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KILMINISTER 08.04 2017 Liveclub Tante Ju Dresden
KILMINISTER 08.04 2017 Liveclub Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 11.04.2017 19:10von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Am vergangen Sonnabend war "Tante Ju", Dresdens bester Liveclub, der härteren musikalischen Gangart und den Fans der Band MOTÖRHEAD vorbehalten. Das Hallenser Trio KILMINISTER hat sich dem musikalischen Erbe LEMMY KILMISTERs und der Band seines Lebens verschrieben. Das Gastspiel der Saale-Städter war auch für mich ein Grund ein Shirt mit MOTÖRHEAD-Schriftzug und einem Bild des behelmten Bandmaskottchens mit den riesigen Hauern aus dem Schrank zu nehmen, über meinen Oberkörper zu streifen und nach Dresden zu düsen. Ich mag MOTÖRHEAD, hatte die Kapelle vor einigen Jahren auch mal live gesehen.
KILMINISTER liest sich auf den allerersten Blick seltsam und scheint ein blödes Wortspiel aus kil(-l) und Minister zu sein, aber wenn man genauer liest erkennt man auch einen Namen in diesem Kunstwort und der Name KILMISTER sagt vielen Rockfans hier und auf der ganzen Welt eine ganze Menge. Man denkt sofort an IAN FRASER "LEMMY" KILMISTER, den Gründer, Sänger und Bassisten von MOTÖRHEAD. Ich möchte jetzt keinen großen und ausufernden Abriss über Mister KILMISTER schreiben, aber ein paar einführende Sätze kann ich mir nicht verkneifen.
LEMMY und seine Band mischten die Metalszene und die gesamte Musikwelt von 1975 bis 2015 ordentlich auf. Die Band galt und gilt als Wegbereiter für viele Musiker und Bands der Schwermetall-Szene. Viele Musiker benennen MOTÖRHEAD als Vorbild und Inspiration. Die Band stand immer für puren, rauen und ungekünstelten Rock'n Roll. MOTÖRHEAD - das ist ein schnelles, lautes Gemisch aus Hardrock, Rock'n Roll und rotzigem Punk, welcher hier und da auch mit einem Spritzer derbkräftigen Kneipen- und Straßenblues behandelt wurde.
Der Sound von MOTÖRHEAD war sehr speziell und hatte einen hohen Wiedererkennungswert.
LEMMY's Art Bass zu spielen und seine Reibeisenstimme waren seine musikalischen Markenzeichen. Als ursprünglicher Gitarrist spielte er sein Tieftoninstrument fast wie eine Rhythmusgitarre. Das führte unter anderem zu einem fetten und basslastigen Klangbild. Wenn LEMMY mit seiner gewaltigen Stimme losröhrte, konnte man den Gedanken hegen, dass er seine Stimmbänder nicht nur mit Cigarettes and Whisky, sondern auch mit Sandpapier behandelt hatte oder kurz vor der Show mit Reißzwecken gegurgelt hätte. Dazu kamen ein hammerhartes, präzises und schnelles Schlagzeug sowie eine zünftige E-Gitarre, welche auch melodische Solos hervorzaubern konnte.
Der Herr KILMISTER ist als Typ und Mensch immer noch beliebt und geachtet, weil er sich nie verbiegen ließ, weil er seinen eigenen Weg ging und auch weil er ein Original war. LEMMY zockte, rauchte, soff jahrelang, was das Zeug hielt und er hatte auch noch andere Laster. Was mit großer Sicherheit einen Elefanten umgebracht hätte, ließ ihn immerhin 70 Jahre alt werden. Da hätte vor 20 - 30 Jahren wohl niemand einen Cent, Penny oder Pfennig drauf gewettet, dass der ganz in schwarz gekleidete Typ mit den beiden Warzen auf der Wange überhaupt so alt werden würde.
Auch seine Interviews waren immer hörens- bzw. lesenswert. Was habe ich manchmal gelacht, wenn ich seine Äußerungen in den einschlägigen Musikmagazinen und Tageszeitungen gelesen habe. Der Mann hatte kluge Gedanken, und einen sehr speziellen Humor. Dass er am 28. Dezember 2015 kurz nach seinem 70.Geburtstag so unvermittelt in den Rockerhimmel versetzt wurde, war ein schwerer Schlag für die Musikwelt. LEMMY ist nicht zu ersetzen und mit ihm starb auch MOTÖRHEAD. Aber die Musik bleibt natürlich in uns und auf den Tonträgern.
