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"Müssen kann jeder" - A. Hähle und A. Jensch 14.10.17 Dresden
"Müssen kann jeder" - A. Hähle und A. Jensch 14.10.17 Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 25.10.2017 18:33von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Kamera? Akku geladen? Akku im Gerät? Den Thermobecher mit dem koffeinhaltigen Heißgetränk gefüllt? Eine Flasche Kaltgetränk vorhanden? Jetzt noch Schuhe anziehen. Dazu noch Autoschlüssel und Wohnungsschlüssel eingesackt und schon kann es losgehen. Zum Glück fällt mir da regelmäßig auch noch mein Lieblingssatz aus dem Bully-Herbig-Film "Der Schuh des Manitu" ein. Der Film- Bösewicht Santa Maria (gespielt von Schauspieler Sky du Mont) richtet ihn an seine Bande: "Jetzt gehen wir alle noch mal aufs Klo und dann reiten wir los." Wenn man sich daran hält, kann man erleichtert fort fahren.
So oder so ähnlich gestalten sich meine Gedankengänge und Handlungen, wenn ich mich landfein gemacht habe und zu einer Mugge aufbrechen will. Als Muggenpilger, Konzertnomade und Konzertgänger sollte man schon seine 7 Sachen und seine 5 Sinne beisammen haben. So war es auch am zweiten Sonnabend des Monats Oktober 2017.
Die Datums- und Uhrzeitanzeige meines CEEDriks zeigte den 14. Oktober 2017 ,18:19 Uhr als ich durch das Drehen des Schlüssels im Zündschloss meine motorgetriebenen Korea-Pferde weckte und sie in Marsch setzte. Die QUERFORMAT'ler in der sächsischen Landeshauptstadt riefen um 20:00 Uhr zur Veranstaltung mit Akim Jensch und Andreas Hähle. In Anbetracht dessen waren flinke (Roll-)Hufe durchaus angebracht. Ich wollte schließlich vor der Mugge auch noch etwas mit Freundinnen/Freunden quatschen.
Den Weg zum Pahlitzschhof in Dresden-Prohlis braucht mir keiner, auch nicht mein technischer Wegerklärer, mehr vorbeten. Ich ließ CEEDrik galant in unmittelbarer Nähe des Gebäudekomplexes ausrollen und am Straßenrand zur Ruhe kommen.
Obwohl es gerade mal 19:30 Uhr waren im Veranstaltungssaal die besten Plätze vor der Bühne schon besetzt. Tja, wer zu spät kommt, den bestraft halt das Leben mit etwas mehr Abstand zum Bühnenrand. Mich entschädigten aber die vielen mir persönlich bekannten Menschen unter den Besuchern, Veranstaltern/Organisatoren und Künstlern. Bei einigen von ihnen trifft sogar das Wort Freund bzw. Freundin zu.
Auch wenn der Raum eigentlich wenig einladend aussah, begann ich mich gleich wieder wohl zu fühlen. Das lag natürlich, daran, dass ich unter mir wohlgesonnenen und zum Teil freundschaftlich verbundenen Leuten war.
Übrigens hatte sich auch bei der Bühnentechnik einiges getan. QUERFORMAT-Antriebsmotor Lutz Stein hat in die Technik seiner Firma Event-Art-Dresden weiter investiert und die Bühnen- sowie Lichtausstattung verbessert. Ich nahm es freudig zur Kenntnis.
Uns stand an diesem Abend ein Programm unter dem Titel "Müssen kann jeder" bevor. Liedermacher Akim Jensch aus Osnabrück und Dichter sowie Sprecher Andreas Hähle aus Leipzig wollten uns laut Ankündigung literarisch-musikalische Ergüsse zum Thema Eigenständigkeit und Fremdbestimmung näher bringen. Das klang für Uneingeweihte sicher erstmal hochtrabend und anstrengend. Das war es aber bei weitem nicht. Ganz im Gegenteil - es wurde ein unterhaltsamer, kurzweiliger Abend, welcher neben heiteren Momenten ebenfalls ernsthafte und zu Herzen gehende Augenblicke beinhaltete.
