrichtung, über die reichliche Getränkeauswahl und das zu günstigen Preisen bis hin zum aufmerksamen, freundlichen und lockeren stimmte eigentlich alles.
Auch wenn der Laden relativ klein ist, hat er doch sein eigenes Flair und seine Daseinsberechtigung. Seit dem Jahr 2011 werden hier ab und an Konzerte veranstaltet und Platz für geile Mugge ist eben in der kleinsten Hütte. Bands wie ENGERLING, LIFT, EL PANIKO & DAS KATASTROPHENORCHESTER, KARUSSELL, STARFUCKER, RENFT, FACTORY UNDERCOVER oder JOHNNY MASTRO & MAMAS BOYS gastierten hier schon.
Wenn man direkt vor der ziemlich kleinen Bühne steht ist man hautnah dran am Geschehen. Nach dem Motto „mittendrin statt nur dabei“ kann man den Musikern nicht nur aufs Gesicht sehen, sondern auch auf die Finger. So etwas ist ja genau mein Ding.
Dass es ein lauter Abend werden würde, sah man schon am Publikum. Das waren überwiegend Fans harter Musik wie man unschwer an der Kleidung und teilweise an der Haarpracht erkennen konnte. Dabei waren die MOTÖRHEAD-Shirts in der Überzahl. Auf der Bühne hing außerdem auch schon das Banner der Hallenser Band KILMINISTER. Damit war eigentlich schon alles klar. Obwohl ich das Trio erst vor Monatsfrist erlebt hatte, stand mir einfach schon wieder der Sinn nach dieser lauten, schnellen kompromisslosen Musik. Ich werde mich heute also etwas kürzer fassen können, denn die Mugge war zu großen Teilen mit der Fatsche am 9.März in der „Tante Ju“ identisch. Lediglich die Gast-Bassistin Steffi war diesmal nicht mit dabei.
Wir würden also wieder einen Abend lang LEMMY gedenken und ihn samt seiner Band MOTÖRHEAD ordentlich feiern. Wir wissen ja nicht erst seit heute, dass LEMMY von seiner Wolke im Rockerhimmel aus alles sieht und hört. So ist es doch immer wieder eine schöne und drollige gedankliche Vorstellung, dass IAN KILMISTER bei den Muggen von KILMINISTER mit einem Drink in der einen, einer Zigarette in der anderen Hand und mit einem fetten Grinsen auf das Geschehen im KL 17 blicken würde. Wahrscheinlich würde er höchstens mal „macht mal lauter“ brüllen, damit er auch keinen Ton verpasst.
LEMMY und seine Band MOTÖRHEAD prägten rund 40 Jahre lang die Musikszene der härteren Gangart ordentlich mit. Mehr als 20 Studioalben und 14 Live-Scheiben, einige DVDs sowie rund 3000 gespielte Konzerte künden davon. Aber LEMMY war noch mehr. Er war ein Original, wie man sie heute kaum noch finden kann. Lockere Sprüche auf den Lippen, aber auch tiefsinnige Gedanken gehörten zu ihm genauso wie sein legendärer Genuss von Alkohol und anderen Subtanzen, seine Weibergeschichten, und seine Zockerei. Der Mann führte ein Leben am Abgrund und wurde trotzdem 70 Jahre alt. Wenn es das Schlagwort „Sex & Drugs & Rock ‘n Roll“ noch nicht gäbe, für IAN KILMISTER hätte man es erfinden müssen.
Mit "We are MOTÖRHEAD" vom gleichnamigen Album legten Sänger und Bassist. SVEN BÜTTNER, Gitarrist OLAF "OLE" MEHL und Drummer MATTHIAS "MEFF" SCHIMETZEK-NILIUS die Messlatte gleich ziemlich hoch. Mit „No Class“ vom 1979er „Overkill“-Album feuerten sie gleich den nächsten Kracher hinterher.
Wenn man BÜTTNERs Sven auf der Bühne sieht und ihn singen hört, kann der geneigte Musikfan doch ins Grübeln kommen. Denn der Bursche klingt wie LEMMY, sieht aus wie LEMMY und der Eindruck wird durch das über Kopf gestellte Mikro und den Rickenbacker-Bass noch verstärkt. Nur wie kamen IAN KILMISTERs Gene damals in die DDR? Meines Wissens war MOTÖRHEAD nie in der DDR. Vater oder Bruder von Sven kann LEMMY also nicht gewesen sein. Vielleicht einigen wir uns auf Bruder oder Vater im Geiste
Auf jeden Fall machte das laute Trio an diesem Abend wieder keine Gefangenen. „End of Time“, „(We Are) The Road Crew“ und „Heartbreaker“ versetzten die Fans in bombige Stimmung.
MOTÖRHEAD-Konzerte waren kein Tanztee und auch kein Kaffeekränzchen. Da ging es immer schnell, laut und hart zur Sache. So ist es auch bei KILMINISTER aus Halle und so war es an diesem Abend auch in Döbeln.
Insbesondere Gitarrero "OLE" MEHL machte dem Publikum mit auffordernden Worten, Gesten und Blicken immer wieder Druck. Aber die Leute vor der Bühne machten gerne und freiwillig mit. Ole’s Handlungen beschleunigten das aber auch. Die Stimmung war ganz ordentlich. Daran änderte auch eine Pause nach ungefähr der Hälfte des Sets nicht.
Aber vor der Pinkel- und Getränkenachfasspause hörten wir unter anderem noch die Ballade „Love me Forever“ sowie die Nummern „Metropolis“ und „Over the Tops“. Inzwischen war es in dem kleinen Keller auch ordentlich warm geworden, da tat die kleine Auszeit auch richtig gut.
Im zweiten Teil ging das ordentliche MOTÖRHEAD-Lärmgemetzel munter weiter. „Orgasmatron“ und „Sacrifice“ brachten alle Anwesenden schnell wieder auf die richtige Spur. Selbstverständlich hatten die Männer von KILMINISTER noch einige Hits im Gepäck.
Der mit dem "Worehouse Blues" unternommene Ausflug in die Blueswurzeln von MOTÖRHEAD mit zwei Akustikgitarren (gespielt von Ole Mehl und Drummer MATTHIAS "MEFF" SCHIMETZEK-NILIUS), sowie SVEN BÜTTNER (Gesang und Mundharmonika) brachte kurzzeitig einen anderen Rhythmus und etwas ruhigere Töne ins Rund.
Doch dann ging es immer weiter in Richtung Grande Finale an und dorthin ging es Schlag auf Schlag. Das von einigen Fans schon länger geforderte „Iron Fist“, die Top-Nummern „Killed by Death“, „Bomber“ und „Ace of Spades“ ebneten den Weg. Mit „Motörhead“ und „Overkill“ setzten die KILMINISTER zur Landung an. Das wurde aber noch nichts, denn das Trio durfte auf Wunsch der Zuhörer mit „Love me like a Reptile" und „Stay Clean“ noch mal durchstarten und eine kleine musikalische Ehrenrunde drehen.
In Schweiß und Applaus gebadet verabschiedete sich die Band für diesen Abend von Döbeln und den anwesenden Fans. Danke für diesen schönen Abend. Das wird wohl nicht mein letzter Ausflug ins KL 17 und zu KILMINISTER sowieso nicht gewesen sein.
Gruß Kundi
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