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Vor zehn Jahren - OMEGA an den Elbterrassen in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 12.08.2017 08:37
von HH aus EE | 1.042 Beiträge | 2522 Punkte

Inzwischen ist das Ereignis zehn Jahre her. Der Abend gehört zu jenen Momenten in meinem Leben, der einige Weichen neu gestellt hat. Diesen und ein paar anderen Augenblicken verdanke ich die Bekanntschaft mit Menschen, die mich ein Stück begleiteten oder es noch immer tun: Petra, Kundi, Laci, Ralf und Fred vom Rockradio. Alles Gründe, hier an dieser Stelle noch einmal in Dankbarkeit daran zu erinnern, denn ohne diese Begegnungen und Erfahrungen, wären die letzten zehn Jahre meines Lebens anders verlaufen:

Omega live am Elbufer in Dresden (10./11.08.2007)

Auch wenn ich mich schon zu DDR-Zeiten für fast jede neue Spielart von Rockmusik interessiert, jede mögliche neue Platte gekauft und jedes irgendwie erreichbare Konzert besucht habe, sind mir einige Größen jener Tage als Live-Erlebnis nicht vergönnt gewesen. Ich sah ein Konzert von Skorpio und ein weiteres von General in Riesa. Ich ließ mir die Platten und Poster signieren und erlebte Locomotiv GT, das Collegium Musicum sowie den grandiosen Czeslaw Niemen live in Dresden. Eines der Konzerte von Omega oder gar Illes zu sehen, war mir nicht vergönnt. Erst als OMEGA die Freilichtbühne Landsberg eroberte, 2007 erstmals im Nachwendedeutschland, war ich einer von denen, die das erleben wollten und konnten. Dass ich nur ein Jahr später eine weitere Begegnung mit der Band haben würde, konnte ich damals nicht einmal ansatzweise ahnen.

Die Möglichkeiten des Internets und daraus resultierende Bekanntschaften sind „schuld“ daran. Durch eine solche Bekanntschaft, ich nenne ihn mal Peter, treffe ich einen Tag vor dem Konzert von OMEGA am Elbufer auf einige deutsche Omega-Fans, die offensichtlich einen direkten Draht zur ungarischen Band hatten (und haben). Mit den Omega-Freunden Laci, Ralf, Peter und noch einigen anderen, gehe ich gemeinsam zu einer Gaststätte, um dort auf die Musiker zu warten und den Abend gemeinsam zu verbringen. Ich fühle mich in diesen Stunden wie in einem Rausch, wie in einem Film, dessen Bilder an mir wie surreale Fetzen vorbei huschen, so als wären sie nur ein Traum. Sind sie aber nicht und ich bekomme sogar die Möglichkeit für ein Fotos mit dem Schlagzeuger der Kultband. Dass Sänger Mecky und Gitarrist Elefant erst am nächsten Tag kommen werden, tut meiner Freude keinen Abbruch. Ich lasse mir die Autogramme der anderen drei Musiker (Ciki, Misi & Laci) auf einige Mitbringsel geben, bevor wir alle zur offiziellen Autogrammstunde ins Kino „Schauburg“ zu Fuß gehen. Dort bleibe ich im Hintergrund, beobachte in Ruhe das Geschehen und staune, wie sich die Fans um ein Autogramm der Musiker bemühen. Danach fahre ich aufgewühlt nach Hause, freue mich auf das Konzert am nächsten Tag und hoffe, dann noch die Unterschriften von Mecky und Elefant auf die Poster und Platten-Cover zu erhaschen.

