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ALBERT HAMMOND live in Leipzig
ALBERT HAMMOND live in Leipzig
in Konzertberichte 2019 und älter 18.05.2013 18:26von HH aus EE • | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte
Eine Gitarre in der Hand – Albert Hammond live ( 17.05.2013 )
Was hat dieser unscheinbare Typ doch für wunderbare und eingängige Melodien auf unsere Welt losgelassen! Einfach so und beinahe ist man geneigt zu sagen, wie am Fließband. Ich kann mich noch verdammt gut an die „Kleinen Pfeile“ erinnern, die einst Leapie Lee in den 1960er Jahren besang. Was bin ich, gleich anderen, dahin geschmolzen, als die Hollies „Die Luft, die ich atme“ intonierten oder gar bei „Einem Moment in der Zeit“, dieser so eleganten Schnulze mit der Stimme von Whitney Houston. Alles Lieder aus dem Kopf und der Feder von ALBERT HAMMOND, mit denen er anderen Künstlern zu Spitzenpositionen in den Charts verhalf. Mal ganz davon abgesehen, dass die Songs, die er selbst sang, nicht minder überraschend und eingängig klangen sowie, vor allem in den 1970er Jahren, die Tanzbeine in den Discotheken in rhythmische Zuckungen versetzten. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern und Geschichten, von der Discotheker - Bühne aus erlebt, könnte ich auch viele erzählen. Ein anderes Mal vielleicht, aber ein Song von ALBERT HAMMOND gesungen, war immer dabei. Auf dessen Wirkung, die Tanzfläche zu füllen, konnte man sich blind verlassen und als Pop-Nummern, die sich im Ohr fest krallten, waren sie auch bestens geeignet. Es hängen so wahnsinnig viele und schöne Erinnerungen an dieser Zeit.
Was viele nicht mehr in ihrer Erinnerung haben, ist die Band FAMILY DOGG, die ALBERT HAMMOND schon 1966 gemeinsam mit Steve Rawland gegründet hatte und deren Songs „The Way Of Life“ und „Sympathy“ sich in jenen Jahren durch ihren besonderen Sound und den harmonischen Gesang aus der Masse hervor gehoben hatten. Später war übrigens eine Sängerin namens Ireen Sheer Sängerin bei FAMILY DOGG.
Die kleine Parkbühne vom Geyserhaus in Leipzig – Gohlis befindet sich, gut versteckt, zwischen den Hauptverkehrsadern inmitten eines kleines Parks. Wir sind zwar nicht die allerersten, aber immer noch zeitig genug da, um durch das noch geschlossene Tor hindurch alle Vorbereitung in Ruhe verfolgen zu können. Auch die Ankunft der Band, einschließlich des Hauptakteurs, die direkt an uns vorbei hinein spazieren, gehört dazu. Kurzes „Hallo!“ und die knappe Bemerkung, Herr Hammond werde nach dem Konzert für jeden zum Signieren zur Verfügung stehen. So also sieht dieser Weltstar aus der Nähe aus. Die Gesichter einiger Damen werden gleich viel freundlicher und auch ich freue mich, eines der Plattencover nicht unnötig mitgenommen zu haben.
Endlich drinnen, wirkt sich die frühe Ankunft vor Ort positiv aus. Direkt vor dem Mischpult finden wir unseren Platz. Sitzend und mit einer gemauerten Rückenlehne sowie einem geilen Rundumblick auf das gesamte Areal der wirklich sehr schönen Anlage. Kein Anstehen für Bratwurst, kein Warten am Bierstand und keine Hektik. Wir genießen die Wurst und auch schnell noch das zweite Bier. Den leeren Pappteller und die Plastebecher schaffe ich einige Schritte nach oben, wo sie hin gehören und da sitzt auf dem Rasen die vollständige Begleitband von ALBERT HAMMOND im Gras und lässt es sich im Sonnenschein gut gehen. Ich frage in englisch, ob ich ein Foto machen dürfte – keine Reaktion. Das gleiche in deutsch und da springt eine nette Dame auf, erklärt den vier Männern in fließendem Spanisch mein Anliegen und dann nimmt sie mir den Digi-Knipser aus der Hand, um mich sogleich zur Band zu schupsen. Ehe ich merke, was da gerade geschieht, kommt ein „kleines Vögelchen geflogen“. Ist ein wirklich feines Stück Erinnerung geworden, das mir da neben dem Abfalleimer vor die Linse gekommen wurde. Ganz lieben Dank, meine Herren, und der Dame sowieso.
Ziemlich pünktlich treten eine Stunde später die gleiche vier Herren auf die Bühne und haben den Star des Abends in ihrem Schlepptau: ALBERT HAMMOND. Während er noch zum Mikro tritt, erklingen wohl bekannte Gitarrenklänge und dann tobt das kleine Areal aus dem Stand, um „Everything I Want To Do“ zu feiern, sowie diesen freundlichen Sänger auf der Bühne, der in den nächsten reichlich zwei Stunden runde 30 (in Worten: dreißig) Hits am Stück auf eine sehr persönliche Weise abspulen wird. Ich genieße es, diesen Typen da vorn erleben zu können, der mal fix „Down By The River“, eine ganz frühe Öko-Hymne, hinterher schiebt. Auf diese Weise beginnt er sein Konzert mit zwei seinen eigenen großen Welterfolge ….
…. um sich von jetzt an durch das umfangreiche Songmaterial seiner Kundenkartei zu singen. Ganz nebenbei sagt er noch, man würde ihm immer vorgeworfen haben, meist Cover-Songs zu singen, aber, so meint er grinsend „es sind alles nur meine Lieder“ und genau das hören wir jetzt. Er singt „Careless Love“, das er für Roy Orbison schrieb, und einen Moment glaube ich wirklich, dessen Stimme zu vernehmen und er gibt uns „I Dont Wonna Live Without You“, fast so, als wären wir bei einem Konzert von Chicago.
