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DIE SONNENFINSTERNIS 2015

in Off-Topic 20.03.2015 18:13
von HH aus EE | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte

Die Sonnenfinsternis.... ( 20.03.2015)

.... bescherte heute vielen einen besonderen Tag. Die Natur schenkt uns eines ihrer ewigen Geheimnisse – eine Sonnenfinsternis. Die Medien sind voll davon und überschlagen sich wegen der „SoFi“. Alle sprechen, reden und schreiben von der „SoFi“. Ist das nicht toll? Heute lernen tausende junge Menschen, dass es so eine „SoFi“ gibt und vielleicht auch, wie sie entsteht. Das Wort „Sonnenfinsternis“ kommt dabei nicht vor und so glauben tausende junge Menschen, dass „SoFi“ eben so heißt, wie man sagt. Wir sind schon soweit, dass wir die Sprache unserer Kinder selbst offiziell verkürzen und wundern uns dann bei der nächsten Pisa-Studie, dass sie so reden und natürlich auch so schreiben. Ganz nebenbei werden dabei auch die Denkwege verkürzt – das Gehirn schrumpft – und alles wegen einer Sonnenfinsternis und weil man dieses lange Wort nur schwerlich aussprechen möchte!

Ein herausragendes Ereignis war die Sonnenfinsternis vom 11. August 1999. Damals sind wir schon kurz nach Mitternacht mit dem Auto nach Süden gestartet, um das seltene Jahrhundertereignis im Kernschatten der Sonne zu erleben, der sich von Stuttgart nach München bewegen würde. Genau in dieser Schneise liegt Göppingen und dort haben wir Freunde, die uns eingeladen hatten. Wir kamen am frühen Morgen dort an, haben gemeinsam ein Frühstück nach Art der Schwaben genommen und sind dann auf einen nahe gelegenen Hügel gefahren, um von dort alles gut beobachten zu können. Ich kann mich noch genau erinnern, wie sich der Mond langsam vor die Sonne schob und es Stück für Stück duster wurde. Als dann der Mond die Sonne vollständig verdeckt hatte, wurde es in der Natur plötzlich eigenartig leise und Vögel, die man eben noch hören konnte, waren plötzlich stumm (weil sie meinten, dass es Nacht wird). Man konnte förmlich spüren, wie der Schatten heran raste und uns in eigenartiges Dunkel hüllte. Es schien so, als hielte alles ringsum für lange zwei Minuten den Atem an. Dieses Gefühl habe ich von dort mitgenommen und auch den seltenen Blick auf die total schwarze Sonne mit dem „Diamantenblitz“ an der Seite, der uns trotz einiger Wolken vergönnt war. Eine weitere und vor allem totale Sonnenfinsternis werde ich nicht erleben, denn die findet hier erst wieder im Jahr 2081 statt.

Einen „Diamantenblitz“ wie 1999 wird es heute nicht geben, denn der Kernschatten rast nur über den Norden Europas. Dort soll aber das Wetter so mies sein, dass die dorthin Gereisten schlechte Karten haben könnten. Da ist es klug, zu Hause zu bleiben und das 75%-ige Ereignis mit meiner originalen Schutzbrille von 1999 ansehen.

Kurz vor Blankenburg schmiegt sich eine Wiese an die Südhänge der Hügel. Ein guter Platz, um die Bundesstraße zu verlassen, denn die Sonnenfinsternis ist gegen 10.00 Uhr bereits in vollem Gang. Ein Blick zur Sonne, natürlich durch die Spezialbrille, zeigt, wie sich der Mond bereits zwischen Erde und die Sonne geschoben hat und einen Teil verdeckt. Es wird noch eine reichliche halbe Stunde dauern, bis gegen 10.45 Uhr die maximale Verdeckung der glühenden Sonnenkugel erreicht sein wird. Das Wetter ist, vom Dunst über dem Harz mal abgesehen, traumhaft schön. Kein Wölkchen weit und breit zu sehen und nur der kühle Wind erinnert in diesen Minuten an das noch junge Frühjahr.

Während die Prozedur am Himmel abläuft, ist davon hier eigentlich nichts zu spüren. Die Sonne am Himmel leuchtet grell und der Verkehr auf der nahen Bundesstraße rollt unentwegt weiter. Da stehen wir auf dem Feldweg, über den die kleine Lily hin und her flitzt, und ein Radfahrer fährt stur an uns vorüber, als fände da gerade kein besonderes Ereignis statt. Ich versuche, mit allen möglichen Tricks unser Zentralgestirn zu überlisten, halte bunte Folien vor die Linse, nur um ein halbwegs brauchbares Amateurfoto zustande zu bringen. Die Welt tickt unentwegt weiter und niemanden stört es, dass da so ein kleines Männchen zwischen den grünen Wiesen steht und in den blauen Himmel glotzt, um einen Moment von der Sonnenfinsternis zu erhaschen.

Gegen 11.00 Uhr ist zwar noch nicht alles vorüber, aber Überraschungen sind auch nicht mehr zu erwarten. Zum Abschluss des Vormittags, und um dem Rentner in mir eine Freude zu bereiten, bleibt der Blechfreund am Ortseingang neben der Bratwurstbude mit dem Holzkohlegrill stehen. Was gibt es Schöneres auf dieser Welt, als teilweise Sonnenfinsternis mit Bratwurst! Ob die nach Skandinavien zur Sonnenfinsternis gereisten das Ereignis auch mit so einer echten Thüringer Rostbratwurst abschließen können, darf bezweifelt werden. Dies war jetzt meine dritte Sonnenfinsternis nach 1999 und einer, die ich irgendwann in den 1960er Jahren mit meinem Vater bestaunt hatte. Die nächste partielle findet erst 2026 statt und wenn mir dann nichts Besseres einfällt, werde ich meine Schritte wieder auf einen Feldweg lenken, um noch einmal das Besondere eines solchen Tages zu genießen.

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 20.03.2015 18:15 | nach oben springen


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