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3x Bluestime zu Jahresbeginn

in Konzertberichte 2019 und älter 12.02.2019 09:25
von SN-Nittel | 329 Beiträge | 724 Punkte

Hallo Mission Bühnenrand Freunde,
Mal paar Worte zu den ersten Blues, Rock und Musikerlebnissen 2019.

Es sind 3 Muggen, eigentlich eine Musikrichtung (Blues+Rock) mit 3 unterschiedlichen Vorzeichen.
Gestandener Bluesrock, neue Gesichter in der Szene und eine Band die ihr eigenes Ding macht. Persönlich hat jedes dieser Konzerte ihren eigenen Charme, auch durch die Location bedingt. Aber jedes war interessant und gibt Hintergründe der Szene preis, die mir ebenso wichtig ist. Hauptaugenmerk bleibt aber die Musik und der Zuhörer mit seiner Begeisterung. Und wie sich die Band verkauft oder besser gesagt ob sie in der heutigen Zeit glaubwürdig bleibt.
Vorige Woche las ich bei Nobert Leisegang (Keimzeit) im Interview, das die Musikszene noch nie so angepasst war wie in der jetzigen Zeit. Das muss ich leider teilweise bestätigen. Mich freut aber das es nicht ganz so schlimm m Blues ist. Trotzdem können viele kaum noch überleben. Da gab es schon gute Artikel in Fachzeitschriften, die es ja auch selbst schon schwer haben.
Hier zeigt sich aber auch das Dilemma was die ganze Musikszene betrifft….schnelle Oberflächlichkeit regiert zunehmend und Qualität bleibt auf der Strecke. Leider auch so mancher Musikartikel wird nicht geschrieben oder bleibt irgendwo in den Weiten des Internets verborgen. Ein Like ist schnell gemacht….5 Sätze geschrieben leider nicht. Schade.
Schreiben und Lesen wird langsam zum Problem. Das betrifft leider so viele Foren hier.
Nun aber paar Sätze zu den Muggen:

19.01.2019: Hamburg Blues Band mit Chris Farlowe in Affalter / Erzgebirge
Endlich ging es wieder mal nach Affalter in die Linde zu der Hamburg Blues Band mit Chris Farlowe und Krissy Matthwes. Gert Lange, Bluesurgestein und Chef der Kiezjungs, ist ja bekannt das er einige altgediente Gastmusiker mit auf die Bühne holt.
Diesmal war Chris Farlowe dran. Dazu der junge Ausnahmegitarrist Krissy Matthwes, der schon seit einiger Zeit dabei ist. Ich persönlich kannte die Zusammenstellung Live noch nicht und freute mich drauf. Natürlich hab ich die Band schon x-mal erlebt. Sie sind für mich sowas wie die „Engerlinge“ des Westens.
Also ab bei kalten Winterwetter in Erzgebirge und das taten auch so um die 300 Fans, die den alten Dorfsaal sehr gut füllten. Erstmal ging es in Kneipe mit Trinke, Essen, Fachsimpeln. Nach 9 wurde es dann langsam unruhig und die Jungs aus dem Norden machten ihr Ding. Der erste Teil gehörte wie immer der alten Band mit Sänger Gert Lange an der Spitze. Dazu Krissy mit seinen Riffs an der E-Gitarre, Hans Wallbaum an den Drums und Michael Becker am Bass. 35Jahre Hamburg Blues Band…da kommt einiges zusammen an Songs und somit gab es wieder viel englischsprachigen Blues weit weg von Klischees und mit viel Tradition. Man merkt den Jungs an, das sie sich mit der Szene und der Musik indentifizieren. Gert Lange mit seiner rauchigen Stimme konnte wieder mit seiner ganz eigenen Art als Chef der Band überzeugen. Wie meist in den letzten Jahren tritt er im 2.Teil etwas zurück und ließ seinen Gast Chris Farlowe den Vortritt. Trotz seinen Alters von 77 konnte er mit kraftvoller Stimme und Energie überzeugen. Das war schon ok. Dazu immer wieder die harten Bluesrock-Gitarreneinlagen vom Jungspund Krissy Matthews. 3 generationen agb sich hier die Ehre auf der Bühne und es wirkte sogar sehr harmonisch. Natürlich gab es auch Klassiker von den Stones oder Peter Green zu hören. Den Zuhörern im Sall, natürlich viele ältere Blueser, hat es gut gefallen. Applaus war keine Seltenheit.
Der Blues lebt jedenfalls noch und das ist gut so. Talente gibt’s auch noch….also ging es zufrieden nach Hause. Hamburg Blues Band….die Wessis aus Hamburg sind auch mein Geschmack. Auf Wiedersehen.

