#1

Apfeltraum in Oederan

in Konzertberichte 2019 und älter 10.10.2016 16:26
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

Als erfahrene Konzertbesucherin war mir schon beim Anstehen im Haus am Klein Erzgebirge klar, hier passiert heute was. Immer wenn eine Band bis kurz vor Beginn der Veranstaltung „Krach“ macht und die Leute ungeduldig auf den Einlass warten, ist was im Busch. Ich sollte mich nicht getäuscht haben.
Eigentlich wollte ich nicht ein zweites Mal über ein APFELTRAUM Konzert in Oederan schreiben, man wiederholt sich leicht. Aber da sich die Band hier nicht wiederholt hat, sondern ein nagelneues Programm präsentierte, sei es mir nachgesehen, das hier vermelden zu wollen.

APFELTRAUM widmet sich dem Erbe von CÄSAR PETER GLÄSER .

Die Wandersmann Tour ist ganz neu konzipiert. Der Blues Teil wurde ersatzlos gestrichen zu Gunsten weniger gespielter Cäsar Titel. Man kann es so sagen, wo CÄSAR drauf steht, ist jetzt auch CÄSAR drin.
Vor einiger Zeit waren mal die Fans um Ulli Neumann gefragt worden, welche Cäsar Titel sie sich wünschen. Es kristallisierte sich heraus, gefragt waren die eher heute selten gespielten Sachen. Die Cäsar Klassiker werden auch noch von anderen Bands gepflegt und sind noch relativ oft zu hören. Genau dort setzt das neue Programm an.

Viele Perlen tauchten so aus der Versenkung auf. Das Publikum war sachkundig und begeisterungsfähig, viele RENFT Fans, die Anhängerschar von SIX und die allgemein Ostrock interessierten Konzertbesucher konnten mobilisiert werden.
Was mich total gefreut hat, die „Bude“ war voll. Oft ist es ja so, zu Ostrockkonzerten ist noch viel Platz im Saal. Diesmal hatte der Veranstalter das Problem, wo nehme ich zusätzliche Stühle her? Alle Reserven mussten ins Feld geführt werden.

Gespielt wurde in der wunderschönen Konzerttenne im Haus am Klein Erzgebirge. Horst Drichelt und seine Mannschaft halten die Miniaturschau Klein Erzgebirge am Laufen und er hat ein großes Herz für die Rockmusik und organisiert die Konzerte.
Als wir die Tenne betraten, waren wir baff. Hatte der Horst doch ein Bühnenbild speziell für APFELTRAUM in den Werkstätten der Miniaturschau zaubern lassen.
Im Hintergrund war die Silhouette von Oederan zu sehen und daneben ein großer Apfelbaum.
Glaube, es hat Horst sehr motiviert, dass sein geschnitztes Apfelbäumchen, welches er voriges Jahr der Band an gleicher Stelle überreicht hat, den Weg auf Cäsars Grab gefunden hat.

„Steig ein“, mit diesem Titel eröffnete die Band den Reigen der bunten Melodien des unvergessenen PETER GLÄSER.
Alle Titel enthielten eine musikalische Überraschung. Aus „Steig ein“ machte MORITZ GLÄSER einen Rap und stellte damit die Band vor. Wir müssen es akzeptieren, die Jugend hat andere Hörgewohnheiten und der gute alte Ostrock lockt sie nicht mehr hinter den Ofen vor. Wenn wir nicht eines Tages nur noch Leute mit Rollator vor der Bühne erleben wollen, müssen die Weichen gestellt werden. Apfeltraum gelingt das auch Dank der jüngeren Frontmänner. Es waren diesmal nicht nur die Ostrockalten erschienen.

