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ENGERLING 13.05.17 Eastclub Bischofswerda
ENGERLING 13.05.17 Eastclub Bischofswerda
in Konzertberichte 2019 und älter 22.05.2017 20:43von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Was wären wir ohne die findigen Leute, die neue Veranstaltungen organisieren und durchführen? Solche Aktivposten findet man auch in Bischofswerda und ganz speziell im Eastclub. Seit mehr als 20 Jahren ist der Eastclub aus der ostsächsischen Region nicht wegzudenken. Ein breitgefächertes Angebot an Veranstaltungen von Comedy, über Punk, Rock, Metal und Ska bis hin zu Swing, Blues und Weltmusik wird den Fans in Schiebocks ersten Laden eine Menge geboten. Als Veranstaltungsort ist dieser Club mittlerweile auch überregional bekannt. Eigentlich fahre ich viel zu selten in den Eastclub, zuletzt war ich im Januar beim Konzert von ERIC FISH & FRIENDS dort.
Das Wochenende 13./ 14. Mai hatte ich mir jedoch schon lange angestrichen, denn das stand diesmal ganz im Zeichen des Blues. Mit dem 1. Bischofswerdaer Bluescamp hatten die Macher eine neue Veranstaltungsreihe aus der Taufe gehoben. Keine geringere Band als ENGERLING war das Zugpferd für dieses kleine Wochenendcamp.
Wer übernachten wollte, konnte in Schiebock auch ganz unkompliziert sein Zelt aufschlagen, Am Sonnabend stand natürlich das Konzert im Mittelpunkt, aber am Sonntag folgten dann auch noch ein musikalischer Frühschoppen und ein Skatturnier. Auf dem Hof des Eastclubs wurde zudem für die Hungrigen Grillgut angeboten. Der Ansatz scheint mir insgesamt nicht schlecht gewählt und dieses erste Bluescamp-Wochenende könnte die Keimzelle für eine dauerhafte Veranstaltungsreihe sein.
Der Sonnabend verlief in Bischofswerda am Eastclub zunächst ganz entspannt und locker. Die meisten Besucher nutzten die Zeit und das schöne Wetter, um auf dem Hof bei dem einen oder anderen Kaltgetränk bis zum Muggenbeginn mit Freunden/ bekannten zu klönen. Natürlich drehte es sich bei vielen Gesprächen um Konzert- bzw. Festivalbesuche und / oder einige damit verbundene Anekdoten.
Als aus dem Saal die ersten Livetöne zu hören waren, verlagerte sich das Geschehen vor die Bühne. LUTZ "KOWA" KOWALEWSKI bestritt an diesem Abend das Vorprogramm und am Sonntag sorgte er auch gleich noch für die musikalische Umrandung des Frühschoppens. Der gebürtige Thüringer und jetzt in Dresden lebende KOWA hat in der ostdeutschen Bluesszene seinen festen Platz. Mitte der 80er Jahre gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der FEEDBACK BLUESBAND. Die Band hat auch mehrere Alben veröffentlicht. Heutzutage tritt der Mann sowohl solistisch, mit anderen Musikern und mit verschiedenen Bands auf. So bildet er gelegentlich mit BERND KLEINOW das Duo UNLIMITED BLUES. Bands wie THE RED RUGS, MONGREL BLUESBAND oder auch HOT BUTTERED GRITS drückt er ebenfalls seinen persönlichen Stempel auf.
In Schiebock trat er als Solist auf. Lediglich mit seiner Akustikgitarre, seiner Dobro (das ist eine amerikanische Resonatorgitarre) und einer Bass Drum spielte er an diesem Abend harten und urwüchsigen amerikanischen Blues. Der Mann ist ein ganz großer Blueser, das konnte man deutlichen hören und sehen. Seine rauchige Gesangsstimme, seine Beherrschung der Instrumente und nicht zuletzt seine Leidenschaft hinterließen wirklich die allerbesten Eindrücke. Sein Körpereinsatz, seine Mimik, sein Gesang sowie seine phantasievollen und aus dem Bauch heraus gespielten Bluesmelodien waren eine Einheit. Das hatte tatsächlich alles eine eigene Note und vor allem auch Seele. Da war es auch keine Wunder, dass die Bluesfans LUTZ KOWALEWSKI aufmerksam zuhörten, ihn mit reichlich Beifall bedachten und die aktivsten Konzertbesucher auch den Blues tanzten. Selbstverständlich wollten alle auch noch etwas mehr von KOWA hören. Der Mann schenkte uns also noch die eine oder andere Zugabe. KOWA fasste sich im Interesse der nachfolgenden Band dabei etwas kürzer. Das machte ihn mir ebenfalls sympathisch.