03.02.2019: Blues Caravan mit Ina Forsman, Ally Venable und Katarina Pejak. in Lichtentanne / St.Barbara Zwickau
Der Blues Caravan tourt wieder mal zu Jahresbeginn durch unsere Lande und bringt frischen Wind in die Szene. Thomas Ruf schickt ihn, glaube ich, seit 2005 auf Reisen.
Das ursprüngliche Konzept war ja, in der Bluesszene junge talentierte Künstler bekannt zu machen. Ich verfolge es fast seit Beginn und einige Musiker haben es auch schon zu etwas gebracht. Zum Beispiel Ana Popovic, Ansley Lister, Erja Lyytinen oder Samantha Fish, aber auch manch bekannter Name bereicherte bereits die Touren. Bernard Allison, Candye Kane oder Shakura S´Aida seien hier genannt.
Für mich persönlich war in all den Jahren Joanne Shaw Taylor das größte Talent mit der besten Debüt CD. Im Jahre 2009, glaub ich, war sie da und aber auch die Zickigste..., mittlerweile hat sie viel verspielt.
2019 kamen wieder drei junge Damen an den Start, Ina Forsman bereits zum 2.Mal..., dazu Ally Venable & Katarina Pejak.
Dass man nicht den perfekten Musikgenuss erwarten kann, sollte einem klar sein. Es geht ja um`s Reinschnuppern, Reinhören und Schauen, ob es was werden könnte. Alle drei Künstlerinnen sind sehr jung und können noch nicht alles bringen. Bei Ina Forsman merkt man jedoch schon eine gewisse Routine. Sie setzt auf ihre gesanglichen Fähigkeiten, die schon ganz gut sind, es geht in Richtung Soul und Jazz. Ich persönlich werde sicher nie ein Fan sein, aber Geschmäcker sind halt verschieden.
Die beiden anderen Mädels setzen zu ihren Stimme noch auf ein Instrument. Die Serbin Katarina Pejak am Piano hat dazu eine sanfte Stimme. Ganz ordentlich. Ally Venable aus den USA war für mich die Rockigste in der Truppe. Zunächst wirkte sie an der Gitarre etwas zurückhaltend, aber als sie als Frontfrau an der Reihe war, konnte sie richtig loslegen..., da waren echt gute Ansätze dabei.
Musikalisch wurde viel gecovert und auch eigene Sachen sind nicht zu kurz gekommen. Reinen Blues hörte man jedoch viel zu wenig und das bereits seit Jahren in unseren Landen, auch bei Blues Caravan. Schade. Was auch nicht gut ist… Das Publikum wird immer älter, obwohl die Musik sehr ok ist und echt handgemacht..., naja…

Für mich jedenfalls war der Caravan wieder ein Muss, um mal zu schauen, was kommt. Der Blues sollte weiterleben, aber es wird schwerer. Ich bin mal gespannt, ob man in 2 oder 3 Jahren die Namen der Künstler von 2019 noch kennt.
Trotz Schneefall, Winter und manchen Mühen hat sich der Ausflug nach Lichtentanne gelohnt. Das Team und die Location dort sind echt klasse und übrigens ihr Programm auch. Vielleicht verirrt sich ja mal ein Blueser mehr dorthin…

