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KURTL & DI DICKN FREUNDE 27.08.17 Wasserkunstfest Bautzen
KURTL & DI DICKN FREUNDE 27.08.17 Wasserkunstfest Bautzen
in Konzertberichte 2019 und älter 05.09.2017 19:00von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Jedes Jahr an einem Wochenende im August wird an der Alten Wasserkunst zu Bautzen das Bautz'ner Wasserkunstfest gefeiert und das nun schon seit 25 Jahren. Das historische Bauwerk befindet sich am Rand der Altstadt auf dem Wendischen Kirchhof in der Nähe der Michaeliskirche und des Mühltors. Die Kirche und die Alte Wasserkunst gelten zusammen als Wahrzeichen von Bautzen.
Für die Einwohner und auch für die Besucher der Stadt, die über die Friedensbrücke fahren oder spazieren gehen, sind beide Gebäude ein wunderschöner Blickfang und ein oft genutztes Fotomotiv. Das nach Plänen von Wenzel Röhrscheidt dem Älteren im Jahr 1558 in seiner heutigen Form errichtete Gebäude der Wasserkunst war bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts mehrere Jahrhunderte lang mit seinen technischen Einrichtungen wichtiger Bestandteil der örtlichen Wasserversorgung.
Heute ist die Alte Wasserkunst technisches Denkmal und Museum. Von der Kuppel aus hat man außerdem einen wunderschönen Ausblick über das Spreetal, zur Friedensbrücke und weiter bis ins Lausitzer Bergland. Gelegentlich werden in der Alten Wasserkunst auch Bilder oder Fotos ausgestellt oder Lesungen abgehalten. Ich kann mich erinnern, dass Tom Glöß vor einigen Jahren seine Bilder hier ausstellte und die Band KLARtext im Rahmen der Vernissage ein Konzert in den Räumen gab. Damals arbeitete die Band mit Tom gemeinsam auch im Rahmen des TEROBI-Projektes (Texte, Bilder, Rockmusik) zusammen.
Ich mag das jährliche Wasserkunstfest. Es ist ein schönes, kleines und übersichtliches Volksfest mit Trödelmarkt, Versteigerung und einem Bühnenprogramm, welches in der Hauptsache auf Künstler aus der Region setzt. Dieses Jahr spielte auch wieder das Wetter ordentlich mit, das ist ja nicht immer so. Bei Bautzener Bier, Löbauer Bergquell, alkoholfreien Getränken oder/und einer Wurst vom Grill ließen es sich an diesem Sonntagabend noch erstaunlich viele Leute auf dem Platz gut gehen.
KURTL scheint nach meinen Gesprächen und Beobachtungen das richtige Zugpferd gewesen zu sein. Das liegt sowohl am regionalen Bekanntheitsgrad und daran, dass KURTL auch schon mal bei einem der vorhergehenden Wasserkunstfeste auftrat. Ich habe unter anderem Leute gesprochen, welche zum Beispiel aus Kittlitz bei Löbau zu dieser Mugge kamen.Der Hammer war aber jedoch ein sympathischer (Rand-)Berliner, welcher zum wiederholten Male extra wegen KURTL in die Oberlausitz kam. meine Vermutung, dass es sich um einen Exil-Lausitzer handelte, bestätigte sich nicht. Der Herr hat mir erzählt, dass er mal zu einem Ausflug inklusive Schmalspurbahnfahrt im Zittauer Gebirge war. Dabei besuchte er auch einen CD-/Schallplatten-Laden in Zittau und erkundigte sich nach regionaler Rockmusik. Mit KURTL-Tonträger verließ er den Laden und die Oberlausitz. Beim Hören der Lieder verliebte er sich sofort in die Musik und die ungewöhnlichen Texte. Er war übrigens schon im vergangenen Jahr extra aus Berlin für das KURTL & DI DICKN FREUNDE-Konzert in Schirgiswalde angereist. Mich hat er als den Verursacher von Fotos und Bericht wiedererkannt.
Mit "Oalls hoat sein Preis" ("alles hat seinen Preis") und "'S ist Summer" ("Es ist Sommer") wurde der musikalische Reigen mit Oberlausitzer Mundart eröffnet. Das war selbstverständlich alles andere als angestaubte, plumpe und verlogene "heile Welt-Volksmusik": Bei KURTL & DI DICKN FREUNDE (hochdeutsch geschrieben und gesprochen: KURTL und die dicken Freunde) wurde amtlich schön gerockt. Die Band führte uns mit einer bunten Mischung aus Rock, Folk, Blues, Reggae und Country durch den Abend.
Mit Frontmann Steffen Lindner in seiner Rolle als KURTL (Gesang, Akustikgitarre, Mundharmonika) standen bzw. saßen an diesem Sonntagabend auf der Bühne Marc Winkler (Gitarren, Gesang), Peter Peschel (Bass), René Pech (Schlagzeug), und Anne Großhäuser (Hintergrundgesang, Percussions). Bassist Peter Peschel erlebte ich übrigens erstmals bei den DICKN FREUNDEn. Der Mann ist sonst mit seinen eigenen Bands und Projekten sowie als Gastmusiker auf Bühnen und bei CD-Einspielungen unterwegs. Er hat mit PETERSCHILLING, mit der ANTENNE BRANDENBURG PARTYBAND, mit JEANNETTE BIEDERMANN und anderen auf der Bühne oder im Studio gespielt. Mit seinem STEFFEN PESCHEL-TRIO widmet er sich dem Jazz, die STEFFEN PESCHEL-BAND ist eher etwas für Galas und Partys. Mit den DIXIEFLOWERS spielt er Dixieland pur. Außerdem ist Peschel noch Lehrer an verschiedenen Musikschulen im Raum Görlitz und Kirchenmusiker. Übrigens spielt in der STEFAN PESCHEL-BAND auch der DICKE FREUNDE-Gitarrist Marc Winkler. Überhaupt haben alle Band-Musiker der DICKN FREUNDE noch ihre eigenen Erfahrungen, Bands, Projekte usw. Vielleicht ist das sogar auch eine besondere Stärke der Kapelle.
