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5. Rocknacht Mittweida 2007 mit CÄSAR & Hans "Die Geige"

in Konzertberichte 2019 und älter 26.05.2017 19:58
von HH aus EE | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte

Auf meiner Seite http://www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de/#Start habe ich eine Rubrik eingerichtet, in der ich mich an bestimmte Konzertereignisse erinnere, die, wenn ich sie veröffentliche, auf den Tag genau zehn Jahre zurück liegen: http://www.mein-lebensgefuehl-rockmusik....20&%20geige.htm Es sind Ereignisse, die rückblickend gesehen, für mich persönlich eine besondere Bedeutung gewonnen haben, die ich damals noch nicht erkennen konnte. Diesmal ist es die Erinnerung an das, nach meinem Wissenstand, einzige Konzert, bei dem CÄSAR und Hans „Die Geige“ tatsächlich gemeinsam musizierten. An diesen Abend in Mittweida möchte ich erinnern und auch daran, dass einige von denen, die auch heute noch aktiv sind, damals mit mir gemeinsam vor dieser Bühne standen.


5. Rocknacht in Mittweida – Cäsar & Hans „Die Geige“ (26.05.2007)

An diesem heißen Tag im Mai stehen zwei Musiker auf der Bühne, die sich kennen, aber wohl noch nie gemeinsam ein Konzert bestritten haben: CÄSAR Peter Gläser, schon zu Lebzeiten eine Legende, und Hans „DIE GEIGE“ Wintoch, der Rockgeiger. Die Kulturverantwortlichen der Stadt Mittweida hatten es eingefädelt und anlässlich der nunmehr schon 5. Rocknacht in Mittweida stehen sie endlich beide auf der Bühne - nacheinander, aber für einen besonderen Anlass endlich auch gemeinsam, wie sich zeigen sollte.

Der Saal der altehrwürdigen Fichte-Schule füllt sich zunächst nur sehr zögerlich und angesichts von Tischen und langen Bänken kann ich mir hier schwerlich ein Rockereignis vorstellen. Alles wirkt ein wenig steif, steril und geradlinig. Für Augenblicke meine ich mich tatsächlich in eine Turnhalle verirrt zu haben.

Hans „DIE GEIGE“ Wintoch scheint das jedoch wenig zu beeindrucken. Der Mann packt seine Geige an jedem noch so skurril anmutenden Ort aus, wenn die Fans auch da sind und so eröffnet er den Abend in souveräner und beeindruckender Manier. Da kann man schon mal ein staunendes Gesicht sehen im Publikum, das ich selbst eher nicht als an Rockmusik orientiert definieren würde. Aber was bedeuten Äußerlichkeiten, wenn der Mann mit dem ellenlange Haar seiner Geige himmlische Töne, wie das „Ave Maria“ und rockige Melodiebögen gleichermaßen entlocken kann. Er begeistert zudem mit einer sehr überzeugenden Version des Michaelis’ Klassikers „Als ich fort ging“, der inzwischen Kultstatus erreicht hat. Dieses Pendeln zwischen klassischen Anleihen im Geigespiel und ausgewählten Rock-Nummern macht auch den eigentlichen Reiz seiner Darbietung aus, zumal er auch stets auf seine Rock-Wurzeln verweist, wenn Sachen wie „Dust In The Wind“ von Kansas angestimmt werden. Viel zu schnell ist dieser erste Teil vorüber. Von mir aus hätte der Rockgeiger gern noch etwas länger mit seinem Bogen spielen dürfen.

Es gibt nur eine kurze Umbaupause, gerade mal ausreichend, um ein kühles Pilsner in schwülwarmer Luft durch die Kehle zu schütten. Wenige Minuten später stehen CASÄR & Die Spieler auf der Bühne. Dieser Mann am Mikrofon ist nichts weniger als personifizierte Rock-Geschichte, einer, der bereits fast alle Höhen durchlebt hat und manche Tiefe durchleiden musste. Mit seinen wechselnden Spielen geht er seit Jahren unverwechselbar eigene Wege. Davon gibt es an diesem Abend einige Kostproben auf unsere Ohren, denn CÄSAR schickt einen Knaller nach dem anderen ins Publikum: „Geht es dir gut“, „Hello Mister Biedermann“, „Halleluja“ und als der ehemalige Renftler noch die damaligen „Volkslieder“ aus eigener Feder, nur eben in aktualisierte Versionen, spielt, hält es keinen mehr auf den Sitzplätzen. Da stehen wir vor der Bühne und singen den „Apfeltraum“ und „Wer die Rose ehrt“ aus den fernen Jugendjahren textsicher mit.

Der eigentliche Höhepunkt des Abends jedoch kommt mit leisen Tönen daher. CÄSAR bittet seinen Musikerkollegen Hans „DIE GEIGE“ auf die Bühne und erinnert mit dem Rockgeiger gemeinsam an den erst kürzlich verunglückten Heinz Prüfer. Diese Version von „Tears In Heaven“, nur von Violine und Akustikgitarre begleitet, ist für mich der filigrane zerbrechliche Höhepunkt eines Abends, der so wahrscheinlich nicht wieder stattfinden wird. Clapton schrieb diesen Song für seinen ebenfalls tödlich verunglückten Sohn und die beiden Musiker, mit Wurzeln in der DDR, schicken auf diese persönliche Weise, gemeinsam mit ihrem Publikum, einen letzten Gruß in den Rockerhimmel. Einen Moment ist es still im Saal, ehe sich die Anspannung in tosendem Applaus entladen kann.

Am Ende und nach einigen Zugaben ist es eine lange 5. Rocknacht in Mittweida geworden. Wir sind alle durchgeschwitzt, aber tragen auch ein Lächeln in unseren Gesichtern. Wenn CÄSAR seine Lieder singt, ist es für viele ohnehin ein besonderer Genuss, ihm zuzuhören und wenn diese Stunde noch von zwei Ikonen ostdeutscher Prägung im gemeinsamen Spiel veredelt wird, kann man eine der seltenen wahren Sternstunden erleben. So geschehen in Mittweida bis kurz vor Mitternacht und ich war dabei.

Angefügte Bilder:
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www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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RE: 5. Rocknacht Mittweida 2007 mit CÄSAR & Hans "Die Geige"

in Konzertberichte 2019 und älter 28.05.2017 16:32
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

10 Jahre her? Ein Konzert, was mir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist. Finde ich gut, dass immer wieder mal daran erinnert wird, was wir schon alles so erlebt haben.

War mein erstes Filmchen, was ich gedreht habe.

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