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CRAZY BIRDS mit GISBERT KORENG 01.10.16 Stadtfest Tharandt
CRAZY BIRDS mit GISBERT KORENG 01.10.16 Stadtfest Tharandt
in Konzertberichte 2019 und älter 04.10.2016 20:31von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Die kleine, gemütliche Kleinstadt Tharandt mit ihren etwas über 5000 Einwohnern war am Sonnabend, den 01. Oktober im Jahre 2016 des Rock‘n Roll - Herrn das Reiseziel des Muggenpilgers und Konzertnomaden Kundi. Als passionierter Konzertgänger bekommt man ja ohne öffentliche Beschallung nach spätestens einer Woche derbe Muggenentzugserscheinungen und dagegen hilft nun mal nur eine neue Mission Bühnenrand.
Das doch recht verkehrsgünstig gelegene Städtchen (Freital, Dippoldiswalde, Dresden, Meißen und Freiberg sowie die Bundesautobahnen 4 und 17 liegen in der Nähe) hatte das Jahr 2016 zum Festjahr ausgerufen, denn im Jahr 1216 wurde Tharandt erstmals urkundlich erwähnt. Nach Adam Ries sind seit diesem Zeitpunkt der Ersterwähnung bis zur Gegenwart nämlich 800 Jahre vergangen, da darf man ruhig (ein paar) mal die Puppen tanzen lassen. Die Tharandter und ihre Gäste taten und tun das auch ausgiebig. Mehr als 40 Veranstaltungen sollten und sollen im Rahmen des Jubiläumsjahres stattfinden. Dabei reicht(-e) das Angebot von der Lesung, über den 1. Tharandter Tanz- und Fitnesstag am 18. Juni, über den großen Festumzug am 22. August, sowie über Lesungen und Konzerte bis hin zum traditionellen Stadtfest.
Das vom örtlichen Gewerbeverein organisierte Stadtfest fand heuer vom 01. bis 03. Oktober statt. Für umherziehende Musikvagabunden wie meinereiner in Person sind sowohl Tharandt als auch das Stadtfest keine unbekannten Größen. So ein oder zwei Mal im Jahr zieht es mich zu Muggen in diesen Ort. Ich fahre gerne hierher, denn der An- und Abreiseweg ist für meinen motorbetriebenen, treuen, rollenden Transportkameraden Ceedrik und damit auch für mich ganz erträglich. Außerdem sind die Veranstaltungen hier zwar etwas kleiner als anderswo, aber dafür sind die Muggen irgendwie persönlicher, weil man hautnah dran ist. Das gilt sowohl für die Stadtfestmuggen als auch für Konzerte in der Kuppelhalle.
An diesem ersten Oktobertag 2016 sollten die CRAZY BIRDS Rock'n Roll, Frohsinn sowie (Rock-)Partystimmung in die feiernde Forststadt und unter die Leute bringen. Die Bühne auf dem Marktplatz sollte zur besten TV-Sendezeit für ungefähr 2 Stunden dem "verrückten" Musizier-Vogelschwarm um Schlagzeugerin Angela "Angie" Ulrich eine Plattform für ihre öffentliche Stadtfest-Beschallung bieten. Eigentlich kann ich mich selbst auch schon als "verrückten" Zugvogel mit speziellem Muggenpilger-, Konzertnomaden- und Konzertgänger-Blut bezeichnen, denn mich führten in den letzten Jahren viele Expeditionen an die Bühnenränder der CRAZY BIRDS.
Der Ablauf des Bühnenprogramms klemmte gewaltig, was leider wieder mal zu erheblichen Zeitverzug bei einem Stadtfestgig führte. Eine eingeschobene Feuershow bremste die ganze Sache noch zusätzlich. Das hat mir natürlich gar nicht gefallen. Als dann endlich der Weg und die Bühne nach Umbau, Soundcheck und den langweiligen Feuerspielen des Kokel-Heini's frei war, setzte auch bald der Regen ein. Das kostete der Band und der Stimmung sicher einige Zuschauer bzw. Mitmacher.
Die CRAZY BIRDS in ihrer neuen und nach den ersten gemeinsamen Muggen bereits schon eingespielten Besetzung mit Angela Ulrich (Schlagzeug, Gesang), Ecki Lipske (Gitarre, Mundharmonika), Konrad Hartzsch (Gitarre, Gesang) und Tom Vogel (Gesang, Bassgitarre) holten gleich den Rock-Dampfhammer raus.
