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MONOKEL KRAFTBLUES am 09.09.17 beim Open Air in Vollmershain
MONOKEL KRAFTBLUES am 09.09.17 beim Open Air in Vollmershain
in Konzertberichte 2019 und älter 12.09.2017 18:13von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Die Existenz der Gemeinde Vollmershain im Landkreis Altenburger Land ging mir einige Jahrzehnte am Hintern vorbei. Das Kaff mit seinen etwas über 300 Einwohnern spielte in meinem Leben keine Rolle. Dort gab und gibt es ja auch keine Sehenswürdigkeiten und/oder nennenswerten Betriebe, Firmen usw. Die unweit einer Anschlussstelle der (Bundes-)Autobahn 4 im Städtedreieck Crimmitschau - Schmölln - Ronneburg gelegene Ortschaft, war also lange unbekanntes und unerforschtes Land für mich.
Das änderte sich jedoch als ich vor einigen Jahren erstmals das Open Air am Freibad in Vollmershain besuchte. Das von Ute und Reiner Hebisch mit einem kleinen Team engagierter und fleißiger Helfer organisierte Festival ging am vergangenen Wochenende in seine 17. Runde. Das Open Air Vollmershain wird von den Fans in einem Atemzug mit den beliebten Festivals in Prießnitz, Gehren (Rock im Wald), Gössnitz, Tanna, Oettersdorf oder Audigast genannt.
Vollmershain kann man auch als Festival von Fans für Fans und Musiker bezeichnen. Hier treten Bands wie MONOKEL KRAFTBLUES, ENGERLING oder TINO STANDHAFT immer wieder auf. Es ist das jährliche Wiedersehen eine Musikszene. Diese von unten organisierte Wochenendveranstaltung trifft von Organisation, Ablauf, vom musikalischen Inhalt, von den Preisen und von der Atmosphäre den Geschmack insbesondere der letzten verbliebenen Aufrechten der Blueser-, Kunden- und Tramperszene. Mit dem Wissen von heute sage ich, dass aus der einstigen jugendlichen Subkultur im Laufe der Jahrzehnte bei vielen Angehörigen der Szene eine Lebenseinstellung geworden ist.
Sie sind hartnäckig und leben immer noch an den Wochenenden ihren Traum von Freiheit, vom Ausbrechen aus der vorbezeichneten Spur und von der Unangepasstheit, der Liebe zu guter Livemusik und Party. Die Hymne "Bye, bye Lübben City" von MONOKEL gilt auch heute noch für viele als Parole fürs Wochenende. Jeden Freitag oder Sonnabend startet man in ein neues Abenteuer und reist MONOKEL, SHAWUE, KIRSCHE & CO., ENGERLING und anderen Bands hinterher. Es geht dabei Kreuz und quer durch die Republik. Entfernungen waren für die Tramper, Kunden und Blueser noch nie ein wirkliches Problem.
Wer 30 oder 40 Jahre fast jedes Wochenende on the Road ist, mag zwar inzwischen optisch in die Jahre gekommen sein, aber gute Mugge, Party, Lebensfreude und der Treff mit Gleichgesinnten halten geistig jung und frisch. Dabei sind sicher einzelne Motive bei den Fans auch unterschiedlich. Nicht alle lehnen oder lehnten staatliche Ordnung ab. Ich denke, dass die generelle Schwarz-Weiß-Malerei von wegen Widerstand und generellen Ablehnung der gesellschaftlichen Verhältnisse der ganzen Sache auch nicht gerecht wird. Menschen sind nun mal nicht uniform. Jeder ist ein Individuum für sich. Trotzdem verstehen sich die meisten Fans hervorragend untereinander. Es waren und sind auch viele "brave" Leute in den alten Dorfsälen, auf den open airs usw. unterwegs gewesen.
Für viele Leute hatte und hat dieses Wochenend-Muggenpilgern auch etwas mit Dampf ablassen, dem Traum von Freiheit und Abenteuer sowie purer Lebensfreude zu tun. Die Gesellschaftsaussteiger gibt es natürlich aber auch.
Für mich sind die heute noch aktiven Kunden, Tramper, Blueser von damals die hartnäckigsten Fans überhaupt, die Härtesten unter den Harten. Sie stehen standen und stehen hinter ihren Bands. Sie fahren im Jahr tausende Kilometer durch die Kante, geben "ihr letztes Hemd" für ein paar Stunden guter Mugge und sie zeigen Herz für die Nebenfrau oder den Nebenmann.