Die CÄSAR Söhne gehen arbeitsteilig vor, ROBERT GLÄSER ist eher der Mann für das Grobe und zuständig für das Entertainment natürlich für den Bass, der MORITZ ist mehr für das Filigrane, das musikalisch Ausgefeilte zuständig. Außerdem spielt er noch Gitarre sie sein alter Herr, durch seine Mimik und Gestik kommt er PETER GLÄSER sehr nahe. BIG JOE STOLLE ist der Fels in der Brandung und der Spezialist für die alten RENFT Titel. Außerdem spielt er klasse Mundharmonika. An den Drums sitzt JÜRGEN SCHÖTZ, der früher schon bei CÄSAR gespielt hat. Der Mann mit den Rasta Locken heißt MAURO PANDOLFINO und ist ein begnadeter Gitarrist. ROBERT versteht es, das Publikum hervorragend einzubeziehen. Macht er wie bei SIX, nur noch besser.
Diesmal erheiterte er die Zuschauer mit der ständig gleichen Aufforderung: „Habt ihr noch eine Frage?“ Die Erzgebirgler sind ja als gesprächig bekannt und hatten natürlich alle möglichen und unmöglichen Fragen.
Sehr zielführend war die Anfrage, ob beide Söhne schon mal mit ihrem Vater gemeinsam gespielt hatten.
ROBERT war ja bekanntermaßen in der Urbesetzung der Band CÄSAR UND DIE SPIELER, der „Kleine“ hatte 14 jährig schon mal zu Vaters 30. Bühnenjubiläum mitgespielt.
Die wenig geistreiche Frage, warum spielt ihr heute hier, nutze ROBERT zu einem Statement für das von wirtschaftlichen Problemen und zu wenig Unterstützung durch die Kommune bedrohte Klein Erzgebirge und machte damit Punkte bei den Zuschauern.

Kleine Pannen in dem nagelneuen Programm wurden zum Highlight umfunktioniert. So war MORITZ die letzte Strophe vom Baggerführer Willibald entfallen. Geschickt fragte er ins Publikum, ob die zufällig jemand kann. Kurzentschossen enterte der Cäsar Fan Lothar die Bühne und sang lupenrein die letzte Strophe. Was meint ihr wohl, wer nun der Star des Abends war? Ich habe mich mit dem Mutigen dann mal kurz unterhalten. Er spielte früher auch in einer Band und hatte genau den Titel im Jahre 1972 im Programm. Lothar hat mir erlaubt, diese Einlage bei YouTube auf meiner Seite „Mopsfideler Ostrock“ zu zeigen.
Auch bei „Ich und der Rock“ gab es eine Besonderheit. ROBERT GLÄSER fiel ein, dass er ist im Erzgebirge zu Gast ist. Deshalb mussten in diesem Lied die Zuschauer „Glück auf, der Steiger kommt“ singen und zwar bis zur 5. Strophe. Klappte prima und die Stimmung war bestens.

Kaum jemand wird bisher erlebt haben, dass der Schlagzeuger JÜRGEN SCHÖTZ singt. Auf Zuruf aus dem Publikum brachte er einen Simple Song. Was es damit genau auf sich hat, konnte ich nicht ergründen, jedenfalls behauptet JÜRGEN, das Werk hätte ihm CÄSAR geschrieben.

Die drei Stunden Programm füllte die Band mit vielen tollen Songs. Dabei war der „Mitternachtsblues“ von GEROLF PANNACH und auch „Rockballade vom kleinen Otto“. Auch „Cäsars Blues“ war zu hören. Pause wurde keine gemacht, die Männer zeigten Härte und spielten durch. Den Zuschauern wurde angesagt, sie könnten jetzt auf Klo gehen und Bier holen, Konzertunterbrechung würde nur die Stimmung versauen. Recht haben sie.

Es ist doch genau das Spontane, Unperfekte was der Zuschauer bei solchen Konzerten sehen will. Weichgespülte, runtergerasselte Programme braucht keiner. Man muss selbst erleben, mit wie viel Herzblut die Künstler bei der Sache sind, um an CÄSAR zu erinnern. Da können kleine Pannen eintreten. Und wenn zwei Gläser aneinander stoßen, klirrt es. Diesmal war das mit etwas zu viel Schwung passiert, aber die Wogen haben sich geglättet und ich bin total gespannt auf das nächste Konzert in Freiberg im Tivoli am 27.10.16.