Als dann ENGERLING frisch ans Werk ging, fiel zuerst der Bassist auf. Es war nämlich nicht MANNE POCKRANDT, der Mann wie eine Eiche, der schon seit Jahrzehnten die tiefen ENGERLING-Töne erzeugt. Die Erklärung lieferte WOLFRAM "BODDI" BODAG selbst dazu. Er entschuldigte Manne, der an diesem Tag, die Hochzeit seiner Tochter feierte. BODDI stellte auch den Vertreter des Stammbassisten für diese Mugge vor. Es war HANNES FUNKE, der sonst bei UNBEKANNT VERZOGEN Gitarre spielt. HANNES hat schon beim Jubiläumskonzert mit ENGERLING auf der Bühne gestanden.
ENGERLING ist nun schon über 40 Jahre unterwegs. Die Band ist ein Muster an Beständigkeit. Die Truppe ist beständig gut und sie schert sich nicht um irgendwelche Regeln der "reinen" Blueslehre. BODDI und seine Mannen haben schon immer gerockt, gebluest und gesoult wie es ihnen passte. Auch einem kräftigen Boogie-Einschlag gönnte sich die Band hier und da. Angepasst an Mode und Trends oder angebiedert bei den Fans haben sich BODDI und seine Mannen nie. Wahrscheinlich ist das auch das ganze Geheimnis des Erfolges der 1975 als ENGERLING BLUESBAND gegründeten Kapelle.
ENGERLING ist ein ausgewiesener Hort der Musikalität. Die Männer verstehen ihr Handwerk und sie gehen immer wieder auch mal andere Wege. ENGERLING spielt ROLLING STONES, ENGERLING mit USCH BRÜNING und ERNST- LUDWIG PETROWSKY oder die Arbeit als Begleitband von MITCH RYDER lassen bei Musikern und auch bei den Fans keine Langeweile und Eintönigkeit aufkommen.
In Bischofswerda spielten brauchten auch nicht sehr lange auf WOLFRAM BODAG (Gesang, Keyboards, Mundharmonika), HEINER WITTE (Gitarre), HANNES FUNKE (Bass) und Hannes Schulze (Schlagzeug) bekanntes und bewährtes Liedgut, wie wir es lieben. Es sind genau diese Lieder mit Texten, die Sinn haben, die man versteht und die auch meine Gefühle ansprechen. Man kann sich in der einen oder anderen Geschichte auch schon mal selbst erkennen. Die Texte kommen nach meinem Gefühl aber so bodenständig und ehrlich herüber, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, dass da irgendwo ein erhobener Zeigefinger dahinter hervorkommt.
Selbstverständlich brauchten wir auf emotionale und Musikalische Knaller wie "Legoland", „Es kommen andere Zeiten“ und das "Herbstlied" nicht verzichten. Auch das "Muschellied", ""Molls Party" oder „Mama Wilson" waren wieder eine runde Sache.
Die Band nahm aber extra für HANNES FUNKE zwei Lieder ins Programm, die er sowieso draufhat. Eines davon war " I Am the Walrus" von den BEATLES. Ich kann mich nicht erinnern diesen Song jemals live von ENGERLING gehört zu haben. Das war wirklich eine schöne Überraschung. Die ENGERLING-Version der ROLLING STONES-Ballade „Dead Flowers“ ging unter die Haut.
Mit “So oder so“ und „Da hilft kein Jammern“ konnten BODDI und Kollegen auch nichts falsch machen.
Bei ENGERLING gibt es keine Show-Mätzchen. Es geht rein um die Musik und die spricht für sich selbst. BODDI führte in Schiebock wieder gekonnt das Konzert. Ein paar Sätze, ein offener Blick hier, ein kurzes Lächeln da und schon ging es weiter im Programm. Bei mir hat sich der Eindruck von Mugge zu Mugge verfestigt, dass Herr BODAG auf gleicher Augenhöhe mit uns kommuniziert.
ENGERLING behielt den für mich schärfsten Musikpfeil bis zur Zugabe im Köcher. So lange ließ die Band uns auf den wunderbaren „Narkose Blues“ mit der Beschreibung der drückenden Atmosphäre in Krankenhaus und Operationssaal aus Sicht des Patienten warten. Im Mittelteil des Liedes wurde wieder ein großartiger Musiker gewürdigt. Dieser Gruß in den Rockerhimmel zu PETER "CÄSAR" GLÄSER bedurfte keiner großen weiteren Erklärungen. Bei den ersten Tönen des CÄSAR’schen „Apfeltraum – Zwischenspiel“ brandete hier und da schon Szenenapplaus auf. Das tat richtig gut. Auch wenn mir deswegen und wegen meiner eigenen OP-/Krankenhaus-Erfahrungen wieder ein riesiger Kloß im Hals steckte, möchte ich diese kleine Narkose-Sinfonie aus Gedanken, Emotionen und Musik nicht missen. „Ein Stück von „Ring of Fire“ verarbeiteten die ENGERLINGe auch noch gleich mit.
Gefühlt war dieser Abend mal wieder viel zu schnell vorbei. Aber ein Blick auf die Zeitanzeige belehrte mich schnell eines Besseren. Herzlichen Dank dem Eastclub-Team, den Musikern und den erschienenen Fans für diese angenehmen Stunden.
Gruß Kundi
Fotos KOWA
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