Die Jugendlichen von damals halten zum Teil lebenslange Freundschaften zu Gleichgesinnten. Sie haben an den Wochenenden Ströme von Mocca Edel, Pfeffi, Kreuz des Südens, Blauen Würger und Bier, den Rauch hunderter Karo und hunderte Nächte mit wenig Schlaf überlebt. Sie trotzten dem Regen, der Kälte und dem schlechten Wetter. Sie trippelten kilometerweit durch die Nacht, wenn es drauf ankam und sie haben manchen Bus oder Zug verpasst.
Festivals wie das Open Air in Vollmershain sind zum Teil auch Jahrestreffen der Szene. Manche der angereisten Fans trifft man sonst das ganze Jahr nicht an den Bühnenrändern, weil sich Termine der verschiedenen Bands überschneiden, weil man vielleicht nicht jedes Wochenende arbeitsfrei hat usw.
Ich habe mich diesmal ganz kurzfristig aus dem kurzen Halt für eine Stippvisite in Vollmershain entschieden. Ganz bewusst hatte ich mir 2 Bands aus dem Zeitplan herausgesucht und bin dann einfach losgefahren. Das liebe ich auch so an solchen Festivals, man kann sich sein persönliches Festprogramm schneidern und seinen Bedürfnissen anpassen. Ein ganzes Wochenende konnte und wollte ich nicht in Vollmershain verbringen.
Nach ca. 180 Kilometern erreichte ich Vollmershain und wenige Minuten nach 14:00 Uhr stand ich vor der Bühne auf der MONOKEL KRAFTBLUES bereits die Bluesrock-Turbine angeworfen hatte. Die Band hatte für ihren Auftritt ca. 90 Minuten zur Verfügung und trotz der für Musiker und Fans gleichermaßen ungewöhnlichen frühen Tageszeit für eine Mugge herrschte schon allerbeste Stimmung im Rund.
Die KRAFTBLUESen ackerten sich spielerisch durch ihre größten Hits. Viele Perlen wurden wie "Das Monster vom Schilkinsee", "Paule Glotzmann" oder der "Kindertraum" wurden vom Publikum beklatscht und bejubelt. In den Zuschauerreihen sah man auch viele tanzende und zappelnde Zeitgenossen. Nach wie vor ist der kräftige Bluesrock von MONOKEL eben nichts für Stillsitzer.
Dass die KRAFTBLUES-Brigade aus "Berlin" kommt und "Immer noch da" ist, bräuchten die Jungs eigentlich gar nicht singen, denn das wissen die Fans natürlich.
Die Musiker der aktuellen Besetzung mit dem dienstältesten KRAFTBLUESer Michael „Lefty“ Linke (Gitarre, Gesang) an der Spitze wandelten mit ihren Instrumenten sowie ihrem Gesang wieder Energie in Töne, Laute, Melodien um. Wobei das Gehörte für die Fans dann wie selbstverständlich ebenfalls voller Energie steckte. Matthias "Dicki" Grimm (Schlagzeug), Michael "Pitti" Pflüger (Bassgitarre, Hintergrundgesang) und Michael "Twango" Niedzwetzki (Gitarre, Gesang), ließen es an der Seite von Micha Linke ordentlich krachen und scheppern. Laut, ungezügelt, etwas roh und rau und trotzdem mit schönen Melodiefolgen - so lieben wir doch unseren Kraftblues. Das besorgte uns die Kapelle alles wieder bestens.
Die erfahrenen Männer rocken jede Hütte und jedes Festival mit Spielfreude, Elan sowie handwerklichen Geschick bis zur Schmerzgrenze. Diesen Ruf hat MONOKEL KRAFTBLUES und den haben sich Lefty und Co. in hunderten Konzerten auch hart erarbeitet. Selbst zu dieser für Musiker unchristlichen Tageszeit konnten die Musiker ihr Potential voll abrufen und der Meute vor die Bühne mit Hits wie „Schwarze Marie“, „Wahrheiten“ und „Wie die Großen“ mit ihrem furiosen Spiel schier die Freudentränen ins Gesicht treiben.