Nur 24 Stunden später treffe ich die gleichen Leute in der Elbestadt wieder. Vom gegenüber liegenden Ufer grüßt die historische Kulisse von Dresden mit der Frauenkirche, dem Schloss und der Semperoper mit der Elbe davor. Vor mir die Absperrung des Konzertgeländes mit der Bühne und den Rängen, die noch leer sind. Zu meiner Überraschung dürfen wir alle schon vor dem offiziellen Einlass hinein. Auch diesmal bewähren sich die Kontakte von Laci, einem gebürtigen Ungarn, der in Berlin lebt. Während des Sound-Checks stehe ich direkt vor der Bühne und bemerke zum ersten Mal, dass mit Tamàs ein zweiter Gitarrist zur Band gehört – und was für einer! Der Mann ist ein wahrer Hexer auf seinen Saiten und das mit einer Leichtigkeit, die Elefant beinahe blass aussehen lässt. Mit einigen anderen suche ich mir einen Platz ganz oben, um das Geschehen in aller Ruhe beobachten zu können. So langsam füllen sich die Ränge und zur Abendstunde beginnt die Show mit SID als Vorband. Geschätzte 3.000 Fans erleben einen tollen Support und eine zierliche Dame am Bass, die zum optischen Mittelpunkt bei der Band wird und außerdem an ihrem Instrument glänzt. Etwas später wird Katy Zee Mitglied im Line-Up von OMEGA sein. Doch das ahnt an diesem Abend in Dresden auch noch niemand.

Meinen ganz persönlichen Höhepunkt des Abends allerdings verschafft mir Laci noch vor dem Konzert von OMEGA. Er ist auch derjenige, der im Hintergrund viele Fäden zu sortieren scheint. Er bittet mich, ihm zu folgen. Also gehe ich brav hinter ihm her, die Stufen herunter, direkt zum Backstage-Eingang neben der Bühne. Hier sammelt er noch Fred von Rockradio.de ein und dann bittet er uns, drinnen zu warten. Kurze Zeit später erscheinen Mecky und Elefant. Ich komme aus dem Staunen nicht raus und kann mir in alle Ruhe jedes einzelne Stück, Autogrammkarten, Poster und Plattenhüllen, von beiden signieren lassen. Anschließend hat Fred noch Zeit, beide Musiker für seine Sendung „Freddy’s Reise“ zu interviewen. Zu zweiten Mal binnen vierundzwanzig Stunden fühle ich mich wie im Traum, ziehen die Bilder wie unrealistisches Geschen an mir vorüber. Erst als ich wieder oben über den Rängen sitze und meine signierten Mitbringsel bestaune, kann ich ganz langsam mein Glück begreifen. Ähnliches werde ich in den kommenden Jahren noch öfter erleben, denn seit diesem Abend gehöre auch ich zu denen, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Omegafreunde“ tragen und den deutschen Manager von Omega, Tibor Nagy, treffen, der sich zu meinem Erstaunen als guter Bekannter herausstellt. Als ich selbst noch Konzerte organisierte, war Tibor Manager von Prinzip und Familie Silly und beide hatte ich zu meinen ROCK-MIX - Konzerten in Elsterwerda auf der Bühne. Sachen gibt’s!

Im Gegensatz zu Landsberg, hat der Wettergott in Dresden ein Nachsehen. Es ist ein angenehmer, ja fast sommerlicher Abend, als die Klänge des Radetzky-Marsches als Intro über die Ränge marschieren. Unten vor der Bühne tobt die Menge und auf den Rängen wird gejubelt. Ganz oben sitzend, genieße ich den Augenblick, weiß aber auch schon, dass ich zukünftig da unten stehen und Hautkontakt fühlen möchte. Denen da oben in die Gesichter zu sehen sowie den Druck aus den Boxen zu spüren, inmitten der ersten Reihen zu stehen, das ist Rock’n’Roll. Im Variete kann ich sitzen, wenn ich alt bin.

