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Ein 60. Geburtstag, der aus dem Rahmen fällt…

in Glückwünsche und Grüße 20.09.2015 21:59
von Mary | 327 Beiträge | 726 Punkte

Musiker stehen auf den Bühnen, stehen im Rampenlicht, haben ihr Publikum, ihre Fans , werden verehrt, geliebt und gefeiert, natürlich auch mal kritisiert.
Und dann gibt es die anderen, die, die vor den Bühnen stehen, die, die ihren Favoriten nachreisen und das oft viele Kilometer. Ob organisiert in Fanclubs oder nicht, sagt dabei nichts über die Liebe zu den Musikern aus. Oft sind die „Herdentiere“ auf einzelne Musiklieben festgelegt, wobei die anderen vielseitiger sind. Egal, ob so oder so, Musikfans sorgen dafür, dass die oben auf den Bühnen, ihre Brötchen verdienen können.

Einer von denen, die eher im „Schatten“ am Bühnenrand stehen, ist Henry Schuhmacher...

Nun wurde er 60 und hat sich, seiner Familie, seinen Freunden und zahlreichen Musikern einen unvergesslichen Tag bereitet.
Am 19.09.2015 fand seine unvergessliche Geburtstags-Party statt.

Henry hat einen nicht alltäglichen Beruf, er arbeitet in einem Bestattungsunternehmen. Nein, das ist untertrieben, er ist Geschäftsführer der ANTEA Bestattungen Dresden GmbH. Täglich so nah am Tod und doch so voller Leben… Tod gehört für ihn ganz natürlich zum Leben.
Zu seinem 60. Geburtstag sorgte er dafür, dass auch wir über diese Brücke gehen…, dass wir akzeptieren können, dass das Leben nun mal so ist, dass „dieses Ende“ einfach dazu gehört. Wie er das schaffte? Ganz einfach, er lud uns dahin ein, wo er Tag für Tag arbeitet.
Seine Geburtstagsfeier fand im Krematorium in Dresden Tolkewitz statt. Viele, die davon lasen, erschraken, auch ich wollte es nicht wirklich glauben. Geht denn das??? Es ging und wie!

Henry hatte Musiker eingeladen, RENFT, KARUSSELL und WERTHER LOHSE mit ANDRE JOLIG.
Schon im Vorfeld stand über vielen Köpfen der Musikfreunde ein dickes Fragezeichen, Renft UND Karussell??? Ja.
Es war der erste gemeinsame „Konzerttag“ der beiden Bands seit vielen, vielen Jahren. Und ich greife hier etwas vor, zum Schluss standen sie alle gemeinsam auf der Bühne…, Oschek neben Monster, Hans Graf neben „Pitti“ Piatkowski, Delle und Benny wechselten sich an den Drums ab, der „Basskran“ saß vor Wolf Rüdiger Raschke, daneben auch Werther Lohse… und neben diesem bunten Reigen, ein glücklicher Henry auf der Bühne… Ein umwerfendes Erlebnis!!!

Zurück zu Henry. Bestattungen ist das Eine, dort bringt er sich mit vielen neuen Ideen ein, die manchmal nicht umgesetzt werden können, wie uns Friedhofsleiter Jens Börner bei seinen Begrüßungsworten mit einem Lächeln sagte… und dann übergab er Henry, einen Kalender für 2016, „Das Ende ist nah“…, ein Postkartenkalender TOT ABER LUSTIG… Makaber? Nein, Henry brach in schallendes Gelächter aus… Sein Wirken und Helfen in der Musikszene, in der Kultur…, ist das Andere. Zu seinem 60. Geburtstag sagten die Musiker von Renft und Karussell , auch Werther Lohse, danke dafür, teilweise mit wirklich rührenden Worten.

Als ich auf dem Friedhof in Tolkewitz ankam und auf das historische Krematorium zu ging, hatte ich ein mulmiges Gefühl, aber auch gemischt mit Vorfreude…, was würde mich erwarten… Einige Freunde waren schon da. Renft war gerade beim Soundcheck. Die Tür zur Feierhalle stand weit offen, Licht in Rot- und Blautönen, drin und draußen festliche weiße Stehtische… Ein feierliches Gefühl kam in mir auf. Und dann kam das Geburtstagskind! Es wurde gratuliert, beschenkt, gescherzt… Als ich an der Reihe war, hatte ich wie immer das Gefühl, wenn ich ihn umarme, reiche ich gerade so an seinen Bauchnabel und meine Arme treffen sich hinter seinem Rücken nur mit Mühe…
Alles, alles Gute für Dich, Du Riese mit dem großen Herzen!!!
Ein Begrüßungssekt wurde gereicht, Henry hieß uns willkommen und bereitete uns auf das vor, was kommen wird, nicht ohne Witze zu reißen, nahm damit allen dieses ein wenig beklemmende Gefühl. Irgendwann waren wir mutig genug, das Buffet aufzusuchen, „Gustl“, der eine Laterne mitnahm und "Basskran" gingen voran… Wozu man Mut dazu brauchte? Es ging die Treppen hinab…, dorthin, wo die „Öfen“ stehen… Dort angekommen verschlug es mir die Sprache, ein gigantische Buffet, Lichter überall… Henry ist und bleibt verrückt!

