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FALKENBERG 11.03.17 Zentralgasthof Weinböhla
FALKENBERG 11.03.17 Zentralgasthof Weinböhla
in Konzertberichte 2019 und älter 14.03.2017 19:18von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Es wurde für mich echt mal wieder Zeit ein Solokonzert des Herrn Ralf Schmidt aus Halle zu besuchen. Meine letzten Begegnungen mit ihm im Jahr 2015 und 2016 waren Bandkonzerte, einmal mit seiner Band in Pirna (2015) und mit den CRAZY BIRDS zum Stadtfest in Waldheim (2016). Die Solo-Muggen des Herrn FALKENBERG haben jedoch auch sehr viel für sich und von Zeit zu Zeit gönne ich mir auch solche sehr persönlich gehaltenen Auftritte von ihm. FALKENBERG ganz alleine mit seinem Piano und seiner Akustikgitarre auf der Bühne und eine sparsame Bühnenbeleuchtung reichen völlig aus.
Der Komponist, Texter, Produzent, Sänger und Instrumentalist ist unter seinen Künstlernamen IC, IC FALKENBERG bzw. aktuell nur noch FALKENBERG seit Jahrzehnten künstlerisch aktiv und aus der Musikszene auch nicht wegzudenken. Ich schätze FALKENBERG, weil er konsequent seinen eigenen Weg beschreitet und weil er wirklich auch ein Ausnahmekünstler ist. Der Mann hat für die Pfade der Belanglosigkeit weder Verständnis noch Zeit. Seine Lieder haben inhaltlich Tiefgang, Seele und regen zum eigenen Denken an. Es sind nicht immer angenehme Wahrheiten, die er uns in seinen Liedern und in seinen Moderationen bei den Muggen mitteilt, aber gerade das macht es so besonders und spannend.
FALKENBERG ist selbstbewusst, manche behaupten sogar, dass sie den Eindruck haben, dass er arrogant ist. Dabei weiß der Mann einfach, dass er gut ist und was er wirklich will. Das schätzt auch sein treues Publikum. Ausverkaufte oder zumindest sehr gut besuchte Gigs von ihm sind bei uns in der Gegend eigentlich die Regel.
Am Sonnabend fanden auch wieder zahlreiche Besucher den Weg in den Zentralgasthof Weinböhla, um einen FALKENBERG-Abend zu genießen. Der Saal war bestuhlt und von der Größe her nach hinten abgeteilt. aber man hatte freie Platzwahl. Ich schätze mal vorsichtig, dass es etwa 150 - 200 zahlende Konzertbesucher waren. Darunter waren auch wieder einige liebgewordene befreundete und bekannte Konzertgänger, die man immer wieder an den Bühnenrändern trifft. Über solche Begegnungen freue ich mich immer wieder.
"Menschen auf Brücken" ist FALKENBERGs aktuelles Album betitelt und genau mit dem Titelsong dieser Scheibe begann das Konzert im Zentralgasthof Weinböhla. Wenn man so will, hat der Meister mit diesem Lied auch gleich kompakt umrissen, was uns die nächsten mehr als 2 Stunden erwarten sollte.
Das Thema Brücken kann sehr vielschichtig sein und genau so vielschichtig behandelt der Künstler das Thema in den Songs der CD. Auch mich hat das zum Nachdenken veranlasst. brücken können verbindende Bauwerke aus Stahl, Beton oder Holz über Flüsse, Schluchten usw. sein. Diese bauten erleichtern und/oder ermöglichen uns das Weiterkommen auf einer bestimmten Strecke und sie ersparen uns auch eine Menge Umwege.
Man kann aber auch gedankliche Brücken durch Zeit und Raum schlagen oder Gedankenbrücken zwischen einzelnen Menschen oder ganzen Völkern. dann gibt es noch die sogenannten Eselsbrücken, die uns allen helfen, schwer zu merkende Dinge doch im Gedächtnis zu behalten. Du kannst aus Gedanken auch Brücken zwischen Leben und Tod, zwischen Gesundheit und Krankheit oder zwischen Liebe und Hass bauen. Über das alles nachzudenken lohnt sich schon, besonders, wenn man so einen Denkertypen wie FALKENBERG als Gedankenentzünder vor sich hat.
Der Mann knallt uns die Wahrheiten seines neuen Werkes gleich zum Anfang des Gigs mit 4 Liedern um die Ohren. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er Insgesamt 6 Songs von "Menschen auf Brücken" für uns gespielt. Natürlich hatte man an einigen Texten davon gedanklich schwer zu kauen, aber das war gut so.
Der Begriff "Brückenköpfe" kommt ja aus dem militärischen Bereich und bezeichnet so eine Stelle am gegnerischen Ufer, die man als Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Offensive benutzen kann. FALKENBERG hat in diesem Lied zahlreiche Kriegs- und Waffenbegriffe aneinandergereiht, die Hörer wie mich frösteln lassen, wenn man sie in Bildern mitdenkt. Da ist von der Stacheldrahthecke, dem Handgranatenbaum, dem Senfgashimmel oder von kreisenden Drohnengeiern die Rede. Ich verstehe das Lied "Brückenköpfe" als ungewöhnliches, aber tiefwirkendes Friedenslied, welches die Produzenten von Waffen und sämtliche Kriegstreiber thematisiert: Es benennt auch den größten Menschheitstraum, den weltweiten Frieden und wer diesen Traum immer wieder verhindert, blockiert oder auslöscht. Diese Profitgeier, Geostrategen und (Welt-)Macht-Streber, diese Blender, Lügner und Fanatiker sind das große Übel dieser Welt.