Ich kenne und schätze beide Künstler schon seit Jahren. Meine erste persönliche Begegnung mit Jens Schröder (Akim Jensch ist lediglich sein Künstlername, der sich jedoch aus Buchstaben des bürgerlichen Namens Jens Mika Schröder bildet) fast auf den Tag genau seit 10 Jahren.
Ich weiß noch ganz genau, wann und wo ich ihm das erste Mal bei einem Gespräch persönlich gegenüber stand und ins Antlitz blickte. Das war am 13. Oktober 2007 im Hoyerswerdaer SURF. INN bei einer Radio-Livesendung eines Internetradiosenders mit den Bands/Musikern KLARtext, TRIXI G sowie Akim Jensch und Tina's Voice. Ich merkte damals schon, dass Akim ein fragender, suchender Mensch und zugleich auch ein wacher, aufmerksamer Gesprächspartner ist. Der lange Kerl hinterfragt vieles, nicht zuletzt auch sich selbst und seinen Weg. All das kann man auch in seinen Liedern finden, wenn man es will.
Auch Andreas Hähle kenne ich nun fast schon eine Dekade. Ihn lernte ich bei diversen Konzertbesuchen in Berlin kennen und schätzen. Er schrieb damals auch für deutsche Mugge. Seine Konzertberichte habe ich verschlungen, weil sie schon damals anders waren und eben keine standardisierten, genormten Schreibwerke.
Ich mag den knorrigen Typen einfach. Er ist klug, schlagfertig und witzig. Ich erfuhr erst später, dass er bereits zu DDR-Zeiten erfolgreicher Texter für Schulrock/P16 ("Bubi", "Sag mir, wo du bist")war.
Heute tragen auch Lieder von DIRK ZÖLLNER (z. B.: "Idylle im Krieg", "Wenn der Himmel mir am Arsch hängt") UNBEKANNT VERZOGEN (unter anderem "Piratenbräute", "Nachtvögelin") oder TRANSIT("Der Weg", "Lange her",) das Hähle-Text-Siegel. Immer mehr Künstler (Eva Kyselka, Manuel Schmid, Jan Preuß, um wenigstens noch einige zu nennen)greifen mittlerweile auf Hähles Dienste zurück. Auch als Radiomacher ist Andreas erfolgreich. Bis zum Jahr 2016 war er Redakteur und Moderator der Sendung „Wahl-Lokal“ http://www.rockradio.de. Seit ein paar Jahren nenne ich Hähle für mich liebe- und respektvoll geliebter Dichterfürst. Das meine ich durchaus ernst, wobei selbstverständlich auch ein gewisses Augenzwinkern dabei ist. Aber nun ist genug der Lobhudelei, ein paar Sätze möchte ich zum Programm des Abends jetzt nämlich auch noch schreiben.
Beide Akteure betraten und verließen die Bühne gleichzeitig. Dort blieben sie auch während der gesamten Vorstellung abzüglich der Pause. Das empfand ich schon mal als angenehm, dass sich da kein ständiger Ringelreigen bildete, wenn der jeweils andere Künstler dran war. Andreas und Akim wechselten sich bei ihren Vorträgen immer ab. So war immer Abwechslung im Spiel und es wurde den Zuhörern auch nicht langweilig bzw. eintönig.
Ich habe nicht die Absicht jetzt jede gespielte Note und jedes gesprochene Wort zu sezieren. Das liegt mir nicht und das bringt auch niemandem etwas.
Hähle las eigene verfasste Texte, welche sich mit dem Schönheitswahn, mit Äpfel und Birnen-Vergleichen oder anderen Sachverhalten und Dingen beschäftigten. Dazwischen erzählte er auch noch einige Anekdoten, die alles noch mal auflockerten. Der Wort- und Situationswitz meines geliebten Dichterfürsten ist wirklich köstlich. Hähle ist irgendwie ein Phänomen. Er spricht mit ganz ruhiger und tiefer Stimme.