Er kündigt an, mit uns allen auf eine Zeitreise gehen zu wollen und er startet wirklich einen ganzen Block jener legendären Melodien, die die 1960er Jahre, die meine wilde Jugend waren, prägten. Er „trällert“ uns „Little Arrows“ (Kleine Pfeile), das er Leapy Lee schrieb und diesmal trällere ich mit, denn ich habe ein Text-Deja Vu. Gleiches geschieht mir bei „Freedom Come, Freedom Go“, das durch die Fortunes bekannt wurde und spätestens mit „Gimme Dat Ding“ (The Pipkins) ist alles zu spät. Die kleine Bühne tobt und rockt das Areal und eine der Damen, die schon aus der zweiten Reihe heraus mit ihm laute Konversation betreibt, steht plötzlich ganz allein tanzend vor ihm und schwenkt im Freudentaumel ihre LP-Hülle, die sie mit ihren Händen nach oben hält. Irgendwie beneide ich sie, die ihrer Freude und ihrem Glück so völlig frei und ungezwungen Ausdruck verleihen kann. Es ist einfach nur schön und sehr natürlich. Klasse!
Publikum und Sänger sind längst zu einem Ganzen verschmolzen, denn ALBERT HAMMOND versteht es blendend, zwischen seinen Liedern zu moderieren und die kleinen Geschichten zu erzählen, die dazu gehören. So versteht man besser, warum er jenen Song für Johnny Cash, einen anderen für Steppenwolf schrieb und er eine alte Kamelle, die schon Tom Jones und Engelbert in die Mikrofone gehaucht hatten, nun auch noch Julio Iglesias überließ. Da schmunzelt das Auditorium hörbar, um Sekunden später beim „Peacemaker“ wieder voll aus dem Häuschen zu sein.
Zwei Künstlerinnen stellt er spürbar besonders heraus. Über Tina Turner spricht er von einer sehr „incredible woman“ und für Diana Ross findet er ähnliche besondere Worte, ehe er uns seine Version von “I Don’t Wonna Loose You“ förmlich zelebriert und dann sogar noch „One Moment in Time“ anhängt, das er für Whitney Houston schrieb. Da blieb mir dann doch die Spucke weg, zu spüren, wie ALBERT HAMMON seinen eigenen Song fühlt und was als Welthit daraus wurde. Das hatte schon was von Erhabenheit und das war auch exakt der Moment, bei dem der Volksmund meint, man solle eigentlich aufhören, wenn es am schönsten ist …..
…. um dann doch genau so schön und stimmungsvoll weiter zu machen. Es ist auch diese emotionale Abendstunde und die intime Atmosphäre, die hier jeden begeistert und als ALBERT HAMMON endlich sagt, „Come a little bit closer, please.“, ist Sekunden später die Bühnekante dicht umringt. Jung und alt nebeneinander, das war schon erstaunlich, und eine der jungen Ladies, bestimmt noch keine 20 Jahre auf diesem Planeten, singt neben mir stehend „I’m A Train“ und die ganze „Free Electric Band“ textsicher von vorn bis hinten mit. Aber hoppla!!
Wir sind im Zugabenteil oder in einer Englisch – Singestunde, das weiß ich nicht so genau. Die Kleine neben mir hat auch den Text von „It Never Rains (In Southern California)“ drauf, aber bei „The Air That I Breathe“, das einst die Hollies zu Weltehren sangen, bin ich ein wenig mehr im Vorteil und gemeinsam singend geht dieser bezaubernde und stimmungsvolle Abend, ich direkt auf dieser Bühnenkante sitzend, seinem Ende entgegen. Noch ein kurzes Winken von der Bühne, die Band und der Sänger ziehen sich hinter den Vorhang zurück und dann ist Schluss. Wenig später schon sitzt ALBERT HAMMOND ein wenig seitlich der Bühne und schreibt geduldig ganz bestimmt mehrere hundert Mal seinen eigenen Namenszug auf Fotos, CD- und Plattenhüllen, Poster sowie Eintrittskarten. Ein Weltstar zum Anfassen und Ansprechen und die Security wie ein Teil der großen Familie. So würde ich gern noch Bob Dylan erleben wollen, die Byrds, Pete Seeger und ….. man wird ja wohl noch ein paar Träume dürfen?
Den Abend könnte man zusammenfassend als, „Er kam, sah und singte“ in Stein meißeln oder von mir aus in Vinyl pressen lassen. So gelöst, so locker und so freundlich plaudernd, habe ich selten jemanden agieren sehen. Es gab sogar jenen Moment, da er von der Bühne nach unten und direkt in die Reihen stieg, um sich eine extra Portion Euphorie von seinen Fans abzuholen, die diesen Abend in vollen Zügen inhalierten und teilweise wohl auch auf Wolke sieben schwebten. Er selbst hatte sichtlich viel Vergnügen daran und zeigte sein ungläubiges Staunen ganz offen.
Als es dann zu später Stunde doch ganz vorsichtig aus dem Leipziger Himmel zu regnen beginnt, ist mein LP-Cover längst mit seinem Namenszug verziert. Im nächsten Jahr will er wieder hier sein, sagte er noch. Diese Entscheidung wird mir sicher sehr leicht fallen.
Für mehr Fotos darf ich euch auf meine Seite bitten: http://www.mein-lebensgefuehl-rockmusik....%20in%20Leipzig
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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