Ich freute mich sehr auf die MOTÖRHEAD-Tribute-Combo KILMINISTER und mit mir taten es auch dutzende Leute überwiegend männlichen Geschlechts vom Teenager bis hin zum in Ehren ergrauten Fan der Generation 55+. Selbstverständlich trugen viele von ihnen MOTÖRHEAD-Shirts.
"Tante Ju" hätte sicher noch ein paar Konzertbesucher mehr vertragen können, aber die die am Sonnabend da waren, kamen voll auf ihre Kosten.
LEMMY eröffnete MOTÖRHEAD-Muggen seit vielen Jahren mit dem Spruch "We are MOTÖRHEAD an we play Rock'n Roll". Zur Jahrtausendwende hatte die Band auch den dazu passenden Song auf dem gleichnamigen Album "We are MOTÖRHEAD" veröffentlicht.
Was taten KILMINISTER? Sie eröffneten in der Tante Ju ihren Streifzug durch die musikalischen Hinterlassenschaften der legendären Combo genau mit "We are MOTÖRHEAD". Was in den folgenden Stunden dann abging war ein feinstes MOTÖRHEAD-Spektakel mit einer Songauswahl, einem kräftigen Tongewitter und einer Show bei der kaum Wünsche offen blieben. In den folgenden 2 Stunden bekamen geneigte Fans sinnbildlich einen Hörorgasmus. Anders formuliert heißt das auch bei der Latte Klassiker am Stück hatte mancher Hörer vor Wonne eine musikalische Dauerlatte. Mit "No Class" schoben die 3 Hallenser gleich ein Frühwerk vom 1979er Album "Overkill" hinterher.
Natürlich stand besonders der Frontmann im Mittelpunkt der Betrachtungen. Das hochgestellte Gesangsmikrofon, der Rickenbacker-Bass, die schwarzen Klamotten erinnerten schon an LEMMY. Der Typ am Tieftonsaitengerät und Mikro hätte aber auch vom natürlichen Aussehen und von der Stimme her ein jüngerer Bruder von Mister IAN FRASER KILMISTER sein können. Den Kopf hochgereckt zum Mikrofon röhrte er als ob es kein Morgen gäbe. Da
SVEN BÜTTNER heißt der Sänger und Bassist. Er steht schon seit Jahrzehnten wacker seinen Mann auf den Bühnen des Landes. Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts war er in einem Land vor unserer Zeit Mitglied der Band FEUERSTEIN. Natürlich schlug die Truppe die musikalisch härtere Gangart an. Mit "Teufelsbraut" hatte die Kapelle sogar einen kleinen Hit. Neben eigenen Liedern hatten die FEUERSTEINe damals auch ein paar Covernummern im Programm. Wer die MOTÖRHEAD-Lieder gesungen hat, ist nicht so schwer zu erraten. Übrigens war auch der allseits bekannte CHRISTIAN "Sorje" SORGE (u.a. heute bei STARFUCKER und FINAL STAP) bei dieser Truppe. Der Vollständigkeit wegen möchte ich wenigstens erwähnen, dass BÜTTNER auch schon als Bassist der Hallenser AC/DC-Coverband THE JAILBREAKERS gesichtet wurde.
Mit Songs wie "End of Time" oder "Heartbreaker" wurde auch die jüngere Vergangenheit von MOTÖRHEAD gestreift. Beide Lieder stammen vom Album "Aftershock" aus dem Jahre 2013. Härtere und legendärere Bretter wurden dann jedoch mi "Killed by Death" und "(We are) The Roadcrew" gehobelt. Wenn ich das Konzert mal für mich Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass wir MOTÖRHEAD eine Reihe Kracher für die Ewigkeit zu verdanken haben.
Bleiben wir zunächst mal bei den Musikern. Schlagzeuger in einer MOTÖRHEAD-Tribute-Band zu sein ist wahrlich kein leichtes Brot. Das ist wirklich ein knüppelharter Job. Das sieht alles so spielerisch aus, aber man braucht Können, Kraft, Durchhaltevermögen und das richtige Taktgefühl um punktgenau die Becken, Trommeln usw. zu treffen. Außerdem tritt man da auch in große Fußstapfen, denn mit MIKKEY DEE trommelte von 1992 an ein wahrer Schlagzeugspielgigant bei MOTÖRHEAD. Nicht umsonst stellte LEMMY ihn gerne als besten Drummer der Welt vor. 2016 angelten sich übrigens die SCORPIONS diesen Edelstein.