Dann kracht es endlich mit „Nem Tudom A Neved“ (1975) aus den jüngeren und „Babylon“ (1987) aus älteren Jahren der Band. OMEGA rocken auf der Bühne, wie man es von ihren Platten kennt. Die Band spielt eine gute Mischung aus verschiedenen Phasen. Mir gefällt die lange Fassung von „Metamophozis II“, die ich heute zum ersten Mal live genieße und immer wieder schaue ich von hier oben, wie Sänger Mecky die ganze Breite der Bühne während der Show auslotet. Der Vorteil von hier oben ist, dass man die Laser-Lichtshow vor dem nächtlichen Panorama der Elbestadt in voller Schönheit genießen kann. Da bin ich nun also ganz langsam in die Rocker-Jahre gekommen und darf mit den Hungaro-Rockern aus Budapest deren 45-jähriges Bestehen in der Sachsenmetropole feiern. Ein tolles Gefühl!

Auf den obersten Rängen sitzend, kann ich die Show zum ersten Mal genießen. In Landsberg, ein Jahr zuvor, war ich noch viel zu aufgekratzt dafür. Ich lasse die Songs in ihrer Live-Version auf mich wirken und freue mich über kleine instrumentale Finessen der Musiker. Noch immer tuckert unten einer der Dampfer hinter der Bühne vorbei, aber das Konzert neigt sich dem Ende entgegen. Schon möchte ich mich entspannt zurücklehnen, da geschieht doch noch ein kleines Wunder. Unten erklingt der Chorus vom „Mädchen mit Perlen im Haar“, da betritt doch tatsächlich Altmeister Frank Schöbel diese Bühne und steigt singend neben Mecky ein. Kann sein, dass ich mich täusche, aber ich glaubte zu erkennen, dass der ein wenig überrascht war, plötzlich den ehemaligen DDR-Entertainer neben sich zu sehen. Dennoch empfinde ich das Ganze als eine schöne Geste und die Schöbel-Version ohnehin stimmiger als die „White Dove“ (1995) der Scorpions, die Stimmung und Emotionen des ungarischen Originals nicht annähernd einzufangen vermögen.

Egal, hinter mir liegt ein wunderschönes Konzert mit Omega, vor mir noch viele weitere Erlebnisse mit der Band. Doch davon ahne ich in diesen Momenten noch nichts. Ich bin einfach nur glücklich und bis oben hin voll mit Adrenalin und Emotionen. Ich fahre durch das nächtliche Dresden nach Hause, viele schöne Momente im Hinderkopf und ein paar unterschriebene Mitbringsel in meiner Tasche. Der alte Rocker in mir ist wieder auf der Piste und wird in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen langsam beginnen, seine Erlebnisse und Gedanken aufzuschreiben und eine Menge nachzuholen. Das Erlebnis OMEGA in Dresden und einige andere Konzerterlebnisse bilden nun einen Neubeginn.

Angefügte Bilder:
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www.mein-lebensgefuehl-rockmusik.de
zuletzt bearbeitet 12.08.2017 08:38 | nach oben springen

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RE: Vor zehn Jahren - OMEGA an den Elbterrassen in Dresden

in Konzertberichte 2019 und älter 12.08.2017 12:41
von Kundi | 3.250 Beiträge | 7335 Punkte

Damit hast Du mir eine Riesenfreude gemacht, lieber Hartmut.
An dieses Konzert erinnere ich mich nämlich sehr gerne. Es war für mich ein innerer Vorbeimarsch
OMEGA mal live und ganz aus der Nähe zu erleben. Wir standen in Dresden ganz vorne rechts an der Bühne.
Aber schon damals nervte mich der viele Bühnennebel. Der Besuch von FRANK SCHÖBEL war für mich der Tüpfelchen aufs i.
Wenn ich mich richtig erinnere, war SCHÖBEL zuvor zu einem Auftritt in Görlitz.

Vor dem Konzert hatte ich euch beide, also Peter und dich, oben auch eurem Platz besucht. So lernten wir uns erstmals persönlich kennen.
10 Jahre ist das her? Unglaublich!
Ich bin froh und dankbar für jede Sekunde Gemeinsamkeit und Freundschaft, die aus diesem ersten Kennenlernen gewachsen ist, mein Lieber.

Gruß Kundi


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