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Randgruppencombo spielt Gundermann 30.12.07 Postbahnhof Berlin

in Konzertberichte 2019 und älter 10.12.2016 17:56
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Ich habe wieder mal in alten Berichten gestöbert und das hier gefunden. Die Mugge ist schon ein paar Jahre her. Bilder und Text stammen aus meine Anfangszeit als Schreiberling und Knipser. Ein Jahr war ich damals erst als "rasender" Reporter" unterwegs. Das merkt man dem inhaltlich nicht geänderten Bericht und den Fotos auch an

Seit über 9 Jahren ist Gerhard Rüdiger GUNDERMANN nun schon tot. Aber er und seine Lieder, seine Sprüche und Geschichten leben in den Herzen vieler Menschen weiter.
Als ich vor ca. 6 Jahren das erste Mal von der RANDGRUPPENCOMBO aus Tübingen hörte, war ich skeptisch und neugierig zugleich. Diese Theaterleute aus dem Westen wollten GUNDI's Lieder singen? Als ich dann die Doppel-CD des ersten GUNDERMANN-Programms der Randgruppencombo hörte, war ich begeistert von der Art und Weise wie sich die Tübinger um Heiner Kondschak mit GUNDERMANN auseinandergesetzt haben.
Die folgende CD "Die Randgruppencombo...live in Ost-Berlin" war für mich später ein "Pflichtkauf". Ich wollte die Band nun endlich mal live sehen.

Am 29. und 30.12.07 spielte die RANDGRUPPENCOMBO zwei Konzerte im Fritzclub Berlin. Beide Konzerte waren eigentlich ausverkauft. Trotzdem machten wir uns auf den Weg nach Berlin, wir spekulierten auf die Restkarten an der Abendkasse. Gegen 17.00 Uhr standen wir vor dem Eingang des Club's. Ein überaus freundlicher Ordner teilte uns mit, dass ab 18.30 Uhr Einlass ist und dass es da auch dann bestimmt auch die Restkarten gibt.

Die Wartegemeinschaft der Kartensucher wuchs und dann geschah ein kleines Wunder;-). Es kam ein netter Mann vorbei und fragte, ob den jemand noch 2 Karten braucht. Ich reagierte am Schnellsten und erhielt die Karten auch noch zum ehrlichen Vorverkaufspreise (DANKE, Du unbekannter Engel).

Die Zeit bis zum Einlass konnten wir uns jetzt ganz beruhigt mit netten Gesprächen vertreiben. Nach und nach kamen viele liebe Bekannte zum Ereignisort: Peter und Bärbel von http://www.ostmusik.de, Tamara und Achim vom Cäsar-Fanclub "Weggefährten, Evi und Hartmut aus Elsterwerda sowie Laci von den deutschen Omegafreunden.

Nachdem wir gegen 18.30 Uhr endlich den Fritzclub betraten, konnten wir schon mal das erste Highlight des Abends entdecken. Der Buschfunk-Verlag hatte seinen Verkaufsstand aufgebaut. Das Material von Gundi und der RGC hatte ich zwar schon, aber ich entdeckte die neue CD des Club's der toten Dichter und schon war ich um ein paar Euro ärmer.
Kurz nach 19.30 Uhr ging dann das Konzert endlich los und nach dem Intro spielten die Tübinger "Ruhetag". Was die nächsten 3 Stunden passierte war schlicht weg phantastisch.

Da standen 4 Frauen und 5 Männer auf der Bühne, die mit Freude und Begeisterung die Lieder spielten, die mir so am Herzen liegen.
Zur Erinnerung sei noch gesagt, dass es sich bei den Künstlern ursprünglich um Theaterleute aus dem LTT Tübingen handelt, die eigentlich keine Musiker sind, sondern hauptberuflich Schauspieler, Verwaltungsdirektor, Sekretärin oder Regieassistent sind. Mittlerweile sind einige der Schauspieler an anderen Theatern in Berlin oder Stuttgart tätig. Die Sekretärin spielt zum Beispiel das Keyboard und Akkordion, der Verwaltungsdirektor spielt Triangel und Trompete.

