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"Wir trinken Wein und dann..." A. HÄHLE und F. STRING 05.02.16 Dresden
"Wir trinken Wein und dann..." A. HÄHLE und F. STRING 05.02.16 Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 10.02.2016 17:31von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Konzert- bzw. Lesungsbericht Teil 1:
Ich freute mich schon lange auf diesen Abend auf dem inmitten der Plattenbauwüste von Dresden Prohlis gelegenen Pahlitzschhof. In den zurückliegenden Jahren war ich ja schon relativ oft hier zu diversen von QUERFORMAT e.V. Dresden organisierten Veranstaltungen.
Über diesen Selbsthilfeverein für sozial und finanziell Benachteiligte sowie über dort besuchte Muggen habe ich ja in der Vergangenheit schon mehrmals berichtet. Ich glaube, seit dem Jahr 2008 bin ich dort zuweilen zu finden.
Diesmal las sich die Programmankündigung thematisch im Internet so: ANDREAS HÄHLE liest im PlattenSpieler "Wir trinken Wein und dann…". Das betraf erotische Texte und Gedichte. Zusätzlich untermalte der Musiker FRANCIS STRING den Ablauf mit Liedern zur Gitarre. Das versprach nicht nur ein Wiedersehen mit Freunden und Bekannten, sondern auch einen spannenden kulturellen Abend.
Pünktlich war ich vor Ort und der von den QUERFORMAT-Leuten angemietete kleine Saal war schon gut besucht. jeder Tisch und nahezu jeder Sitzplatz waren schon besetzt. Das war schon das erste positive Signal bzw. das erste tolle Ergebnis dieses Veranstaltungstages. Ich gönnte Manuela und Lutz Stein sowie ihrem Vereinsteam diesen Zuspruch. Er ist ihrer beharrlichen und bürgernahen (Kultur-)Arbeit in den letzten Jahren zu verdanken, dass es bei QUERFORMAT und bei den Kulturangeboten des Vereins immer weitergeht. Geduld zahlt sich eben doch aus und diese Erfolgszeichen nehmen bei den QUERFORMAT-Veranstaltungen auch immer mehr zu.
Gegen so tolle Menschen sind auch keine Knüppel gefeit, die man ihnen immer wieder zwischen die Beine haut. Kürzungen oder Streichung öffentliche Mittel durch die örtlichen Verwaltungen und Behörden. Auch mangelndes Interesse und unterlassene Unterstützung durch Lokalpolitiker ist hierbei zu beklagen. Manche von ihnen tauchen nur zu Wahlkampfzeiten mal auf, um eventuell so doch noch die eine oder andere Wählerstimme einzuheimsen. Aber ich höre an dieser Stelle lieber auf. Wer das Thema noch nicht kennt und daran interessiert ist, kann meine Gedanken dazu in diesem Bericht vom 1. Soli-Konzert von Querformat aus dem Jahr 2011 nachlesen: vom http://www.deutsche-mugge.de/live-berich...in-dresden.html
Wenn ich in Prohlis zu den Muggen auftauche ist das mittlerweile so wie ein Besuch bei ganz guten Freundinnen und Freunden. Man kennt, achtet und schätzt sich, freut sich über die großen und kleinen Erfolge seiner Freunde und hat außerdem zusammen wieder eine gute Zeit. Noch intensiver wird der Abend, wenn man auch die Künstler schon länger beobachtet, begleitet und oft mit diesen schon befreundet ist.