Nachdem der Friedhofsleiter seine kurze Ansprache zu diesem historischen Bau und zu Henry beendet hatte, ich schrieb oben schon davon, kündigte Henry die erste Band an, Karussell, nicht ohne nochmals alle herzliche willkommen zu heißen. Der Karussell-Fanclub „Autostop“ war reichlich vertreten, die „Post ging ab“. „Fischlein unterm Eis“, „Als ich fortging“, „Mc Donald“, dabei wurden 2 Schafe auf die Bühne gesetzt und „Oben sein“, „Wer wenn nicht wir“, von der letzten CD sind nur ein paar Titel des Abends bis dann „Autostop“ erklang. Der Fanclub platzierte sich vor der Bühne und auch ich zählte lauthals mit… „… und haben ein und zwei und drei Plätze frei…“ Dicht bei dicht standen die Fans von Karussell und Renft… Ich gehöre ja zu denen, die beide mag, Berührungsängste kenne ich nicht… Oschek und Joe fanden rührende Dankesworte für Henry…, der ihnen, wie sie sagten, helfend zur Seite stand. Beifall, Beifall…

Plaudernd standen die Gäste danach zusammen. Vielleicht wurde an dem einen oder anderen Tisch über Musikvergangenheit diskutiert, ich weiß es nicht. Paukenschläge beendeten die Diskussion sowieso…, eine frech-frivole Einlage folgte. Es wurde gelacht und Henry bekam eine Torte, deren „Feuerwerk“ etwas verspätet losging, wieder schallendes Gelächter. Nach der Darbietung begab sich Henry auf die Bühne, verkündete, dass er mit den beiden Akteuren ein Theaterprojekt gestartet hat, bei dem auch Karussell mitwirken wird. Henry ist einfach ein regsamer Mensch!

Nach einer kurzen Pause trug Werther Lohse, begleitet von Andre Jolig einige Lifttitel vor, darunter „Mein Herz soll ein Wasser sein“, damals gesungen von Stephan Trepte und übermittelte Henry von diesem herzliche Geburtstagswünsche. „Nach Süden“ und natürlich „Wasser und Wein“ fehlten nicht. Bei letzterem sangen die Gäste lauthals für Henry. Gerührt war dieser… und umarmte Werther herzlich.
Und dann…, tat Henry natürlich wieder etwas für die Kultur! Er hielt ein kleines schwarzes Buch in der Hand, das einem kirchlichen Gesangbuch doch sehr ähnlich sah… Es ist eine Buchreihe. Jahr für Jahr erscheint ein Buch davon. „The Beat Goes On“Kalendarium toter Musiker. Darin sind Geschichten, Episoden toter Musiker, die man so wahrscheinlich nirgends findet. Henry verteilte 10 Exemplare der Ausgabe 2016. Schnell waren sie vergriffen. Aber es bleibt ja, die Option das Buch zu kaufen. Ein älteres Exemplar habe ich auch zu Hause, lesenswert!

Die Zeit war schon mächtig fortgeschritten, als Renft auf der Bühne erschien. Marcus Schloussen, der „Basskran“, sitzt seit geraumer Zeit wegen gesundheitlichen Problemen oft auf der Bühne, „Delle“ an den Drums sowieso…, aber an diesem Abend standen auch für „Monster“ und „Pitti“ Stühle bereit… Monster wuselte mit seiner Gitarre herum, erklärte lustig, er habe „den Gürtel“ vergessen, meinte natürlich den Gitarrengurt… Die Stimmung war genial! Da klangen die alten Renft-Titel und viele Stimmen sangen mit. Bei „Als ich wie ein Vogel war“ vergaß auch ich wieder einmal, wie alt ich bin. Tobte mich regelrecht frei beim Refrain, „Irgendwann will jeder mal raus aus seiner Haut, irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut…“ Wenn diese Zeilen auch früher eine andere Bedeutung hatten…, als für mich heute, „Ermutigung“, „Zwischen Liebe und Zorn“, „Gänselieschen“… und, und…, zum Schluss „Lied auf den Weg“. „Monster“ war redselig-entspannt. Henry rief:; Einer geht noch!“ Und Monster rief nach Karussell… „Raschke sen. und jun.“, Oschek und Hans Graf betraten die Bühne, für Benny war kein Platz am Drum, auch Jan besah sich das Treiben vom Platz vor der Bühne aus. Werther Lohse und auch Henry suchten sich noch ein Plätzchen und dann stimmten alle zusammen, „Wer die Rose ehrt“ und den „Apfeltraum“ an. Alle vor der Bühne sangen lauthals mit… Ende? Nein, das Geburtstagskind hatte noch mal das Sagen. „Einer geht noch!“ „Born To Be Wild“ von Steppenwolf krachte durch das sonst so stille Gebäude. DAS haben die altehrwürdigen Mauern noch nie erlebt! Tobend schrien alle mit…, „Born To Be Wild!“, Ja, wir sind geboren, um wild zu sein und werden es wohl bis ans Lebensende bleiben. Eine wunderbare Menschentruppe, die Erlebnisse der „Musik-Vergangenheit“ verbindet, die man nicht unbedingt gemeinsam erlebt haben muss. Doch die „Musik-Vergangenheit“ holt uns immer wieder ein, dort, wo wir JETZT GEMEINSAM stehen… Zugabe!!! „Sniff Snuffle“ säuselte Monster noch…, dann war wirklich Schluss.

Mancher Gast hatte sich schon entfernt, es waren ja auch „normale“ Menschen da… Ich allerdings bin und bleibe gern so verrückt. Danke Henry, Du hast Deinen Gästen ein unbezahlbares Geschenk gemacht!
Nochmals lichst DANKE!

Ich habe mich gefreut, den Abend mit vielen bekannten Menschen zu verbringen, die ich jetzt nicht mehr so oft sehe, wie noch vor Jahren.
Es war einfach wunderschön!


"Ihr lacht weil ich anders bin. Ich lache, weil Ihr alle gleich seid."
Kurt Cobain
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