Das buntgemischte Publikum sang von der ersten bis zur letzten Zeile diese Lieder mit. Für mich war ganz erstaunlich, dass auch ca. 10jährige Mädchen die Lieder kannten und mitsangen. Also, mein Herz hatte an diesem Abend keinen Ruhetag, sondern nahm jedes Lied, jeden Ton und jedes Bild vor meinen Augen in sich auf.
Da waren sie die ganzen Lieder, die mir so viel bedeuten. "Krieg", "Straße nach Norden", "Das war mein zweitbester Sommer", Herzblatt" usw.

Die Akteure auf der Bühne kopieren GUNDERMANN nicht, sondern spielen ihre eigenen Versionen dieser Titel. Mit vielen Instrumenten, mit mehrstimmigen Satzgesang und einem Frontmann, der das Heft des Handelns perfekt in der Hand hielt. Auf der Bühne war ständig Bewegung, der Schlagzeuger spielte zeitweise Geige, der Frontmann spielte mal Gitarre, mal Bass, mal Querflöte, Flöte, Mandoline und einmal sogar mit einer Drehleier. Die Musik war mal richtig rockig wie bei "Ich mache meinen Frieden" oder "Alle oder keiner" und mal besinnlich wie bei "Linda", "Kommen und Gehen" oder "Die Zukunft".

In der Pause konnte ich neue Bekanntschaften schließen. RüLü und Marmor waren mir bisher ja nur aus dem Forum bei http://www.deutsche-mugge.de bekannt.
Es war interessant mit den beiden zu plaudern. Der Ostrock verbindet schließlich.

Nach der Pause gab es für das Publikum die frohe Botschaft, dass das 123.Konzert der Randgruppencombo doch nicht das letzte ist. Buschfunk hat die Band zu einem open air am 21.06.2008 anlässlich des 10.Todestages von Gerhard Gundermann nach Berlin eingeladen und die Randgruppencombo hat zugesagt. Als Heiner Kondschak dies verkündete tobte der gesamte Fritzclub vor Begeisterung.

Publikum und Band kommunizierten während des gesamten Konzertes übrigens ganz hervorragend miteinander. Sogar auf Zwischenrufe wurde eingegangen. Ein junges Mädchen rief zum Beispiel "Ihr seid so cool", was nicht nur auf der Bühne für Heiterkeit sorgte. Als jemand lautstark einen bestimmten Titel forderte, konterte Konschak schlagfertig mit dem Spruch, der Titel kommt später, die Reihenfolge musst Du schon uns überlassen.

Das Konzert näherte sich dem Ende mit Gundi's Lieblingslied "Fliegender Fisch II" und "So wird es Tag". Die allerletzte Zugabe war dann "Gras", welches von den Musikern im perfekten Satzgesang vorgetragen wurde und vom Publikum natürlich sehr intensiv mitgesungen wurde. Die Randgruppencombo wurde für ihr hervorragendes Konzert von den Zuschauern natürlich richtig gefeiert. 3 Stunden Streicheleinheiten für die Seele lagen hinter uns.

Nach so einem Konzert kann ich nicht einfach gleich ins Auto steigen und Richtung Heimat düsen. Vielen anderen ging es ebenso und so führten wir noch so manche Unterhaltung mit Freunden und den Musikern der Randgruppencombo, die sich unter's Volk gemischt hatten.
Für mich war dieses Konzert der Randgruppencombo mein schönstes Konzert des Jahres 2007.

