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Karussell in Dresden am 26.10.18
Karussell in Dresden am 26.10.18
in Konzertberichte 2019 und älter 27.10.2018 13:44von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: Karussell in Dresden am 26.10.18
in Konzertberichte 2019 und älter 27.10.2018 13:46von Tina mit Hut • | 329 Beiträge | 742 Punkte
RE: Karussell in Dresden am 26.10.18
in Konzertberichte 2019 und älter 28.11.2018 05:06von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am Freitag mit dem Feierabend beginnen sich Körper und Geist aus dem Joch des Arbeitsalltags zu befreien und das Wochenende über gesunden diese. Das Grau des Alltags verblasst für ca. 60 Stunden und macht den bunten, frohen Farben von aktiver Erholung und Lebensfreude Platz. So war es auch wieder am letzten Freitag im Monat Oktober 2018. Mein Einstieg in das Wochenende wurde sogar mit dem Besuch eines KARUSSELL-Konzertes gekrönt. Die Band spielte an diesem Abend besten Liveclub „Tante Ju“ von Dresden und eine dritte KARUSSELL-Drehung konnte ich im laufenden Konzertjahr noch vertragen.
Obwohl Wolf-Rüdiger Raschke, Reinhard „Oschek“ Huth und ihre Kollegen in den vergangenen Jahren relativ oft in der sächsischen Landeshauptstadt auftraten, war es ihre erste Mugge in der legendären Konzerthöhle „Tante Ju“. Außerdem hatte ich die Band seit dem Konzert im April in Pirna nicht mehr erlebt und das ist ja auch schon eine Ecke her.
KARUSSELL veröffentlichte 7 Jahre nach Erscheinen des Albums „Loslassen“ am 11. Mai 2018 mit „Erdenwind“ endlich wieder eine Scheibe mit neuem Liedgut. Leider hatte ich meine Erwartungen an diesen Silberling offensichtlich zu hochgeschraubt, denn vollends überzeugen konnte mich das 2018er Album von KARUSSELL nicht. Mir war da viel zu viel Pop und viel zu wenig handgemachter, melodiebetonter Rock und Blues drin. Was mir weiterhin nicht gefiel, war der mehrmalige Sprechgesang und auch diese glatte Produktion. Für Soundfetischisten war „Erdenwind“ sicher ein Träumchen. Hier war alles sauber klar und mit vielen Effekten auf modern getrimmt. Mir war genau das zu brav und dem Zeitgeist angepasst. Trotzdem habe ich auch einige Prunkstücke, die meiner Meinung nach in guter alter KARUSSELL-Tradition stehen, auf der CD „Erdenwind“ entdeckt.
Auch wenn ich selbst insgesamt also ein eher etwas gespaltenes Verhältnis zur CD „Erdenwind“ hatte und habe, war ich ziemlich gespannt, welche Songs die Band ins Liveprogramm nehmen würde und wie das live klingen würde.
„Tante Ju“ war wieder mal nicht ausverkauft und es war noch reichlich Platz im Saal. Für mich ist das bei so einer namhaften, ja sogar legendären Band wie KARUSSELL völlig unverständlich. Zumal die Band in Dresden seit Jahren bei kostenlosen Muggen immer ein ziemlich großes Publikum zieht. Was ist nur los mit den Dresdnern? Liegt es wirklich an den Eintrittspreisen oder sind die Leute einfach übersättigt? Wir werden es wohl nie erfahren…
Ich freute mich jedoch über einige bekannte Gesichter in der Besuchermeute. Vor ein paar Jahren hätte ich bei denselben Personen noch geschrieben, die üblichen Verdächtigen waren da. Aber auch hier hat sich in den letzten Monaten und Jahren einiges verändert. Das Leben ist eben nicht immer eben und gesundheitliche, familiäre oder berufliche Gründe gehen nun mal vor.
Aber kommen wir jetzt zum Konzert der KARUSSELLer in Dresden. Während der Leit-Wolf das Intro intonierte, kamen die restlichen Musiker auf die Bühne und sofort war die alte Vertrautheit und Verbundenheit wieder da. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass für den terminlich anders gebunden Bassisten Jan Kirsten an diesem Abend wieder Benjamin Richter einsprang. Das hatten wir auch in der Vergangenheit schon.
Mit dem Klassiker „Entweder oder“ waren wir schon mittendrin in der Mugge. Dieses Lied ist seit Jahrzehnten ein außerordentlich wertvolles Kulturgut. Text und Musik ergeben eine richtige Hymne und Oschek’s Gesang setzt dem Ganzen noch eine wunderbare Krone auf. Da machte mein Herz schon bei den ersten Orgelklängen vor Freude gleich ein paar Schläge mehr.