Nun wollen wir uns einen der beiden Akteure des Abends etwas näher betrachte. Ich meine damit ANDREAS HÄHLE. Über FRANCIS STRING habe ich hier ja schon mehrmals geschrieben (wer das nachlesen möchte, findet die entsprechenden Berichte hier im Forum über die Suchfunktion:
search.php?q=Francis+String&type=all&matchtype=or&im_feld=text&orderdirection=DESC&orderby=date
HÄHLE fiel mir im Jahr 2007/2008 das erste Mal als Schreiber von Konzertberichten bei Deutsche Mugge auf. Der Typ schrieb anders als viele andere. Seine Berichte waren nicht nur lesenswert, sondern wirklich fundiert, phantasievoll, witzig und teilweise sogar frech. Da ich damals auch relativ häufig Konzerte in Berlin besuchte, dauerte es auch gar nicht sehr lange bis wir uns von Angesicht zu Angesicht begegneten. Anfangs hielt ich HÄHLE für überheblich. Das war aber nur ein oberflächlicher Eindruck. Ich lernte schnell den duften, offenen und ausgesprochen sympathischen Menschen Andreas kennen. Zwischen uns war relativ schnell ein Band der gegenseitigen Sympathie geknüpft. Ha, auch das eine oder andere Kaltgetränk haben wir bei Konzerten konsumiert und es hat uns nicht geschadet ;-) So nach und nach stieg ich auch dahinter, wer der Typ eigentlich ist und was er alles so Künstlerisches treibt. Seit ein paar Jahren nenne ich ihn liebe- und respektvoll geliebter Dichterfürst. Das meine ich durchaus auch ernst, wobei selbstverständlich auch ein gewisses Augenzwinkern dabei ist, denn so eine Lobhudelei von mir hätte HÄHLE gar nicht nötig.
ANDREAS HÄHLE ist Schriftsteller/Buchautor, Dichter, Texter für Musiker und Moderator. Er hat Theaterstücke geschrieben und auch einige Hörbücher gesprochen. Er ist allein oder mit Unterstützung von Musikern auch mit verschiedenen literarischen bzw. musikalisch-literarischen Programmen unterwegs. In der Vergangenheit arbeitete er auch als Radiomoderator bei einem bekannten Sender mit jugendlichem Profil.
Man mag es kaum glauben, aber seine ersten Texte für Bands schrieb er bereits in der ersten Hälfte der 80er Jahre für die Band Schulrock (später P16). Die bekanntesten Lieder dürften „Bubi“ und „P 16“ sein. Vielen von euch dürfte auch noch die leider nicht mehr unter uns weilende Gräfenthaler Sängerin Ines Paulke ein Begriff sein. Für sie schrieb er den Text zum Song „Himmelblau“. Auch mit der Hardrockband BABYLON arbeitete er vor der Wende zusammen, dabei viel aber leider einiges der Zensur zum Opfer.
Auf seine Dienste und Ideen als Texter greifen auch heute noch viele Künstler und Bands zurück. Für die Gruppe TRANSIT schrieb er zum Beispiel die Worte für „Lange her“ und „Wenn ich geh“. Noch enger ist seine Zusammenarbeit mit DIRK ZÖLLNER bzw. „DIE ZÖLLNER. Lieder wie das wunderbare „Idylle im Krieg“, „Schönen Tag“ oder „Wenn der Himmel mir am Arsch hängt stammen aus seiner Feder. Zusammen mit Scholle schrieb er auch die Texte für das aktuelle DIE ZÖLLNER-Album „In Ewigkeit“. Weitere Bands und Künstler wie zum Beispiel UNBEKANNT VERZOGEN, LISONG XXL oder FÄHRMANN haben mit HÄHLE-Texten ihre guten Erfahrungen gemacht.
Seit einigen Jahren moderiert HÄHLE die Wertungssendung "Wahl-Lokal" des Internetradiosenders rockradio.de. Hierbei handelt es sich um eine Wertungssendung für deutsche Musik. Eine Sendung dauert 2 Stunden und neben der Vorstellung neuer Titel und der Abarbeitung der Wertungsliste der vorhergehenden Sendung führt HÄHLE auch noch interessante Interviews mit seinen Gästen aus der Musikszene. Die Sendung wird jeden ersten Sonntag im Monat von 16:00 – 18:00 Uhr live übertragen. Bei den Übertragungen ist Publikum willkommen. Bisher wurde aus Berlin gesendet, aber seit diesem Jahr hat HÄHLE sein Domizil in Leipzig aufgeschlagen.