Sie begannen mit Tom Vogel am Mikro und dem LENNY KRAVITZ- Mitreißer "Are you gonna go away“. Es ging also gleich ordentlich in Ohren und Beine. Von Anfang an zappelten, tanzten, sangen oder klatschten begeisterte Zuhörer vor der Bühne.
Angie Ulrich trat anschließend beim ROLLING STONES-Klassiker "Beast of Burden" sehr anschaulich den Beweis an, dass sie nicht nur als Schlagzeugerin genug Kraft und Puste hat, sondern auch als Sängerin mit einer ordentlichen Rockröhre beindrucken kann.
Die CRAZY BIRDS zelebrierten wieder eine muntere, unterhaltsame, freche Rockshow auf handwerklich hohem Niveau. So muss es auch sein und genau dafür lieben wir diese "verrückten" Vögel. Mit den CRAZY BIRDS unternahmen die Gäste eine Zeitreise durch die Rockgeschichte und jeder gespielte Song war gleichzeitig eine Station auf dieser Reise. Wie sangen die ROLLING STONES bereits vor Jahrzehnten so schön? "It's only Rock'n Roll, but I like it" und irgendwie passt genau dieses Motto auch zu unserer geliebten Kapelle aus dem Elbtal. Es ist nämlich tatsächlich "einfach nur Rock'n Roll", aber genau das gefällt mir auch so.
Das große Wort schwang natürlich wieder Tom Vogel. Der Kerl spaziert mit seinen frechen Sprüchen manchmal nah am Wahnsinn, aber das zeichnet ihn unter anderem auch aus. Behördlichen Gleichstellungsbeauftragten sowie Gender Mainstreaming -Fetischistinnen und -Fetischisten würde bei so mancher Zote des Kollegen Vogel das komplette Haupthaar wie nach einem elektrischen Stromschlag zu Berge stehen. Politisch korrekt geht sicher auch anders, aber wie schrieb ich gerade schon "It's only Rock'n Roll…". Die Rockmusik war einst revolutionär viel aufsässiger und stellenweise sogar revolutionär. Bei den vielen seichten, angepassten Angeboten heute vermisse ich das manchmal. Viele 0815-Bands machen sich heute mehr eine Platte um ihre Medienwirksamkeit, um Verkaufszahlen und wen sie dafür in den Hintern kriechen müssen. Da sind mir die rotzigen, frechen CRAZY BIRDS hundertfach lieber. Rock’n Roll ist schließlich kein Kindergeburtstag und nicht nur deshalb darf er gerne nicht nur laut, sondern auch mal frech und sogar provokant sein.
"Sultans of Swing" war der erste große Hit einer der besten und wichtigsten Gitarrenrock-Bands der Musikgeschichte. Die Rede ist von den legendären DIRE STRAITS. Mit dem Liedchen über die Mühen einer Jazz-Band namens "Sultane des Swings" starteten sie eine Weltkarriere. Die CRAZY BIRDS rockten das gute Stück selbstverständlich amtlich. Im Mittelpunkt des Interesses stand hierbei Ecki Lipske, der das Gitarrensolo sicher nicht schlechter als Mark Knopfler spielte. Kollege Vogel bezeichnet dieses Lied und insbesondere das Gitarrenspiel ja frech als Gitarristen-Angeber-Nummer, aber auch über diesen Spaß kann man ruhig mal lächeln.
"Walking by myself" ist ebenfalls immer noch eine schöne Nummer und es ist schön, dass die CRAZY BIRDS so auch an den unvergesslichen GARY MOORE erinnern. Den guten Gary hat der Sensenmann im Jahr 2011 nämlich auch viel zu früh geholt.
Die nächsten beiden Reisestationen waren "Every one is a Winner" von HOT CHOCOLATE und "I love Rock'n Roll" von JOAN JETT & THE BLACKHEARTS. Als singende Stationsfrau hörten wir an dieser Stelle wieder Miss Angie on Drums. Die Frau Ulrich röhrte beide Stücke mehr als überzeugend. Die Songs passen sehr gut zu ihr und ihrer Stimme. Zu den beiden Liedern möchte ich noch 2 Anmerkungen machen: Der Originalsänger von HOT CHOCOLATE, ERROL BROWN ist leider auch schon verstorben. Deshalb ist es umso schöner, dass eine Rockband wie die CRAZY BIRDS sich eines seiner musikalischen Vermächtnisse angenommen haben und ihn so auch auf ihre Weise ehren. "I love R'n R" war von JOAN JETT übrigens nur gecovert, aber sie landete damit einen Welthit. Das heute fast unbekannte und wenig erfolgreiche Original stammt von den ARROWS.