Eigentlich werde ich bei so einem ruhigen Vortragsstil sonst schnell müde und nicke schon mal ein. Das liegt wohl noch vom Studium so in mir drin, da fielen mir in der Vorlesung auch schon mal die Augen zu, wenn der Dozent zu ruhig und eintönig sabbelte. Andreas Hähles Stimme dagegen ist nicht nur wohlklingend und beruhigend, sondern auch fesselnd. ich weiß gar nicht, wie er das Kunststück fertig bringt. Damit der gute Hähle sich nicht vergaloppiert und alles durcheinander bringt, erhielt Akim von ihm den Auftrag ab und zu die Programmablauf-Sporen oder -Zügel einzusetzen um Hähle in der richtigen (Zeit-)Spur zu halten. Hähle bezog in seine Vortragskunst situationsbezogen und improvisierende auch gerne seinen Bühnenpartner Akim sowie das Publikum mit ein.
Seit Andreas in Leipzig wohnt, ist er auch freier Trauer- und Hochzeitsredner. Was Anfangs nur als gelegentliche Betätigung gedacht war, artete bald in richtige und vor allen Dingen auch umfangreiche Tätigkeit aus. Aber ich denke, das liegt dem Meister auch. Hähle erntete nicht nur mit der Anekdote, welche Kleidungsfarbe er beim Besuch von Seniorenheimen und -residenzen nicht mehr ausschließlich trägt und warum das so ist, mehr als ein kleines Lächeln im weiten Zuhörerrund. Hähle hat wirklich Entertainer-Qualitäten.
Akim Jensch brachte uns mit seiner Gitarre und seiner Stimme einige Lieder von seinem aktuellen Album "So bin ich"("So bin ich", "Und du träumst") sowie neue Lieder zu Gehör. Leidenschaftlich, aus dem Innersten heraus legte der Osnabrücker Liedermacher uns seine Gedanken- und Seelenwelt zu Füßen. Auch "Geteilt verpeilt" (Text: Andreas Hähle) stammt von der aktuellen Platte. Dazu wusste der Wortmeister und Dichterfürst Hähle auch noch etwas zu erzählen.
Bei "Streich die Falten aus der Stirn" wechselte Akim das Instrument und spielte auf der Mandola. Oder war es doch eine Mandoline? ich habe da keine Ahnung. Jedenfalls kam dieses Saiteninstrument bei 2 oder 3 Liedern zum Einsatz.
Das Thema Sündenböcke passt ja gut in die heutige Zeit. Da braucht man nur mal die aus den Kriegs- und Elendsgebieten dieser Welt in sichere Länder flüchtenden Menschen, Stimmen dazu aus Teilen unseres Volkes und Äußerungen von einzelnen Politikern dazu näher betrachten. Da sieht man Sündenböcke wohin man schaut. Akim Jensch hat das Thema "Sündenböcke" im gleichnamigen Lied verarbeitet.
"Hamsterrad" muss auch neueren Datums sein. Ich kannte das Lied jedenfalls noch nicht.
Akim legte wieder seine ganze Kraft, sein gesamtes Können und all seine Leidenschaft in dieses Konzert. Er gibt dem Zuhörer immer eine volle Kanne handgemachte und ehrliche Musik. Anders kenne ich den sympathischen Hutträger aus Osnabrück auch nicht.
Vor einiger Zeit bildete Akim mit dem Liedermacher Jan Preuß das Duo/Projekt SONDERSCHICHT: Aus dieser Zeit stammt das Lied "Einmal sind wir reich", welches damals in Gemeinschaftsarbeit entstanden ist. Der Text stammt von Andreas Hähle. Die Komposition/Melodie stammt von Akim und Jan. Schön, dass der Song den Weg auch in diese Unternehmung gefunden hat.
Die beiden wackeren Künstler erhielten am Ende und nach den Zugaben selbstverständlich viel Beifall für ihre Leistung. Dieses literarisch-musikalische Programm war schon mal etwas anderes. ich fand's auch super und so mancher aus der Spur geratene Gedanke in meinem Kopf war nach diesem emotionalen Gedanken-Festmahl wieder geradegerückt. Gönnt euch doch auch mal so etwas Gutes, wenn ihr die Chance habt.
Gruß Kundi
RE: "Müssen kann jeder" - A. Hähle und A. Jensch 14.10.17 Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 10.11.2017 21:20von Mary • | 327 Beiträge | 726 Punkte
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