Michael Niedzwetzki, welcher einst unter anderem beim ROCK’N ROLL ORCHESTER oder auch bei den 4 PISTOLEROS spielte, scheint sehr gut in das aktuelle Bandgefüge von MONOKEL KRAFTBLUES zu passen. Er ist nicht nur als Gitarrist hilfreich, sondern entlastet Lefty auch bei einigen Liedern als Solosänger. Er sang in Vollmershain unter anderem „Hush“ von DEEP PURPLE und wenn ich mich richtig erinnere die bandeigene „Spannersau“.
Freude kam zusätzlich auf, als Micha Linke den Gitarristen Tobias Hillig zur Verstärkung der Gitarren-Fraktion auf die Bühne bat. Tobi ist ja ein gern gesehener Gast bei MONOKEL und auch ein Freund des Ensenbles. Der Sound wurde natürlich gleich fetter und Tobi’s Gitarrenkünste bereicherten die Mugge zusätzlich auch noch. Zusammen mit Pitti Pflüger probierte der Herr Hillig lächelnd auch ein paar Tanzschritte. Da hatten nicht nur die beiden ihren Spaß dran.
Edelfan Uwe durfte dann das legendäre „Lumpenlied“ als Leadsänger unters Volk bringen.
Die Zeit raste dahin und schon war als Abschluss die Hymne „Bye, bye Lübben City“ weithin zu hören. Trotz aller Zeitpläne holte das Publikum aber dann noch eine Zugabe heraus. Die Band holte mit dem DYLAN-Klassiker „Maggie's Farm“ noch mal zum großen, lauten und musikalischen Finalschlag aus. So hätte es von mir aus noch ein paar Minuten weitergehen können, aber der Zeitplan sagte etwas anderes.
Gruß Kundi
RE: MONOKEL KRAFTBLUES am 09.09.17 beim Open Air in Vollmershain
in Konzertberichte 2019 und älter 16.09.2017 10:47von SN-Nittel • | 329 Beiträge | 724 Punkte
Danke Kundi
Ja zu Monokel 14 Uhr waren wirklich schon viele Leute da und in bester Stimmung und vor allen noch frisch. :-))
Das Konzi war gut mit paar neuen Songs im Programm und dafür leider auch paar schöne Klassiker rausgefallen.
Mittlerweile ist ja das Reportware von Kraftblues riesig....
Ich freue mich jedenfalls auf Frohburg wo die Jungs wieder sicherlich richtig rocken.
Nochmal zu Vollmershain insgesamt:
Es ist nochmal eine Spitzenmugge an 2 Tagen gewesen und für Fans ein echter Höhepunkt.
Joon Wolfsberg, Engerling, Kraftblues, Shophonks, Lateriser, Footsteps, Tom,Huck+Conny, Wind, Sand+Sterne, Tino Standhaft, Peter Schmidt, Sweet Confusion...was will man mehr!
Es gab echt gute Sachen zu hören und die Fans sind wie eine große Familie....
Danke an den Veranstalter.
Ich glaube sowas gibts in 5 Jahren nicht mehr....von Fans für Fans.
Und ich sage hier offen meine Meinung..solche Muggen, die leider aussterben werden, haben AUF, VOR und HINTER der Bühne ein deutlich höheres Niveau als die Stadtfeste.
RE: MONOKEL KRAFTBLUES am 09.09.17 beim Open Air in Vollmershain
in Konzertberichte 2019 und älter 16.09.2017 20:55von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
Das ist doch klar, das Feste mit freiem Eintritt, und vielleicht noch der Möglichkeit, eigene Speisen und Getränke im Rucksack mit zu führen, niemals das Niveau haben können wie zahlungspflichtige Konzerte.
Dort trifft man dann die wahren Fans.
Ich gehe zu beiden Arten von Konzerten, und muss mich dann bei Stadtfesten, o. ä. mit tw. "assozialem " Publikum arrangieren. Wenn ich genug Kohle hätte, würde ich mir so was auch verkneifen.
RE: MONOKEL KRAFTBLUES am 09.09.17 beim Open Air in Vollmershain
in Konzertberichte 2019 und älter 20.09.2017 20:18von Drachenuli • | 1.023 Beiträge | 2222 Punkte
« RENFT und Petra Zieger, Stadtfest Chemnitz, 25.08.2017 | LIFT 16.09.17 beim Markersdorfer Herbstfest in Chemnitz » |
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