Heiter und beschwingt ging es mit Klassikern von AEROSMITH, AC/DC & Co. weiter.
Doch die Band hatte sich für diese Mugge noch prominente Verstärkung mitgebracht. Kein geringerer als Gisbert Koreng stand plötzlich auf der Bühne. Die ehemalige electra-Nachtigall nahm sich auch gleich „use somebody“ von den KINGS OF LEON und „Lern to Fly“ von den FOO FIGHTERS vor. Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass Gisbert immer noch Freude an der Musik hat und dass er gelegentlich auch mit den CRAZY BIRDS rockt. Für mich ist das eine ganz feine Sache. Auch das berühmte „Cocaine“ wurde wieder vom „Sing-Gastvogel“ gesungen. Das war alles schon prima, aber die Überraschungen folgten unmittelbar auf dem Fuße und das waren ein paar Lieder, die Herr Koreng und Herr Lipske von ihrer alten Band mitbrachten.
Ich glaube, dass es den CRAZY BIRDS nicht nur selbst guttut, sondern auch sehr gut zu Gesicht steht, dass sie mit Gisbert auch wieder deutschsprachige Lieder angehen. Die eigenen Lieder in der Muttersprache wie zum Beispiel „Dynamo-Star“ gehören ja derzeit nicht zum Liveprogramm der Band. Die Publikumsreaktionen auf die an diesem Abend in Tharandt gespielte electra-Runde waren durchweg positiv.
Wie man sich auch bei diesem Gig wieder überzeugen konnte, stimmt die Chemie bei den CRAZY BIRDS und bei Kollegen Koreng einfach. Gisbert gab ganz nebenbei auch eine oder zwei Kostproben seiner Fähigkeiten als Sprachimitator. Als Nachahmer von Erich H. und Udo L. kann er durchaus auch mit manchem Kabarettisten mithalten.
Es war mir eine Freude und ein Fest wieder „Einmal ich, einmal du, einmal er“ zu hören. Auch das ruhige Stück „Frau im Spielbild“ und der Hit „Nie zuvor“ kamen nicht nur gut rüber, sondern beim Publikum auch sehr gut an. Natürlich klingen diese Perlen im CRAZY BIRD-Gewand etwas anders, aber das ist wirklich nichts Schlechtes. Möglicherweise wäre manchem Einbahnstraßen-Musikfan so eine aufregende Entdeckung sogar mal ganz hilfreich, um auch mal öfter über den eigenen Tellerrand blicken zu können. Bei dem Lied „Wie im Film“ handelt es sich um einen von mehreren alten REFORM-Songs, denn electra im Programm hatte. Gesungen hat diese Perlen immer Stefan Trepte, aber Gisbert braucht sich als Interpret absolut nicht verstecken. Er singt etwas anders als Trepte, aber nicht weniger faszinierend. Ich mag diese Lieder auch sehr, ich hätte mich jedoch über „Wenn die Blätter fallen“ noch ein wenig mehr gefreut. Das liegt zu einem Teil an der gegenwärtigen Jahreszeit und zum anderen Teil daran, dass die „Blätter“ schon immer zu meinen bei den electra-Muggen Favoriten gehörten.
Nach dieser Geschichtsstunde in Sachen electra waren wir schon am Ziel unserer musikalischen Reise angekommen, aber die Band ließ sich nicht lange bitten und so gab es noch eine kleine Ehrenrunde. Gisbert Koreng ging mit ganzer und fester Stimme „Purple Rain“ von PRINCE an und das klang einfach meisterlich. Als allerletztes Highlight des Abends trieben die CRAZY BIRDS dann noch die wilden Pferde („Wild Horses“) der ROLLING STONES über den kleinen Marktplatz zu Tharandt. Der abschließende Beifall war ausgiebig und mehr als berechtigt.
Ich selbst wollte von diesem Auftritt ursprünglich gar keinen Bericht schreiben und habe es nun doch getan. Was sagt uns das? Ich habe keine Ahnung. Oder ist das Geschreibe auch nur eine Art Rock’n Roll?
Gruß Kundi
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