Bei KILMINISTER heißt der Mann fürs Grobe MATTHIAS "MEFF" SCHIMETZEK-NILIUS. Er haut aber auch noch bei den Folkrockern HORCH / THE ABERLOURS kräftig auf die Pauke bzw. das Schlagzeug. Beim beliebten jährlichen Hallenser Weihnachtssingen mischt er ebenfalls kräftig mit. Während dieser Show in Dresden zeigte MEFF auch bei einem Schlagzeugsolo wie richtig gehauen, getrommelt und geschlagen wird. Übrigens hat auch MIKKEY DEE schon KILMINISTER-Erfahrungen gesammelt. Er trommelte im Jahr 2013 bei einem KILMINISTER-Konzert in Berlin einige Songs mit und das kann man getrost auch als Ritterschlag für die Hallenser Truppe werten.
Der dritte Mann im KILMINISTER-Bunde ist Gitarrist OLAF "OLE" MEHL. Er hatte im Jahr 2010 die Idee zu einer MOTÖRHEAD-Tribute-Band und mit den Herren BÜTTNER und SCHIMETZEK-NILIUS fand er genau die richtigen Partner. Der Mann ist ausgebildeter Profimusiker, arbeitet jedoch hauptsächlich als Soundmischer/ Tonmischmeister für Kino- und TV-Produktionen. Er ist Geschäftsführer der aus mehreren Studios bestehenden Metrix Media GmbH Halle. Bei KILMINISTER übernimmt OLAF "OLE" MEHL denn Part, den PHIL CAMPBELL mehr als 30 Jahre bei MOTÖRHEAD ausfüllte. Der Mann spielt tatsächlich eine heiße Axt, beherrscht aber auch die leisen Töne sehr gut.
Die Ballade "Love me Forever" ist eine der schönsten Metalballaden, die ich kenne. Sie erschien Anfang der 90er Jahre auf der Langrille "1916" erstmals. KILMISTER hat da wirklich mal seine sanfte Gesangsseite gezeigt, da konnte man beim Zuhören schon mal Gänsehaut bekommen. LEMMY hatte das Stück später ja unter anderem auch mal mit DORO gesungen.
Nach der Pause ging es ganz munter mit den musikalischen Kronjuwelen von MOTÖRHEAD weiter. Das Hallenser Trio machte keine Gefangenen, sondern überrollte uns mit großartigen Krachern wie "Ace of Spades", "Bomber"; "Orgasmatron", Iron Fist" oder "Sacrifice".
Der "Worehouse Blues" nahm mal kurz etwas Dampf raus, und man hatte Zeit zu verschnaufen. Schlagzeuger MEFF und Gitarrero OLE griffen hierbei zu Akustikgitarren. Sänger SVEN ergänzte seinen Gesang mit ein paar Tönen aus der Mundharmonika.
Das Publikum hatte mit der Band und den ganzen Songs wirklich Spaß und einige gingen richtig ab. Da musste man schon etwas aufpassen, wenn man nicht von der moshenden Meute umgerissen werden wollte.
Die Herren von KILMINISTER ließen sich auch mit den Zugaben nicht lumpen. ich glaube, 3 Songs ("Overkill", Motörhead" und „Love me like a Reptile") legten sie nach. Die Fans nahmen auch noch diese Perlen dankbar und begeistert auf.
Es war eine richtig geile Mugge und zugleich eine schöne, lebendige Hommage an den großartigen Rock'n Roller LEMMY KILMISTER. Da kann man zum Abschluss nur noch sagen: Danke an KILMINISTER, kommt bald wieder in unsere Gefilde. Auch beim Team des Liveclubs „Tante Ju“ möchte ich mich an dieser Stelle mal bedanken – ihr macht beständig einen guten Job und deshalb komme ich auch so gerne in Dresdens besten Liveclub.
Gruß Kundi
RE: KILMINISTER 08.04 2017 Liveclub Tante Ju Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 12.04.2017 09:35von SN-Nittel • | 329 Beiträge | 724 Punkte
Lemmy, der ehrliche Hardrocker, hat natürlich Aufmerksamkeit verdient. Danke dür den Beitrag. Ich hab einige Motörhead Konzerte erlebt. Sie hatten ihren eigenen Stil, nicht immer astrein, aber Lemmy war das was man unter einen wilden Rocker sich vorstellte.
Gibts noch sowas? Steven Tyler....er sagt dieses Jahr SERVUS von der Bühne...und da gehts natürlich hin.
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