KARUSSELL live zu erleben war und ist immer ein Erlebnis. Die Truppe strotzt vor Spielfreude und Musikalität. Wolf-Rüdiger und seine Männer sorgen überall für Begeisterung und Stimmung. Dabei ist es egal, ob der Auftrittsort ein kleiner Dorfsaal oder der Marktplatz einer großen Stadt ist. Die Band gibt immer volle 100 Prozent. Warum sollte das in der „Tante Ju“ anders sein?
Joe Raschke und Reinhard „Oschek“ Huth warfen sich jeweils die Gesangsbälle zu. Sie wechselten sich als Gesangssolisten ab. Das brachte Abwechslung in den Klang und außerdem konnten die Konzertbesucher so auch Songs aus allen Schaffensperioden der Band hören. Oscheks legendäre Nachtigallstimme und Joe’s dunkel gefärbte Stimme prägen die aktuelle Band sehr deutlich und unverwechselbar. Auf der neuen „Erdenwind“-Scheibe singt der Altmeister für meinen Geschmack leider zu wenig. Live war die Verteilung des Gesangs auf beide Schultern dann zum Glück ausgewogener.
Bei den Ansagen bekamen die Sänger hier und da Unterstützung durch Bandleader Wolf-Rüdiger Raschke. Oschek und Wolf sind ja bekanntlich die einzigen in der Band noch aktiven KARUSSELL-Gründungsmitglieder. Seit rund 42 Jahren (allerdings mit Unterbrechungen) gehört ihr musikalisches Leben dieser Kapelle.
Die Titelabfolge (neudeutsch auch Setlist genannt) der Mugge war wirklich bunt gemischt und berücksichtigte die gesamte Bandgeschichte. Dabei fügten sich die von der neuen CD gespielten Songs (zum Beispiel „Geben oder nehmen“, „Sag deinen Namen“, „Meine Stadt“) gut in das Programm ein. Aber natürlich blieben durch das neue Liedgut leider einige mir liebgewordene Lieder auf der Strecke. Das lässt sich auch nicht vermeiden, wenn die Band nicht als „Oldieband“ enden soll. Insgesamt wurde KARUSSELL so aber den Liebhabern der alten Hits und den Anhängern neuerer Stücke angemessen gerecht. Ich möchte aber auch nicht verschweigen, dass es Zuhörerstimmen gab, denen der erste Teil des Konzertes zu viel neues Material enthielt.
Zum Glück fielen meine persönlichen Hits wie „Ehrlich will ich bleiben“, „Doch wenn die Hähne krähn“, „Wie ein Fischlein unterm Eis“ oder „Autostop“ nicht dem Rotstift zum Opfer. Es war deutlich zu merken, dass gerade die alten Lieder beim Publikum besonders gut ankamen. Beim ganz neuen Material fremdelten doch noch viele Leute. Zauberhaft war auch wieder die von Oschek gesungene Liebeserklärung an die KARUSSELL-Fans „Lied für euch“.
Die alten Füchse hatten ihre Show selbstverständlich sehr durchdacht aufgebaut. Jeder der einzelnen Bandmusiker konnte seine Stärken ausspielen und dem Publikum präsentieren. Dabei sind die Gitarrensolos des Gitarren-Grafen Hans immer wieder eine Klasse für sich. Aber auch Benno’s Schlagzeug-Solo und das von Benjamin gespielte Bass-Solo waren nicht von schlechten Eltern. Auch wenn der Basser ja lediglich der Vertreter von Jan Kirsten war, war er mehr als „nur“ Ersatz. Der Bursche hat durchaus seine eigenen Akzente gesetzt.
Der Spannungsbogen wurde immer weiter nach oben gezogen. Mit „Autostop“ und „Als ich fortging“ kamen wir auf den musikalischen Höhepunkt an, welcher auch der Endpunkt des regulären Konzertes darstellte. Das Publikum ging sehr gerne auf die Aufforderung gemeinsam zu singen ein und die Band kostete diese Minuten natürlich gekonnt aus.
Dann folgte die lautstark geforderte musikalische Ehrenrunde und dort gingen noch der „Gelbe Mond“ und Oschek’s „Stern der Liebe“ in Dresdens besten Liveclub auf. Auch das von Joe gesungene Lied „Nachtkind“ von der neuen Scheibe schaffte es in die Verlängerungsrunde. Nach weit mehr als 2 Stunden Spielzeit war dann auf der Bühne Feierabend. Die Musiker fanden sich aber wenige Minuten später im Saal zur Autogrammstunde ein. Sie schrieben fleißig Autogramme, erfüllten geduldig Fotowünsche und plauderten angeregt mit ihren Fans.
Für mich endete mit dieser Drehung mein KARUSSELL-Jahr 2018 an diesem Abend. Ich freue mich aber schon jetzt auf weitere Drehungen im vor uns liegenden Jahr 2019.
Gruß Kundi
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