Gruß Kundi

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zuletzt bearbeitet 10.12.2016 18:07 | nach oben springen

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RE: Randgruppencombo spielt Gundermann 30.12.07 Postbahnhof Berlin

in Konzertberichte 2019 und älter 13.12.2016 18:46
von HH aus EE | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte

Ich war damals auch dabei und kann mich noch gut an meinen ersten Abend mit der Randgruppencombo erinnern. Die Zeilen von damals habe ich nun auch wiedergefunden und ein paar Fotos von jenem Konzert ebenfalls:

Eigentlich würde ein Satz völlig genügen: Es ist schön zu hören, wie lebendig die Musik von Gerhard Gundermann ist! Aber das wäre nur die halbe Wahrheit.

Die Randgruppencombo gab am Vorabend von Sylvester ihr vermeintlich allerletztes Konzert im Berliner Postbahnhof. Wieder einmal. Glücklich waren all jene aus nah und fern Angereisten, die das Ereignis im Berliner Fritzclub miterleben durften. Sie standen in einer lange vor dem Einlass und warteten geduldig, bis sie hinein gelassen wurden.

Die Hütte drinnen ist ziemlich schnell vorn. ich habe das große Glück, gemeinsam mit einigen guten Freuden, ebenfalls sehr weit vorn zu landen. Und dann steht da so ein einfacher Typ von nebenan, also ein Westgeborener aus Tübingen, mit seinen Mitstreitern auf der Bühne und zelebriert Musik von Gerhard Gundermann, als wäre es seine ganz ureigene. Wir vor der Bühne unten, mit mir mittendrin, wir singen textsicher mit, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres und Schöneres auf dieser Welt - „Aber alle oder keiner“! Es ist unheimlich beeindruckend, mit welcher Vielseitigkeit, mit welch sichtliche Spielfreude und Freundlichkeit die Akteure das Liedgut in die Massen schmettern. Sie tauchen tief in Gundmann’s Musikwelt ein, um sie dann doch auf eine sehr eigenständige und vitale Weise in den Saal zu hauchen oder zu schreien, je nachdem, wie es das Material erfordert. Da bin ich dann doch sehr erstaunt und überrascht zugleich. Ich singe nach Herzenslust mit, da wo ich die Textfetzen nach abrufen kann und bemerke gar nicht, wie die Zeit vergeht.

Vorn steht Einer langhaariger dünner Typ, der gut in jene Haare gepasst hätte, als wir von Flower Power, Hippes und Frieden auf der Welt träumten. Irgendwie entdecke ich mich ich ihm wieder, nur sind er nicht von Blumenkindern und San Francisco, sondern vom Tagebau, von der karg schönen Landschaft, dem Kohlerevier, von der Liebe und der Sehnsucht. Genau dort, in der Ruß gesättigten Luft der Lausitz, und bei der Sehnsucht und der Liebe, da treffen wir uns wieder. Bei „Brundhilde“, bei „Linda“, dem „Herzblatt“ und irgendwann auch im „Zweitbesten Sommer“. Das ist alles auch meine Erinnerung und den alten Mann, der „schlecht bezahlt einen weißen Strich auf die Straße malt“, den kenne ich auch. Der heißt Walter und hatte einen roten Anzug an. Von all dem singt dieser Typ mit der Gitarre und die anderen machen mit Flöte, Geige, Saxophon oder Mandoline mit. Alles klingt wie bei Gundermann, nur anders, denn dieser wilde Haufen Wessis nennt sich Randgruppencombo – nach einem Ausspruch von Gundermann.

Als das Konzert zu Ende ist, dauert der Abend noch eine weile länger. Alles sacken lassen, mit Freunden austauschen und mit dem Flyer in der Hand den Randgruppencombomitgliedern hinterher sausen, um alle Autogramme zu bekommen. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, reichlich beschenkt und völlig aufgelöst in dem gerade Erlebten. Vor vielen Jahren hatte ich Gundi live in unserem eigenen kleinen Klub in Elsterwerda erlebt. Die Erinnerung an jenen Abend war schon blass, doch nach diesem Abend in Berlin, ist alles wieder da, denn „(Immer wieder wächst das) Gras“. Und Gundi lebt weiter!

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www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
zuletzt bearbeitet 13.12.2016 18:47 | nach oben springen


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