Joon Wolfsberg in der Kräuterkneipe "Zeitgeist" am 08.02.2019 - Rock + Bluestime
Joon Wolfsberg Band in Dresden - Joon Wolfsberg in der Kneipe "Zeitgeist"
Beides kommt nicht so oft vor und somit war es ein (Muss) Termin für mich.
Diese kleine (Konzert)kneipe, die hauptsächlich durch die „Engerlinge“ am Vorabend des 1.Mai ein Begriff in der Bluesszene ist, holte die Thüringer Blues- und Rockband nach Sachsen. Die Fahrt nach Dresden hat sich aus meiner Sicht jedenfalls gelohnt..., eine lockere Atmosphäre und rockige Klänge bestimmten den Abend.
Obwohl die Band jetzt in Erfurt zuhause ist, hat sie auch Wurzeln in Köln und besonders in den USA. Dort wurden nicht nur Songs aufgenommen, auch die Band lebte teilweise dort. In ihrer Musik ist der amerikanische Einfluss auch zu spüren. Mir persönlich ist die Band erst vor 4Jahren aufgefallen. Sie wirkt für mich sehr unabhängig und fällt in kein Muster der Szene rein. Ostblues Nein….Westblues Nein. Leider gibt’s den Unterschied noch. Warum? Kaum eine Musikszene war so verschieden in den 70iger und 80iger bis zur Wende. Und das wirkt schwer nach.
Die Joon Wolfsberg Band hat sich mittlerweile in den Ostlanden einen guten Namen gemacht. 2017 in Vollmershain und 2018 Altzella sind z.B. Hausnummern, wo sich die Band präsentierte. Hier im "Zeitgeist" war die stimmgewaltige Frontfrau wieder mal mit leicht souligem Touch das Aushängeschild der Band. Auch die anderen Mitglieder der Band müssen sich keineswegs verstecken. Die Formation wirkt gut eingespielt, harmonisch und hat einen Sound, der ziemlich kernig klingt. Paar leisere Töne sind auch zu hören, aber die härteren Riffs überwiegen eher. Die Band hat auch schon einige CD produziert und kann voll und ganz bei Ihren Liveauftritten auf eigenes Material zurückgreifen. Da ist die Band schon einigen anderen Konkurrenten weit voraus. Jedenfalls konnte auch diesmal die Band mit Spielfreude überzeugen und der Freitagabend war angenehmer als in manchen anderen Dresdner Musikclubs. Ich wünschte mir die Band noch mehr in deutschen Landen touren zu sehen.
Ihnen gehört eigentlich die Zukunft in der kleinen Szene.





zuletzt bearbeitet 12.02.2019 19:53 | nach oben springen

#2

RE: 3x Bluestime zu Jahresbeginn

in Konzertberichte 2019 und älter 12.02.2019 20:25
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Zunächst erstmal herzlichen Dank für Deine Zeilen, lieber Steffen.
Du bist ja unermüdlich an den Bühnenrändern unterwegs. Deine Berichte haben Hand und Fuß. Die Fotos sind auch immer außergewöhnlich.

Deine einleitenden Worte treffen auch ins Schwarze. Oberflächlichkeiten nehmen immer mehr zu. Ein Like ist schnell gesetzt. Aber die Schar derer, die selber von den Muggen berichtet, wird immer kleiner. Man sieht es auch daran, dass viele Foren und Musikseiten im Web dicht gemacht werden. Viele gehen jetzt den einfachen und bequemen Weg weg über soziale Netzwerke. Da werden ein paar Fotos und vielleicht noch ein Video eingestellt und das wars dann. Was der Betreffende gefühlt , erlebt hat und wie er diesen Abend bewertet geht aus solchen Schnellschüssen leider nicht hervor. Mir persönlich geben solche reinen Foto- oder Videoschauen ohne entsprechende nachzulesende Zeilen nicht viel. Der Trend geht aber immer weiter in die Richtung.

Lesenswertes wird immer weniger und das ist zu bedauern. Nicht nur im Web auch in den Printmedien findet man immer weniger Berichte von Muggen. Das bedaure ich.
Ich weiß mich da auch nicht alleine: Es gibt die Leute noch, die richtige Konzertberichte schreiben und es gibt auch noch die Menschen, die sie lesen. Für alle diese Menschen ist zum Beispiel auch unser Forum eine Anlaufstelle. Mich persönlich freut es sehr, dass ich mit diesem Hobby nicht alleine stehe, sondern mich mit berichtenden Fans, normalen Konzertbesuchern und Musikern auch austauschen kann. Solange das klappt, ist die Szene noch lebendig. Sie mag zwar zahlenmäßig kleiner werden, aber solange es Idealisten wie Dich, wie Hartmut, wie Petra, Katja/Tina oder Günther und all die anderen gibt, lebt sie weiter.

Gruß Kundi


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