Ende Konzert- bzw. Lesungsbericht Teil 1:
Gruß Kundi
RE: "Wir trinken Wein und dann..." A. HÄHLE und F. STRING 05.02.16 Dresden
in Konzertberichte 2019 und älter 10.02.2016 17:41von Kundi • | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte
Konzert- bzw. Lesungsbericht Teil 2:
Der Vorsitzende des Vereins QUERFORMAT, Lutz Stein, ließ es sich selbstverständlich nicht nehmen, die beiden Gäste persönlich anzusagen. Das ist bei Kulturveranstaltungen dieses Prohliser Selbsthilfevereins für sozial und finanziell Benachteiligte schon zu einer schönen Tradition geworden.
Zunächst gehörte die Bühne FRANCIS STRING und seiner Gitarre. Mit dem wunderschönen ZÖLLNER-Titel "Auf der Reise"(sogenannte "Quoten-Zöllner" finden wir in den deutschsprachigen Programmen von FRANCIS immer) machten wir uns für die nächsten Stunden gemeinsam auf eine kulturelle Gefühls- und Gedankenreise zur Thematik Liebe, Sex, Alkohol und anderen Katastrophen. Dieser Ausflug verlief durchaus vergnüglich. Die beiden Protagonisten des Abends warfen sich die verbalen Bälle gegenseitig zu und auch aus dem Publikum gaben Besucher ihren verbalen Senf dazu. Auch das machte das Programm so kurzweilig und unterhaltsam. Wer das liebenswerte Schlitzohr HÄHLE schon länger kennt, dem ist die eine oder andere fließende Lachträne bei Begegnungen mit ihm nicht unbekannt. Aber bleiben wir jetzt beim Bühnengeschehen.
In der Folge wechselten sich HÄHLE und STRING als Hauptperson immer wieder mal ab, aber das störte ja nicht, denn das Einwerfen eines verbalen Balles funktioniert auch dann, wenn man gerade auf der Pausenbank sitzt.
FRANCIS STRING hatte auch das eine oder andere witzige Lied zum Themenabend auf dem Zettel. Die Songbezeichnungen weiß ich nicht, aber ein Lied handelte davon, dass eine Frau mit jedem schläft, nur nicht mit ihm. Dieses Lied gipfelte in einem Rezept gegen diese durch Abweisung entstehende Einsamkeit und so erzwungene Enthaltsamkeit. Man nehme eine oder mehrere Flaschen Beaujolais. Einen bluesigen Song zum Thema Alkohol folgte mit "Mitten in der Nacht fing ich zu saufen an…"
HÄHLE verlas nicht nur seine Gedichte und Prosa, sondern er steuerte auch die eine oder andere lustige Schnurre aus seinem Leben bei. Man könnte auch Anekdoten dazu sagen. Eine drehte sich um die Anreise an diesem Tage von Leipzig aus, die wegen eines Staus über Wilsdruff führte. Was man aus der Antwort Wilsdruff alles herauslesen kann, wenn man eine hübsche Straßenpassantin nach dem momentanen Aufenthaltsort fragt, könnt ihr euch ja mal selbst zusammenreimen, wenn ich die Antwort in Form eines fragenden Wortes mal zur Verdeutlichung wie folgt schreibe: Willst-druff? Ja mit einer regen Phantasie versteht man sicher so manches *feix*
The Dark Voice of Germany - so nennen viele Fans, Experten und Freunde ANDREAS HÄHLE auch gerne. Wer im während dieser Veranstaltung lauschte, wird das sicher sehr gut nachvollziehen können oder sogar unterschreiben. Der Mann spricht mit angenehmer deutlicher, dunkelgefärbter und tiefer Stimme, die sehr angenehm und warm auf die Hörer wirkt. Ich gehe sogar so weit zu schreiben, dass insbesondere weibliche Zuhörer seine Stimme sogar betörend oder Verführerrisch finden können.