Der Veranstalter Horst Drichelt stellte zum Schluss noch eine Quizfrage. Am 7. Oktober 2015 war Apfeltraum in Oederan, am 07.10. 2016 spielt Apfeltraum wieder im Klein Erzgebirge. Was wird am 07.10. 2017 sein? Tag der Republik war die Antwort von ROBERT und man registrierte erfreut, dass man nun für das nächste Jahr schon mal einen Auftrittstermin hat.

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#2

RE: Apfeltraum in Oederan

in Konzertberichte 2019 und älter 10.10.2016 16:28
von PMausM | 1.820 Beiträge | 3861 Punkte

Der besagte Clip, der Fan Lothar greift in das Geschehen ein.



Cäsars Blues - echt genial gemacht.




Videos durch Admin. Kundi am 12.10.2016 sichtbar eingebunden

zuletzt bearbeitet 12.10.2016 10:32 | nach oben springen

#3

RE: Apfeltraum in Oederan

in Konzertberichte 2019 und älter 11.10.2016 09:37
von SN-Nittel | 329 Beiträge | 724 Punkte

Hallo Petra...
Das war ja richtig gut und die Videos bringen ne tolle Stimmung rüber. Hätte man für Oederan gar nicht gedacht. Leider war ich nicht dabei. Und Tivoli ist nicht so ein günstiger Termin.
Cäsar war ja richtig gut und bei uns in Freiberg ein gern gesehener Gast...ich hab ihn damals gern gehört.
Das Projekt "Apfeltraum" ist ja gut eingeschlagen!.
Grüße

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#4

RE: Apfeltraum in Oederan

in Konzertberichte 2019 und älter 11.10.2016 13:48
von WarDeinFreund | 69 Beiträge | 166 Punkte

Ho,ho,ho ... "Hätte man für Oederan gar nicht gedacht"!!!
Unterschätz mir mal die Oederaner nicht!

Nein im Ernst, im Prinzip hast du Recht. Für so eine kleine Stadt haben wir ein recht ansehnliches Kulturprogramm, aber leider geht von den Einheimischen keiner hin! So richtig volles Haus und tolle Stimmung wird erst, wenn die Namen der Gäste so bekannt sind, dass genügend Muggenpilgerer aus Nah und Fern anreisen. Was natürlich umgedreht bedeutet, dass sich die Qualität von Apfeltraum schon rumgesprochen hat bzw. Cäsars Lieder noch lange nicht vergessen sind! Gut so!

Zu Petras Bericht gibt es ja eigentlich nichts hinzuzufügen. Zunächst habe ich mich als treuer Tennen-Besucher natürlich mit dem Veranstalter gefreut, dass dieses Mal die Sitzplätze nicht reichten. Hatte anfangs Bedenken, da es ja noch etliche Termine der Wandersmanntour in der Nähe gibt. Auch für mich war das diesjährige Programm nochmal eine Stufe besser als letztes Jahr. Tolle Zusammenstellung der Lieder. Die Gespräche mit dem Publikum, der "neue Sänger" Lothar und das improvisierte "ganz simple Lied" waren ungeplante Höhepunkte des Abends. Selbst meiner Tochter (mit 10 eher weniger das Zielpublikum) hat's gefallen.

Kopfschütteln meinerseits gab es dann allerdings für den offenen Brüdertwist auf der Bühne und die Verabschiedung nur zu Viert. Das hatte dann ein bißchen unterstes, peinliches "Schülerband-Niveau"! Hab mit einigen Gästen gesprochen - kam definitiv nicht gut an beim Publikum! Oder um es mit Petras Worten zu sagen: Lasst die Gläser sich mal stoßen und klirren - aber doch bitte bei einem Bier hinter den Kulissen, auf der Bühne würde ich gern lieber nur die Saiten von Gitarre und Bass hören. Damit der Apfeltraum noch lang erklingt ...

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#5

RE: Apfeltraum in Oederan

in Konzertberichte 2019 und älter 13.10.2016 05:17
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Zum Glück gibt es dieses Jahr noch einige Gelegenheiten mit APFELTRAUM bei CÄSARS Liedern zu träumen.
Deshalb bin ich auch nur ein klein wenig neidisch auf euch Oederan-Teilnehmer

Herzlichen Dank für eure Eindrücke.

Gruß Kundi


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