Das auffällige Bühnenoutfit des Kollegen Lindner mit originalem Sporett-Trainingsanzug (sportlich-adrett) aus der DDR, mit Turnschuhen, Mütze und mit Brille erinnert mich immer wieder an meinen leider schon verstorbenen Papa. Genau in dieser Bekleidung lief er nämlich auch Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts seiner Freizeit herum. Nachbarn und Kollegen von ihm taten es ihm damals gleich. Mann, wo sind nur die ganzen Jahre geblieben? Manche Bilder brennen sich so intensiv ins Gedächtnis, dass man förmlich meint, sie erst gestern gesehen zu haben. Dieser Gruß geht an dich, liebes Familienoberhaupt - du bist in Gedanken immer bei uns.
De richtschen Äberlausitzer rulln und kwuirrln (Die richtigen Oberlausitzer rollen und quirlen beim Sprechen) Besonders markant ist das extrem gerollte "R" und das Verschlucken einzelner Buchstaben oder Silben. Natürlich betrifft das auch die Singerei in dieser Mundart. KURTL redete und sang wieder wie ihm der Schnabel gewachsen war. Natürlich verstand auch das zu großen Teilen aus Oberlausitzern bestehende Publikum die Worte und Lieder besonders gut. Auch wenn es regional von Dorf zu Dorf bzw. zu nächsten Stadt regional einige Unterschiede im Gebrauch der Heimatsprache gibt, verstehen können sich die Oberlausitzer alle gut.
Steffen Lindner ist in seiner Dienstkleidung, mit seiner Musik und seinen Sprüchen eine echte Stimmungskanone. Das Publikum in Bautzen wurde auch sehr schnell warm mit ihm.
Das liegt sicher auch an der Ausstrahlung von ihm. Der Mann ist Musiker, Clown, Eulenspiegel, Partymacher und Sozialkritiker in einer Person. Er schaut dem Volk aufs Maul, spielt auch mal geschickt mit Vorurteilen und er redet nicht um den heißen Brei herum. Natürlich bekommen "die da oben" von ihm auch hier und da ordentlich eine musikalische eingepackte Wort-Watsche. Vielleicht wurde er deshalb auch nicht zum Tag der Sachsen nach Löbau eingeladen. Eigentlich hätte er genau dorthin gehört.
Das Programm von KURTL setzt sich aus eigenen Kompositionen und bei anderen Künstlern ausgeborgten Melodien mit eigenen Texten zusammen. Da folgt dem Eigenprodukt „Girl from the Oberlausitz" zum Beispiel der "Zoahn aus Guld" ("Zahn aus Gold", frei nach NEIL YOUNGs "Heart of Gold").
"Das Model" von KRAFTWERK wurde zu "'S Madel" ("Das Mädel" als verkürzte Form von Mädchen). Die ursprüngliche Synthesizer-/Elektro-Nummer erhielt ein neues rockiges Soundgewand mit Reggae-Sprenkeln.
Übrigens feierte der Frontmann an diesem Tag seinen Geburtstag. Deshalb kam er nach der Pause auch fein angezogen mit rotem Samtsmoking und Pan Tau-Melone zurück auf die Bühne. Die musikalische und textliche Marschrichtung blieb jedoch unverändert: immer feste druff. Das brachte also weiterhin Spaß und beste Stimmung. Übrigens hatte Steffen auch in der Pause kaum Zeit zu verschnaufen, denn seine "CD-Schallplatten" genannten digitalen Tonträger warteten auf neue Besitzer und bei den vielen Kaufwünschen hatte der Meister echt auch alle Hände voll zu tun.
Der einst von JANIS JOPLIN erflehte "Mercedes Benz" fuhr in Oberlausitzer Mundart und mit einem um einen 80er Zoll-Flatscreen ergänzten Text über die Bühne. "Sweet Home Alabama" von LYNYRD SKYNYRD lieferte die Vorlage für "Sweet Home Äberlausitz".
"Doas mach’ mr live" (Das machen wir live), "Wenn mr wüsstn, wu wir hie wulln" (Wenn wir wüssten, wo wir hinwollen"), Cottbus", "Tupp un Deckl" (Topf und Deckel") waren nur einige der KURTL-Hits. Mit "Heimatliebe" (frei nach UTE FREUDENBERGs "Jugendliebe") entdeckte ich auch ein bisher nie gehörtes Lied in der Programmfolge dieses Gigs. KURTL & DI DICKN FREUNDE.
Mit "Immer wieder Latte" ging es in die Badvorstellung rein und dem Ende des Abends entgegen. Ein schönes Konzert endete gefühlt mal wieder viel zu früh, aber es war Sonntag und der Montag würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Soviel möchte ich abschließend noch sagen: KURTL, egal ob solo oder mit Band, wird auch in Zukunft gelegentlich auf meinem Tourplan stehen und wer mal eine außergewöhnliche Mugge mit Liedern in einer herzenswarmen Mundart hören möchte, der kann es mir ja gleichtun.
Gruß Kundi
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