Ein Mann mit Ausstrahlung verschafft sich mit seiner Stimme und seinem Piano (im späteren Verlauf auch mit seiner Akustikgitarre und seiner Mundharmonika) in die verletzlichen Seelen der Hörer und dabei öffnet er scheinbar mühelos auch starre, verkrustete Schutzschilde um Herz und Hirn. Richtig ist aber genau genommen, dass FALKENBERG durch seine Kunst nur den Anstoß gibt, die eigenen Sperren und Blockaden muss man als Musikhörer aber schon selbst niederreißen. Wer sich einmal darauf eingelassen hat, wird es immer wieder tun.
Das heutige Leben mit Termindruck, Hektik, ständig steigenden Belastungen und Anforderungen an die einzelne Person ist nicht gesund und kann im Extremfall auch zu Burn-out-Syndrom und/oder Depressionen führen. Diese Krankheiten sind rasant auf dem Vormarsch. FALKENBERG beschreibt im Lied "Tunnel unter Brücken". wie sich so eine Krankheit anfühlt und was sie mit dem betreffenden veranstaltet. Da zuckt man als Hörer, der auch so seine Erfahrungen gemacht hat, unwillkürlich zusammen und man kann kurzzeitig nicht schlucken, weil der Kloß im Hals das verhindert. Auch der Sänger stützt sich auf seine eigenen Erfahrungen, das macht „Tunnel unter den Brücken" wohl auch so authentisch.
"Die Leere überbrücken" war und ist auch so ein starker, beinahe frecher Titel mit dem RALF SCHMIDT aus Halle an der Saale den Finger in die berühmte Wunde legte. Es geht dabei um das unterirdische, oberflächliche und verdummende TV-Programm, dessen Konsum FALKENBERG als "Gehirngangbang in der Sitzlandschaft" bezeichnet. Die beschwingte, klimpernde Klavierbegleitung will scheinbar gar nicht so zum starken Text-Toback passen, aber gerade das verstärkt wohl auch den Eindruck der Worte. Der Musiker zeigt in dem Lied jedoch auch gleich den Weg der Herauslösung und Befreiung aus diesem Mediengespinst aus Dudelfunk und grottigem Fernsehprogramm. Man muss nur die entsprechende (meist rote) Taste auf der Fernbedienung finden und betätigen. Kurzzeitig keimte in mir der Gedanke auf, dass ich mit dem Schreiben solcher Konzertberichte auch (m-)eine gewisse Leere überbrücke.
Die Setlist hat mich schon ein wenig überrascht, ganz grob eingeteilt bestand sie zu je einem Drittel aus Liedern vom neuen Scheibling "Menschen aus Brücken", Songs der letzten Studio-Scheibletten (Hautlos", "Freiheit" und "Geliebtes Leben") sowie einer Handvoll FALKENSBERGscher Evergreens. Darunter waren auch einige Titelsongs wie "Zigeuner auf Zeit", Freiheit", "Geliebtes Leben" oder "So nah vom nächsten Meer". FALKENBERG hat im Laufe der Jahrzehnte 16 reguläre Alben auf den Weg gebracht und alle Lieder davon kann man in einem Konzert einfach nicht spielen. deshalb werden auch immer ein paar meiner Lieblingssongs auf der Strecke bleiben. das ist aber nicht so schlimm, manche Liedperlen werden in späteren Muggen des Herrn FALKENBERG bestimmt wiederauftauchen.
Der reguläre Konzertablauf endete mit „Eine Nacht" aus STERN MEISSEN-Zeiten und FALKENBERGs Hit „Dein Herz" vom 2. IC-Longplayer "Zigeuner auf Zeit" aus dem Jahr 1988.
Natürlich war da noch nicht Schluss, denn ohne Zugaben ließ man so einen grandiosen Musiker auch in Weinböhla nicht von der Bühne. FALKENBERG ersparte sich aber wie immer das "Bühne verlassen und dann Wiederkommen-Theater" und uns noch einen Lied-Dreier zu Gehör. Dass "Zwischen Erde und Mond", der Titelsong seines Albums aus dem Jahr 2002 im Programm war, verdanken wir eigentlich ERIC FISH, denn genau dieses Lied gefiel FISH so gut, dass er es auf der gemeinsamen Herbsttour von FISH & FRIENDS mit FALKENBERG sang. Übrigens haben beide Künstler von der Tour und vom Kollegen geschwärmt. ERIC tat das beim Konzert in Bischofswerda vor einigen Wochen und FALKENBERG stand diesem Kommentar hier im Zentralgasthof nicht nach.
Das wunderschöne "Nadja“ und FALKENBERGs Akustikgitarre umschmeichelten unsere Ohren bis es mit "Still und schön" in den musikalischen Feierabend ging. FALKENBERG fand sich aber anschließend zur "2. Schicht" am Fanstand ein, plauderte mit den Konzertbesuchern, schrieb fleißig Autogramme und auch das eine oder andere Erinnerungsfoto wurde noch geschossen. ich schlag aber dann ziemlich schnell eine Fahrbrücke von Weinböhla zu meiner heimischen Hazienda.
Gruß Kundi
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