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Gedanken im Advent (16.12.2014)
Es ist wieder Weihnachtszeit und als Höhepunkt bald auch Heiliger Abend. Zeit für Geschenke, für Überraschungen und für so manchen auch Zeit der Besinnung.
Die Erfahrungen der letzten 25 Jahre haben mich gelehrt, dass die Weihnachtszeit erst nach dem Totensonntag beginnt, weil dann die Lichter- und Glimmerketten über die Bäume in den Vorgärten herfallen und die Konturen von Häusern mit selbigen „geschmückt“ werden. In den Fenstern stehen Schwibbögen, Nussknacker, Räuchermännchen und es ist Erzgebirge allerorten. Die Einkaufstempel haben jetzt noch länger geöffnet und direkt davor, daneben oder rundherum hasten die Menschen über Weihnachtsmärkte. Beide, Weihnachtsmärkte und Einkaufstempel, locken mit „Sonderangeboten“ und die Massen hetzen dorthin, um ein „Schnäppchen“ zu erhaschen. Weihnachten ist seit 25 Jahren vor allem die Zeit, in der man Geschenke kaufen muss, um, von Elektronik bis zu Klamotten, am Ball zu bleiben. Von Heimlichkeit und Bastelstunden, von spannender Suche und liebevollen Aktivitäten in den Abendstunden, redet kein Schwein. Wir können ja jetzt alles – Gott sei Dank? – kaufen. Shoppen ist des Bürgers Pflicht und Seeligkeit geworden und die Mangelwirtschaft von einst muss als billiges Alibi dafür herhalten. Als ob wir damals nicht auch liebevoll zueinander gewesen wären?
Vielleicht ist das andere, das „alte“ und traditionelle Weihnachten, etwas, was viele schon vergessen zu haben scheinen bzw. gar nicht erst kennengelernt haben. Ein paar Stunden der Entschleunigung, Zeit für die Familie, für Freunde, die Lieben und auch für sich selbst, ist beinahe irgendwie auf der Strecke oder im „Gesichtsbuch“ hängen geblieben. Wir sind gerade wieder einmal dabei, das alles auf dem „Altar des Umsatzes“ und der Selbsttäuschung zu opfern - oder täusche ich mir nur?
Doch es gibt Dinge in diesem Leben, die kann man sich nicht einfach mal so kaufen, um sie dann, von Verkäuferinnen schön eingepackt, zu verschenken. Einige Werte kann man nur verschenken, wenn man wirklich will und das Schenken ehrlich meint. Etwas Zeit und Hinwendung vielleicht, Achtung und Liebe und manchmal auch ein Stück eigenes ICH, das jemand dringend als Hilfe in unsicheren Zeiten benötigt. Den eigenen Blick dafür zu schärfen und sich zu besinnen, sich nicht im Kaufrausch selbst zu ersäufen, auch das kann Inhalt und Sinn des Festes sein. Zumindest glaube ICH das und um das zu erkennen, muss man nicht zwangsläufig gläubiger Christ und getauft sein. Es genügt manchmal auch schon, seine eigenen Gefühle zu erkennen, sich zu ihnen zu bekennen und ihnen zu folgen in Zeiten, in denen es zum Zwang geworden ist, „cool“, „hip“ und „chick“ zu sein. So ein „gefällt mir“ Häkchen ist schnell gesetzt, eine Stunde Zeit zum Reden oder Zuhören benötigt eben eine ganze Stunde Zeit.
Mir selbst fällt es jedes Jahr und von Mal zu Mal schwerer, etwas zu finden, um es am Heiligen Abend zu verschenken. Vor allem in den letzten Jahren ist mir auch deutlicher geworden, dass mir Materielles nur noch bedingt den Genuss verschafft, den ich mir wünsche und um anderen ein liebevolles kleines Geschenk zu bereiten. Weil meine Zeit mit der Zeit immer knapper zu werden beginnt, gebe ich mir Mühe, etwas von meiner eigenen Zeit, in Form von Zuwendung, zu verschenken. Menschen, die mir wichtig sind, sollen spüren, dass sie mir wichtig sind und deshalb werde ich sie ein Mal mehr in meine Arme nehmen. Ich möchte spüren und spüren lassen, dass ich für sie da bin. Ohne Einschränkungen und nicht nur zur Weihnachtszeit. Meine Gedanken sind immer öfter bei Menschen, die mir wichtig sind: Die Lieben in meiner nächsten Umgebung, meine Kinder, meine Enkel, mein Freund David in Schottland und all jene, die mich glücklich machen, weil sie (noch) hier sind. Ich denke an meinen „alten Herrn“, an jene, die schon gegangen sind, und versuche mir vorzustellen, was die zur heutigen Welt und zur Weihnachtskultur sagen würden.
Was also verschenken und wo bekomme ich dieses „Es“ her? Wahrscheinlich wird es kommen, wie in all den vergangenen Jahren auch. Ich werde wieder nichts suchen. Weder in einem der kleinen Läden, noch im überquellenden Supermarkt. In den letztgenannten werde ich wahrscheinlich nicht mal hinein gehen, weil mir darin, im übertragenden Sinne, einfach nur noch schlecht wird. Einige meiner Lieben werde ich überraschen, weil sie nichts ahnen. Einigen werde ich ein paar besondere Zeilen widmen, die sie nicht kennen. Ich werde einige umarmen und mich freuen, dass ich ihnen nah sein darf und dass wir uns haben. In einigen Fällen werde ich, der neuen Entfernung wegen, das Telefon nutzen, um deren Stimmen zu hören. Wie in jedem Jahr, ist ein Weihnachtsstollen von hier nach Schottland auf die Reise gegangen, weil ich inzwischen weiß, wie unheimlich süß die Schotten naschen können.
Es gibt so viele individuelle und sehr persönliche Wege, Freude zu verschenken und keiner dieser Wege führt zwangsläufig durch eine Shopping-Meile. Lasst uns die Vorfreude genießen, indem wir für besondere Menschen etwas Besonderes anstellen, um in der Stunde der Bescherung oder zu einem späteren ZEITpunkt, das Leuchten in ihren Augen zu bewundern. In diesem Sinne Euch allen eine wunderschöne verbleibende Vorweihnachtszeit und denkt vielleicht daran, „so viel Heimlichkeit in der Weihnachtszeit“ ist allemal das größere Geschenk, als wir mit Geld, so wir genug davon hätten, jemals kaufen könnten.
Der Pastor würde jetzt „Amen“ sagen. Ich wollte auf meine Art nur DANKE sagen für die Zeit, die ich bisher mit vielen von Euch verbringen durfte. Sie ist Euer schönstes Geschenk für MICH.
www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
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