Unter anderem las HÄHLE sein Werk Frühlingsgedicht vor. Auch das kolossale Stück "Vorspiel" wurde zu Gehör gebracht. HÄHLE verriet den Anwesenden noch, dass das letztgenannte Ergebnis seines dichterischen Schaffens früher "Wir trinken Wein und dann…" hieß und somit eigentlich auch namensgebend für dieses Programm war.
Bisher wusste ich nicht, was ein 3-fach-Single ist, aber Meister HÄHLE plauderte nebenbei auch wieder rückblickend auf sein wechselvolles leben. Er war zeitweise mit 3 Frauen gleichzeitig liiert. Das klappte zeitweise hervorragend bis zu dem Zeitpunkt bei der alle gleichzeitig bei einer Fete auftauchten. Als die Damen sich unterhielten und feststellten, dass sie den gleichen Mann anhimmeln, war das schöne 3-fach-Beziehungsgeflecht des Herrn HÄHLE natürlich passé und er plötzlich ein 3-fach-Single. Entfernte Ähnlichkeiten zum allerersten FANTA4-Hit "Die da!?!" sind gewiss rein zufällig. Dass die Künstler uns und sich auch eine Pause gönnten, sei hier nur am Rande und der Vollständigkeit halber erwähnt.
Nach der Pause sang uns FRANCIS STRING sein berührendes "Kinderlied", welche eine Liebeserklärung für seinen Sohn ist, aber auch als Lied für alle Väter gilt, die ihre Kinder von Herzen lieben. Ich habe dieses Lied ja nun schon mehrmals gehört, dieses zarte, verletzliche und leise Stück Musik ist schon Klasse. Auch das Lied "Es brennt" ("Es brennt, es brennt, der ganze Globus brennt") war mir schon bekannt.
Die Zigarette gehört für manche Zeitgenossinnen und Zeitgenossen zum Abschluss eines sehr erotischen Vorganges. Daran dachte ich als HÄHLE sein "Komm lass uns eine rauchen" vortrug. Weitere von ihm verfasste Gedichte / Texte trugen beispielsweise die Titel "Zeig's mir", "In der Sonnenallee" oder "1000 Tage und mehr".
Dass HÄHLE und STRING auch schauspielernde Komiker vor dem Herrn sind, machten sie deutlich als sie das denkwürdige und witzige Lied "Ich sauf mich tot" ("und über mir hängt der Himmel voller Flaschen...") komödiantisch untermalten. Das Lied hat bei den Fans sowieso längst Kultstatus. Aber dass die beiden Experten dabei in die Rolle von Volltrunkenen verfielen, hatte ich so noch nicht erlebt. Das war schon ganz großes Kino und eigentlich möchte ich an dieser Stelle zum Ende dieses Berichtes kommen, aber gerade fallen mir noch zwei lustige Sprüche ein.
Den ersten brachte HÄHLE als STRING ihn und die ZuhörerInnen zum Tanzen bringen wollte und der lautete: "Ich war beim Arzt. Tanzen ist Scheiße, aber saufen geht noch". Der passt doch gut zu meinem Mottto "Harte Männer tanzen nicht..."
Der andere Spruch stammt von Lutz Stein. Als FRANCIS mit dem Mikrofonständer seine Probleme hatte und sich scherzhaft etwas mokieren wollte, kam aus dem Hintergrund des Platzes hinter dem Mischpult die trockene und blitzschnelle Antwort: "Ich hänge das nächste Mal eine Gebrauchsanweisung an den Mikrofonständer". Also schlagfertig ist Steins Lutze allemal, da kann er es wirklich mit manch anderen aufnehmen.
Mir bleibt jetzt nur noch resümierend festzustellen, dass dieser Abend mit den taffen Typen HÄHLE und STRING wirklich erheiternd und unterhaltend war. Ein Besuch bei diesem Programm in dieser Besetzung ist von mir durchaus zur Nachahmung empfohlen.
Gruß Kundi
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